Stadt Steyr Verzeichnis der Häuser und Besitzer 1866

— 49 — action, noch ein Paar Klöster. Schon anno 1631 hatte nämlich Bernhard Graf v. Thonhausen aus Graz mit kaiserlicher Unterstützung oberhalb der Brücke in Steher- dorf 11 bürgerliche Häuser zur Erbauung eines Jesuiten-Collegiums erkauft, welches 1662, die Kirche aber erst 1678 und das Gymnasialgebäude 1681, vollendet worden ist. Im Jahre 1646 kamen durch Unterstützung der verwitweten Kaiserin Eleonora auch Cölestiner-Nonnen, welche aus Burgund vertrieben worden, hier an, in der Berggasse wurden Häuser für selbe angekauft, und von 1662 bis 1670 erfolgte die Erbauung ihres Klosters. Johann Maximilian Graf von Lamberg, Herr zu Orteneck und Ottenstein, auf Stöckern und Ammervang, welcher anno 1631 seinem Herrn Vater Georg Sig­ mund im Burggrafenamte zu Steher nachgefolgt war, erhielt anno 1663 vom Kaiser Leopold I. die Herrschaft Steher als Pfand, und anno 1666 durch Kauf als Fidei- commiß-Eigenthum; er mußte sich aber durch Revers für sich und seine Nachfolger verpflichten, daß er die Stadt Steher in ihren alten Rechten und Freiheiten schützen und mit keinerlei Neuerung, Holz- oder Kohl-Steigerung beschweren wolle. Im Jahre 1669 wurde von dem Vermächtnisse der Bürgers Ulrich Lichten- berger das Siechen- oder sogenannte Herrenhaus im Aichet erbaut; und 1679 bei herrschender Pest erkaufte die Stadt den Plautzenhof und richtete ihn zum Kranken­ hause ein.' Die dabei befindliche St. Annacapelle mit dem Benesiciatenhause wurde aber erst 1754 von dem Stadtrichter Bernhard Großrucker erbaut. 1675 geschah die feste Grenzbestimmung zwischen dem Burgfrieden der Stadt und des Schlosses nach der Grundlage der Marksteinbeschreibung von 1651 ; es wurden neue Marksteine gesetzt, um so den langwierigen, seit Jahrhunderten dauern­ den Streitigkeiten zwischen der Herrschaft und der Stadt Steher ein Ende zu machen. Am 8. August 1680, bei dem Einzuge II. Maj. des Kaisers und der Kaiserin, erwähnt die Geschichte zuerst einer förmlich organisirten und schön unifor- mirten Bürgermiliz, welche aus 4 Compagnien Bürgern und Bürgerssöhnen nebst Artillerie bestand; obwohl Bürgerbewaffnungen und eine bedeutende Zahl städtischer Kanonen bei feierlichen oder gefährlichen Gelegenheiten auch schon in früheren Jahr­ hunderten vorkommen. Anno 1687 wurde hier zuerst eine Gassenbeleuchtung ein­ geführt. 1692 wurde über Ansuchen des Stadtpfarrers Pater Roman Wahl der in der Nähe des Stadtpfarrhofes befindliche solid gebaute, aber nur mit Schindeln ge- oeckte, der Stadt gehörige Festungsthurm zur lltutznießung überlassen, und ihm die Bewilligung, auf seine Kosten einen versperrten Gang in den ersten Stock desselben vom Pfarrhofe aus sammt einer Altane errichten zu dürfen, gegen dem ertheilt, daß dieser die Dachung herhält, — aber, wenn ihn die Stadt zurückverlangen sollte, derselbe zu jeder Zeit wieder an die Stadt übergeben werden müßte. 1700 privilegirte Kaiser Leopold die montägigen Wochenmärkte und den zweiten (Michaeli-) Jahrmarkt. Im Jahre 1713 herrschte zum letzten Male die Pest; in den folgenden Jahren entstanden deshalb Denksäulen außer dem Pfarrthore (1820 in die Garstner Allee übersetzt) und am Schnallenberge das Messerer Kreuz (1848 in den Wiesen­ feldplatz) übersetzt. Am 29. August 1727 brach im Hause Nr. 269/21 in Ennsdorf Feuer aus und verwüstete fast diese ganze Vorstadt, die Enns- und Steyerbrücke, in der Stadt das fürstliche Schloß, den größeren Theil der Berggasse mit denr Cölestiner- Kloster, die Enge und am Stadtplatze die Häusör bis Nr. 28/29 und Nr. 103/126 hinauf. — Am 12. Februar 1736 war wieder eine große Ueberschwemmung, welche an Höhe der vom Jahre 1572 nahe kam. — 1741 im Kriege der Baiern, Preußen und Franzosen gegen unsere unsterbliche Kaiserirr Maria Theresia wurde Steher am 18. September von 4000 Mann Baiern und Franzosen besetzt, dann furchtbar ver­ schanzt, aber demungeachtet am 31. December von den Oesterreichern ohne Schwert­ streich wieder in Besitz genommen. — Am 9. Mai 1749 brannten inr Wieserfeld und in der Brrrderhausgasse 52 Häuser nebst dem Bruderhause ab. — Im Jahre 1765 begann der Umbau des Rathhauses im schönen italienischen Style. — 1773 hob 7

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