Stadt Steyr Verzeichnis der Häuser und Besitzer 1866

— 46 — Hofen an der Dbbs durfte seine Eisenwaaren nur von der Mauthstadt Steyer aus weiter verhandeln. Im Jahre 1397 war große Inquisition gegen mehr als 1000 Waldenser- Ketzer aus Steyer und der Umgebung; viele Verurtheilte wurden im Kraxenthale verbrannt, welche Ortschaft daher auch Ketzerfreithof genannt wird. Herzog Albrecht V. ertheilte der Stadt anno 1422 das Privilegium, höl­ zerne Markthütten zu errichten, und ein Rathhaus zu erbauen, auch in selbem Fleisch- und Brotbänke aufzurichten, wozu das Randolf'sche Haus mitten am Stadt­ platze erkauft wurde. Anno 1442 begann unter dem Baumeister Hanns Puchsbaum der Bau der großen Stadtpfarrkirche, welcher aber nach vielen Unterbrechungen erst 1630 ganz vollendet wurde. Die daneben befindliche Margarethenkirche kommt aber schon 1437 urkundlich vor. Unter Kaiser Friedrich III., von 1440 bis 1493, war für Oesterreich eine sehr traurige Zeit: bei fortwährenden Kriegen, Aufständen und Contributionen ver­ sanken Landescultur, Industrie und Handel. Die Stadt und Herrschaft Steyer waren während dieser Zeit meistens verpfändet, und da die Inhaber des Pfandes selbes gewöhnlich nicht mehr abtreten wollten, so mußte es der Landesherr meistens mit Sturm wieder eroberm Vorzüglich hart wurde die Stadt von dem Pfandinhaber Georg v. Stein mitgenommen, welcher, da selbe 1467 während seiner Abwesenheit durch kaiserliche Truppen unter dem Grafen v. Volkensdorf besetzt worden war, am 25. Jänner mit böhmischen Soldtruppen nach acht blutigen Stürmen die Vorstadt Steyerdorf eroberte und plünderte, dann Stadt und Schloß besetzte, bis ihn der kaiserliche Feldherr, Graf Ulrich von Grafeneck, wieder vertrieb. In dieser rauhen Zeit des Faustrechtes, in welcher auch die Sicherer Bürger selbst öfters auf Fehden auszogen, verfiel die Stadt sehr, und viele Häuser lagen in Ruinen. . Im Jahre 1472 kamen Dominikaner-Mönche von Krems hier an, erkauften das Losenstein'sche Haus am Stadtplatze und erbauten das Kloster nebst einer Kirche; die jetzige Kirche entstand aber erst anno 1642. Auf Befehl des Kaisers Friedrich erfolgte um das Jahr 1480 die ordent­ liche Befestigung der Stadt und der Vorstädte Ennsdorf und Steyerdorf mit Mauern, Gräben und festen Thorthürmen, wobei auch der Wachthurm am Taborfelsen ent­ stand. Am 22. September 1488 wurde zwischen dem Kaiser Friedrich und dem Könige Mathias von Ungarn auf dem Taborfelde ein Waffensüllstand abgeschlossen. b. Bon Kaiser Maximilian I. bis 1800. Unter des Kaisers Maximilian I. thatkräftiger Regierung von 1493 bis 1519 verschwand das barbarische Faustrecht und bei einer geregelteren Staatsver­ waltung blühte auch der Wohlstand unserer Stadt wieder auf. Er erlaubte derselben 1499, sich jährlich aus dem Magistrate, der damals aus dem Stadtrichter, sechs Bürgern des inneren und sechs des äußeren Rathes bestand, einen Btirgermeister zu wählen. Die erste Wahl fiel auf den gewesenen Stadtrichter Kaspar Flädarn. Im Jahre 1506 wurde die bürgerliche Schießstätte privilegirt. Die Stadt stand über- haupt bei Maximilian in großem Ansehen, erhielt von ihm noch mehrere Begünsti­ gungen , er wandte sich auch öfters um Gelddarlehen an selbe und verheiratete reiche Bürgerstöchter an seine Hofgünstlinge. Im Jahre 1511 erbaute der Bürger Hanns Lueger die Bruderhauskirche; das Bruderhaus selbst war etwas früher vom Kaiser Maximilian gestiftet worden, und wurde 1542 von dem Bürgermeister Hanns Fuchsberger mit Gülten und Gütern dotirt. Auch die Stiftung mehrerer geistlicher Beneficien, die aber jetzt, bis auf das Dreifaltigkeits-Beneficium der Schneiderzunft, entweder aufgehoben oder mit der Stadtpfarrkirche vereinigt sind, erfolgte um diese Zeit. Verheerend wirkte im 16. Jahrhundert in Steyer vorzüglich das Feuer; denn im Jahre 1511 brannten in Ennsdorf 35 Häuser; anno 1520 in Ennsdorf

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