Aus dem bürgerlichen Leben vergangener Tage

22 in große Verlegenheit. Hochaufwirbelnder dichter Rauch täuschte ihni den beginnenden Brand eines Bürgerhauses vor und nachher mußte er sich überzeugen, daß. die Ursache der enormen Rauchentwicklung recht harmloser Natur gewesen. Daher beklagt sich der Ti.irmer 1730 beim wohlvveisen Rat „daß ihme das S. V. Säusengen 1 ) nit ange- meldet werde". Zugleich bringt er noch andere Beschwerden vor : daß der Turm schadhaft sei, dort, wo die Schelle 2 ) hängt, ferner, daß die H~ken zur „Einhängung der Feur-Fahn" 3 ) unbrauchbar geworden seien und wiederhergestellt werdet! müssen. In demselben Jahre wurde dem Magistrat angezeigt, daß „der Bub des Steuerdieners Pischko in einem S. V. Stall mit einem Stückhi 4 ) geschossen; seyen im Stall an drey unterschiedlichen Stellen glühende Kohlen gelegen". Der Rat beschließt, daß der Bub zu seinem Vater nach Steiermark gebracht werden solle. 1749, am 9. Mai um 11 Uhr nachts entstand wieder eine furcht- bare Feuersbrunst; es wurden im Vororte Wieserfeld 53 Häuser eingeäschert. 1751 entstand in der Küche der P. Dominikaner „beym Fisch- braten" ein Feuer. Bei diesem Anlasse kam es zu heftigen Zusammen- stößen zwischen der zum Brandplatze ausgerückten Miliz und den Bürgern. ,,Zuerst ist" , so berichtet das Ratsprotokoll, ,,der Milizhaupt- m.ann Pilli und der Hauptmann Hadliska mit den P. P. Dominicanis in vVortwechsel geratten, weill diese die Miliz anfänglich beruffen, dann aber nicht haben dulden wollen. Die noch in Löscharbeit be- findlichen Bürger haben sich gesamlet, um diesem Streitt zuzuhören, der große Feldt-Bäbl (sie) aber hat sie außeinander geschlagen und so empfündliche Straich außgetailet, daß sie über und über ge- gauklet, 5 ) einem drey · empfündliche Straich übers Knick-KröpO, 6 ) einem andern über die Achsel einen außerordentlich harten Straich geben, so daß dieser das Crafftbain 7 ) entzwey zu seyn geglaubet". 1 ) Gemeint ist das Absengen der Borsten mitt els des sogenannten Saupechs (Kolophonium) . 11 ) Mit welcher die Stunde nachgeschlagen wurde. Vgl. S. 10, Anmerkung l. 3 ) Noch heute wird auf den Kirchtürmen von den Türmern die Richtung des durch Anschlagen an die Feuerglocke signalisierten Brandes bei Tage durch Aus·- stecken einer roten Fahne, bei Nacht durch Aushängen einer roten Laterne angezeigt. 4 ) Eine kleine Kanone, vielleicht Kinderspielzeug . 6 ) Hin- und hergewankt. 6 ) Es dürfte das Genick gemeint sein . 7 ) Wahrscheinlich das Schlüsselbein. Merkwürdig ist der ganz undeutsche accusativus cum infinitivo;

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