Häuserverzeichnis Steyr 1848

m aufhörlichen Durchmärsche und Requisitionen raubsüchtiger Söldnertruvpen erpreßten das letzte Mark unserer Stadt, welche endlich so tief herab kam, daß sie eigentlich nur mehr einer großen Ruine glich; denn von 600 bürger­ lichen Häusern standen nach ämtlicher Erhebung 228 öde, ohne Eigenthümer und Bewohner, ja 70 davon waren sogar bereits eingestürzt, und von 191 Weiteren waren die Besitzer ganz verarmt; weit über 100,000 fl. rückstän­ dige Steuern mußten abgeschrieben werden, und auch der Schuldenstand der Stadtkommune ging in die Hunderttausende. Dafür bekam nun die arme Stadt nach der damaligen Völkerbeglückungsidee der kirchlichen Reaktion noch ein paar Klöster. Schon anno 1631 hatte nämlich Bernhard Graf v. Thonhausen auS Gratz mit kaiserlicher Unterstützung oberhalb der Brücke in Steyrdorf 11 bürgerliche Häuser zur Erbauung eines Jesuiten-Colle­ giums erkauft, welches 1662 , die Kirche aber erst 1678 und das Gymna- stalgebäude 1681 vollendet worden ist. Im Jahre 1646 kamen durch Unter­ stützung der verwitweten Kaiserinn Eleonora auch Cölestiner-Nonnen, welche aus Burgund vertrieben worden, hier an, in der Berggasse wurden Häuser für selbe angekauft, und von 1662 bis 1670 erfolgte die Erbauung ihres Klosters. Johann Maximilian Graf v. Lamberg, Herr zu Orteneck und Otten­ stein, auf Stöckern und Amervang, welcher anno 1631 seinem Herrn Vater Georg Siegmund im Burggrafenamte zu Steyr nachgefolgt war, erhielt anno 1663 vom Kaiser Leopold [. die Herrschaft Steyr als Pfand, und anno 1666 durch Kauf als Fideicommis-Eigenthum; er mußte sich aber durch Revers für sich und seine Nachfolger verpflichten, daß er die Stadt Steyr in ihren alten Rechten und Freiheiten schützen, und mit keinerlei Neuerung, Holz- oder Kohl-Steigerung beschweren wolle. Im Jahre 1669 wurde von dem Vermächtnisse des Bürgers Ulrich Lichtenberger das Siechen- oder sogenannte Herrenhaus im Aichet erbaut; und 1679 bei herrschender Pest erkaufte die Stadt den Plautzenhof, und richtete ihn zum Krankenhause ein. Die dabei befindliche St. Anna Kapelle mit dem Benefiziatenhause wurde aber erst 1754 von dem Stadtrichter Bern­ hard Großruckher erbaut. Am 8. August 1680 bei dem Einzuge II. Mas. des Kaisers und der Kaiserinn erwähnt die Geschichte zuerst einer förmlich organisirten und schön unisormirten Bürgermiliz, welche aus 4 Compagnien Bürgern und Bürgers­ föhnen nebst Artillerie bestand; obwohl Bürgerbewaffnungen und eine be­ deutende Zahl städtischer Kanonen bei feierlichen oder gefährlichen Gelegen­ heiten auch schon in früheren Jahrhunderten vorkommen. Anno 1687 wurde hier zuerst eine Gassenbeleuchtung eingeführt. 1700 privilegirte Kaiser Leo­ pold die montägigen Wochenmärkte und den zweiten (Michaeli-) Jahrmarkt. Im Jahre 1713 herrschte zum letzten Male die Pest; in den folgenden Jahren entstanden deßhalb Denkfaulen außer dem Pfarrthore (1820 in die Garstner Allee übersetzt) und am Schnallenberge (das Messerer Kreuz). Am 29. August 1727 brach im Hause Nr. 269/21 in Ennsdorf Feuer aus und verwüstete fast diese ganze Vorstadt, die Enns - und Steycrbrücke, in der Stadff das fürstliche Schloß, den größeren Theil der Berggasse mit dem Cölestiner-Kloster, die Enge und am Stadtplatze die Häuser bis Nr. 28/29 und Nr. 103/126 hinauf. — Am 12. Februar 1736 war wieder eine große Ueberfchwemmung, welche an Höhe der vom Jahre 1572 nahe kam. — 4741 im Kriege der Bayern, Preußen und Franzosen gegen unsere unsterb­ liche Kaiserin Maria Theresia wurde Steyr am 18. Sept. von 4000 Mann

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