Aus dem bürgerlichen Leben vergangener Tage
23 Ähnliche Beschwerden gegen die Miliz werden im Ratsprotokolie von 1755 vorgebracht. In diesem Jahre wurde der Jesuitenstadel 1 ) von einem Buben, •der mit einem Gewehr auf Spatzen . schoß, ange- zündet. Den Soldaten wird nun zum Vorwurf gemacht, sie seien erst „gekhomen, als das Feuer schon gelöscht war, haben Rippen- stöß außgetailet und die Leuth mit den gehässigsten vVorthen als Schlanckhlen, 2 ) Rauber, betitult". Daß auch bei der Ausübung der Feuerpolizei der Magistrat sich zuweilen von religiösen Erwägungen leiten ließ, erweist ·die Ver- pflichtung, welche er 1772 drei Meistern, nämlich einem Scheren- schmied, einem Zweckenschmied und einem Schwertschmied, auf- erlegte. ,,Nachdeme die Untersuchung", so heißt es im Protokoll, „wegen der vor 8 Tagen in der Rathischen Schleiffen sich ergebenen Feur-Gefahr aus Mangel eines sicheren Beweis geschlossen worden, seyen diese drey Maister zur Danksagung des größeren verhütteten Unglücks jeder eine hayl. Mess in honorem Sti. Floriani 3 ) lesen zu lassen schuldig". Nicht immer ging es bei Bränden ohne nachträgliche Bettelei ab. 1774 heißt es im Protokoll: ,, Herr Schreiber des inneren Rats zeigt an, daß der Tambour, welcher gestern wegen der sich ergebenen Weißmayerischen Feuersgefahr den Rebell 4) geschlagen und sich vor- gebentlich dabey seine Trumel eingeschlagen haben soll, um eine Erkenntlichkeit bitten lasse". Daß die Ratsprotokolle gar manches von Krieg und Kriegsge- schrei zu berichten wis~en, ist- bei der hohen industriellen Bedeutung der Stadt, die sich nach den Stürmen der Gegenreformation und des großen oberösterreichischen Bauernkrieges allmählich wieder zu größerem Wohlstande emporarbeitete und daher auch zu verschieden- artigen Leistungen herangezogen werden konnte, sehr begreiflich. Vor allem erfreuten sich Rat und Bürgerschaft wieder des Vertrauens der kaiserlichen Regierung, welches ihnen in den v$rflossenen stürmischen Zeiten 5 ) entzogen worden war. Die Zriny'sche Magnatenverschwörung gab im Jahre 1670 An- laß zu einem „Befelch der Löbl. Landtshauptrnanschafft, Inhalts, daß 1 ) Stadel = Scheune. 2 ) Dialektform für Schlingel. 8 ) Der Schutzpatron bei FeuersgeJahr. ') Reveille. 5 ) Vgl. Preuenhuber, Annales Styrenses, S, 319 f. Jakob Zetl, Chronik der Stadt· Steyr 1612 bis . 1635, herausgegeben von Edlbacher 1m XXXV. Jahresbericht des Museums Francisco-Carolinum zu Linz. Stieve, Der oberösterreichische .Bauernaufstand im Jahre 1626. München 1890, 1891. Seile, Eine Bekenntnisschrift der Stadt Steyr vom Jahre 1597. Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich, 25. Jahrgang, 1904.
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