Aus dem bürgerlichen Leben vergangener Tage
21 wurde aber die Haft auf zwei Tage „moderieret" und vom Knotzer gänzlich abgesehen. 1712 kommt dem wahlweisen Magistrat zu Ohren, ,,daß die Schinaglin, welche neben eiqer Pfründe freye Vvohnung im Hirschen- hause 1 ) genießt, zwey Töchter zu Hause habe, die nebst andern Uri- gleichheiten durch ihre Nachlässigkeit' jüngst zu einer großen Feuers- gefahr Anlaß gegeben. Weillen nun die Obrigkeit ohnedas nicht ge- dulden soll, daß dergleichen Leuth so müßig in Winckeln sitzen, wohin sie gar oft zu Liederlichkeiten Anlaß nehmen, Alß vermeint er, Herr Bürgermeister, daß diese beeden Menscher ab- und in Frauendienst zu verschaffen wären" . Wohl auch auf die Verhütung der Feuersgefahr zielt der Rats- beschluß von 1724, ,,die gantze Bürgerschafft sey von Haus zu Haus zu erindern, sich alles Schüeßen auf der Gasse als außer den Haüsern so gewiß zu enthalten, als sonsten die Übertretter mit woll empfündtlicher Straff angesehen werden würden". Es war nämlich gebräuchlich, am Abende des Sonnenwendetages und in den soge- nannten Rauhnächten zwischen Silvester und Dreikönig mit Gewehren und Pistolen zu schießen. 2 ) Aber all d.iese Vorsorge bewahrte die Stadt nicht vor ver- heerenden Bränden. Am 29. August 1727 brannte die Vorstadt Ennsdorf, die hölzerne Ennsbrücke, die Enge, ein Teil des Stadtplatzes, das Schloß und das Nonnenkloster ab, in welchem eine Nonne den Tod fand. Die bei diesem Unglück zutage getretenen Mängel des Lösch- wesens bewogen den Rat, im Jahre 1728 eine Feuerspritze aus Regensburg kommen zu lassen . Aber diese Unternehmung fiel un- glücklich aus . Das Ratsprotokoll erzäl1lt: ,,Schlüßlichen ist vorkhomen, daß die neue von Regenspurg an- geschafte Feuer-Sprützen, die nicht so, wie man gehoft beschaffen undt alß zu alt undt halb vermoderter erfundten worden, absolute wieder zuruckh zu schickhen sey, deswegen man den Verkhauffer und dessen Freundt, der den Vorschlag derenthalben getan , ver- mittelst geziemender Ahndung allerehistens zu erindern mit dem Bey- fügen, daß man die Sprützen, sobald es die Zeit und das Wetter zulassen, widrumben zu remittieren vurhabens seye." Daß dem Stadttürmer die größte Wachsamkeit eingeschärft wurde, ist selbstverständlich. Mitunter kam aber der wackere Mann ') Das Hirschenhaus war jenes der Stadt gehörige Haus auf dem Stadtplatze, welches später als "Casarme" eingerichtet wurde. Vgl. S. 20, Anmerkung 1. ~) Dieser Brauch, der sich auf germanische Vorstellungen zurückführt, besteht bei den oberöste rreichisch en Bauern noch heute und hat leider ofl Unglücksfälle im Gefolge.
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2