Stadt Steyr Verzeichnis der Häuser und Besitzer 1866

— 45 — Hauptmomente aus der Geschichte der Stadt Steyer.*) a. Bis zum Schluffe des Mittelalters. An dem günstig gelegenen Punkte der Vereinigung des Enns- und Steyer- flußes sollen, uralter Sage nach, schon die Römer eine Station gehabt, aus inner- berg'schem Stahl Waffen geschmiedet, und einen Wachthurm, nämlich den massiven Schloßthurm erbaut haben, welch letzterer auch noch irrt fünften, sechsten und zehn­ ten Jahrhundert den Baiern als festes Grenzcastell gegen die Einfälle der Hunnen, Avaren und Ungarn gedient zu haben scheint. Nach der Besiegung der Ungarn anno 955 am Lech bei Augsburg durch Kaiser Otto I. wurde das verwüstete Land ob der Enns in Gaue eingetheilt, und in selbem wieder Burgen und Städte errichtet. Graf Ottokar III. im Traungaue, dessen Besitzungen sich bis in die heutige Steiermark hinein erstreckten, erbaute nun um das Jahr 980 auf dem Felsen zwi­ schen der Enns und Steher die Styraburg, das jetzige Schloß; es entstand sodann die Hofgasse (jetzige Berggasse), und durch angesiedelte Fischer und Eisenarbeiter nach und nach die Stadt Steher mit den Vorstädten Ennsdorf und Steyerdorf. Die Gaugrafschaft Steher wurde anno 1056 unter Ottokar V. zur Markgrafschaft erhoben; und als dieser 1082 das Kloster Garsten stiftete, erscheint Steher schon urkundlich als eine Stadt. Sie blieb auch die Hauptstadt der später zum Herzogthume erwei­ terten Steiermark bis zum Tode Ottokar's VIII. anno 1192, wo sie durch Ber- mächtniß an Herzog Leopold VI. von Oesterreich fiel, und mit dessen Herzogthume vereinigt wurde. Die Stadt und die Burg nebst der dabei gebliebenen großen Herr­ schaft verwalteten nun landesfürstliche Burggrafen. Herzog Albrecht I. (nachmaliger Kaiser), ein Sohn des Kaisers Rudolph von Habsburg, verlieh der Stadt Steher am 21. August 1287 ein großes wichtiges Privilegium, wodurch die mauthfreie Einfuhr von Holz und Eisen und das Stappel- recht auf diese Materialien, in Folge dessen selbe hier durch drei Tage um den ge­ wöhnlichen Marktpreis feilgeboten werden mußten, bevor sie weiter verführt werden durften, bewilligt, der Steyerer Handel allenthalben im Lande von Zöllen und Ab­ gaben entweder ganz befreit, oder doch sehr begünstigt, und eine freie, selbstständige Gerichtsverwaltung der Stadt eingeführt wurde. Albrechts Gemalin, Elisabeth, hielt sich oft in dex Burg zu Steher auf, und stiftete anno 1305 das Bürgerspital nebst der Kirche. Im selben Jahre wurde auch von der Stadt die alte Pfarrkirche mit allen Pfarrrechten über die Stadt deut Stifte Garsten urkundlich übergeben. Herzog Albrecht II. privilegirte 1347 den 14tägigen Frühlingsjahrmarkt; auch die Herzoge Rudolph IV. und Albrecht III. er­ weiterten sehr die Freiheiten der Stadt; und bei dieser großen Begünstigung hob sich auch gegen das Ende des vierzehnten Jahrhunderts die Eisen- und Stahlwaaren- Fabrikation sehr; besonders zahlreich, begütert und privilegirt waren die Messerer. Ebenso blühte der Handel, besonders mit Eisenwaaren nach Polen, Ungarn, den unteren Donauländern, vorzüglich aber nach Regensburg und Venedig; auch Waid- *) Eine vollständige Geschichte der Stadt Steyer und ihrer Umgebung schrieb der allver­ ehrte Steyrer, Herr Franz Tav. Pritz, regnlirter Chorherr zu St. Florian, Consistorialrath und k. k. Professor am Lyceum zu Linz, nun Pfarrer in Wallern. 1837. Verlag bei Quirin Haslinger in Linz.

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