Aus dem bürgerlichen Leben vergangener Tage

34 protokoll, ,,es sey ers t kürtzlic~ auff hiesiger bürgerlicher Schießstatt eine recht hässliche mit ehrenschimpflichen Versen wider hiesige ledige Mägdlein versehene Scheiben öffentlich · außgesteckt worden". Die Bestrafung von Verbrechen erweist die übergroße Härte, in der sich die gute a lte Zeit den Entgleisten gegenüber gefiel. 1679, am 9. März, sollte an der „Seyfriedin" wegen Kindes - mordes das Todesurteil durch das Schwert vollzogen werden. Nach vorgenommener „güettiger und peinlicher Umbfrag" wurde zu Recht erkannt, ,,daß die Delinquentin in der Stadt vor · dem Rathauß mit dem Schwerdt vom Leben zum Todt soll hingerichtet und sodann der tode Leichnamb von denen Dienern in ain Todtenbahr oder Truhen gelegt, von vier Tagwerkern in den Gottsacker hinauß- getragen und dort solle begraben werden . Nach altem Brauch soll ihr vorn Marktrichter 1 ) der Tätterin Bekantnus und das Urteil abge- lesen werden. Zur Läutung des .Malefiz-Glöckhls am Rathauß so ll ein Tagwerker bestimbt werden" . Wie so häufig, ergab sich bei dieser Hinrichtung die Schwierig- keit, daß die zur Mitwirkung bestimmten ,,ehrlichen" Leute sich weigerten, aus Furcht, als „unehrlich" angesehen zu werden. Es baten damals „die 4 Stundtrueffer 2 ) um Verschonung, damit selbe die Malefizpersohnen mit Tragung der Helleparten nit begleitten dörffen" . Ähnliche Schwierigkeiten gab es zu überwinden, wenn unglückseligerweise der Galgen zusammengestürzt oder das Hoch- gericht auszubessern war. Im April 1725 wurden „ zwey in puncto furti domestici betrettene Kamp lmach er 3 ) Gsölln" mit dem Strang hingerichtet. Merkwürdigerweise war in den damaligen Zeiten eine Hin- richtung auch mit einer Feierlichkeit verbunden . Es wurde nämlich zu diesem Anlasse das Acht- und Bann-Schwert feierlich aus dem Rathause in das Haus des Herrn Stadtrichters übertragen. Im Stadt- archiv befindet sich noch dieses Schwert, welches mit seinem pracht- vollen Griffe und den feinen Zeichnungen auf der breiten Klinge ein Meisterwerk der Schmiedekunst darstellt. 4 ) Das Ratsprotokoll von 1738 meldet darüber: ,,Auff die künfftigen Mittvvoch den 16. Aprilis veranstaltete Execution der wegen infan- ticidii verarrestierten Maria Fertlholzer soll das Ordinari Paan und Acht Schwerd durch einen Knaben nach vorhergegangener Music alß 1 ) ~igentlich ein Marktaufseher, dem es aber auch oblag, bei Vollziehung von Prangerst'i:ia:fen die nötigen Anordnungen zu ti·effen. 2) Nachtwächter. 3 ) Kammacher. 4 ) Vgl. S. 7, Anmerkung 5.

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