Häuserverzeichnis Steyr 1848

4:© schlug nun das Gewitter in Böhmen los und entzündete den schrecklichen Religionskrieg, welcher Deutschland 30 Jahre lang mit Blut tränkte, die grause Zeit des Faustrechtes zurückrief, und auch unsere damals reiche Stadt dem Untergange nahe brachte. Diese schloß sich an die protestantischen ob der enns'schen Stände an, welche dem streng katbolischen Kaiser Ferdinand II. die Huldigung verweigerten und gegen ihn zu Felde zogen. Unter der Lei­ tung des Stadtrichtcrs Wolsgang Madlseder wurden von der Stadt Truppen geworben und ausgedehnte Verschanzungen errichtet; doch nahmen am 17. Au­ gust 1620 die mit dem Kaiser verbündeten bayrischen Truppen ohne Wider­ stand Besitz von der Stadt. Ferdinand, welcher bisher immer siegreich ge­ wesen, begann nun 1624 mit Kraft die katholische Reformation in seinen Staaten. Am 9. Oktober kam die kaiserliche Reformation^- Commission zu­ erst, und auch in den folgenden 2 Jahren sehr oft nach Steyr; die prote­ stantischen Prediger und Lehrer wurden abgeschafft, der katholische Gottes­ dienst wieder eingeführt, die Dominikaner zurückgerufen, der Magistrat zur Verantwortung gezogen und mit Katholiken besetzt, und allen Protestanten eine peremtorische Frist zur Glaubensänderung oder Auswanderung gesetzt. Da sich die im Jahre 1583 zu Steyr unter Garantie der Stadt ge­ bildete innerberg'sche Eisenhandlungs - Gesellschaft Schulden halber aufgelöst hatte, so sandte Kaiser Ferdinand II. anno 1625 eine Hofkommission nach Eisenerz, und eö wurde nun nach langer Unterhandlung die Hauptgewerk­ schaft aus 3 Gliedern, nämlich den Radmeistern in Eisenerz, den Hämmer­ gewerken und der Stadt Steyr als Verlegerin mit einem Gesammtvermögcnö- oder eigentlich Schulden - Stande von mehr als 900,000 fl. errichtet, wobei die Stadt Steyr mit 348,731 fl. betheiligt wurde. Im Jahre 1626 empörten sich, durch die Härte des ob der enns'schen Statthalters Grafen v. Herberstorf und seiner bayrischen Soldaten aufge­ reizt, die größtentheils protestantischen Bauern des Hausruck- und Mühl­ viertels , der furchtbare Bauernkrieg unter der Leitung des Stephan Fadinger begann und verheerte bald die ganze Provinz. Am 31. Mai kam Fadinger, von dem gewesenen Stadtricbter Wolfgang Madlseder heimlich aufgefordert, mit 40,000 Bauern und 20 Kanonen nach Stevr, nachdem vorher die Mägtstratualen, Geistlichen und meisten Katholiken entflohen waren. Madl­ seder riß nun die städtische Gewalt an sich, Fadinger präsidirte am Raths­ tische und Steyr diente nun den Bauern als wichtiges Depot bei ihren Kriegsoperationen in Ober- und Niederösterreich. Am 22. August endlich erschienen kaiserliche Truppen unter Obrist Löbl, vertrieben die Bauernbe­ satzung aus der Stadt, besetzten selbe, und die Soldaten plünderten und verwüsteten nun die Häuser der Protestanten, sowie dieß früher die Bauern an den Häusern der Katholiken, den Kirchen und Klöstern gethan hatten. Später spielte der Bauernkrieg nicht mehr in der Nähe Steyrs, und erreichte überhaupt im Dezember sein Ende. Am 26. März und 23. April 1627 wurden nun in Linz nebst vielen Bauernhäuptlingen auch die kompromittirten Steyrer; Wvlfa..Madlseder, Dr. Lazar. Holzmüller, Hanns Angerholzer und der Stadlkämmerer Hanns Himmelberger enthauptet und geviertheilt, dann die Kopfe der zwei ersteren durch den Scharfrichter auf einem Pranger vor dem Rathhäuse zu Steyr aufgesteckt. Da im Mai 1627 der letzte Termin zur Glaubensänderung der Pro­ testanten ablief, so wanderten nun die vermöglicheren Bürger aus. In den Jahren 1634 und 1635 wüthete die Pest. Der Religionskrieg verheerte Deutschland noch bis 1648, und die un-

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