Aus dem bürgerlichen Leben vergangener Tage

18 schon oben 1 ) gesehen haben, bekam 1686 der städtische Registrator und Gerichtsschreiber eine jährliche Besoldung von 300 f1; das gibt auf den Tag berechnet etwa 49 kr, also fast das Dreifache des Be- trages, den 1705 der Maurer vom Magistrat als Taglohn empfing. Sehr wahrscheinlich hatte der Gerichtsschreiber auch Nebeneinkünfte, die freilich aus den Protokollen nicht nachzuweisen sind. Leider finden sich Angaben über die Besoldung der städtischen Beamten äußerst selten; es ist mir nur noch in einem Falle gelungen , eine diesbezügliche Bemerkung aufzufinden. Das Ratsprotokoll von 1700 bemerkt nämlich: ,,Dem J. U. Dr. Johann Kaspar Merckhl 500 fl jährliche Besoldung". Welches Amt dieser Jurist versah, wird n.icht gesagt, aber höchst wahrscheinlich betrug die Besoldung der Beamten mit akademischer Bildung 500 fl, schwerlich mehr. Zum Vergleiche sei noch hinzugefügt, daß auf den Tag etwa 1 fl 2.0 kr entfiel. Von öffentlicher Gesundheitspflege ist in jenen Zeiten noch wenig die Rede. Der Magistrat bemühte sich freilich , der gar zu großen Unsauberkeit abzuhelfen. Eine lange Reihe von Jahren führte er einen schweren Kampf gegen das Halten von Schweinen in den Höfen der Bürgershäuser ; er hielt den Bürgern die Gefahr an- steckender Krankheiten warnend vor, er gab ihnen zu bedenken, daß die Stadt durch solche Unsauberkeit in üblen Ruf käme, - alles ohne Erfolg. Aller .Unrat, Mist und Abfall wurde in den Stadtgraben geworfen. Äls 1595 der Bauernkrieg drohte, fand s ich, daß der Stadt- graben so voll Unrat war, daß „die Paurn bey denen obschwebenten Khriegs-Umbstandten" leichtlich bis an die Stadtmauern vordringen könnten. Allerdings wurde im Dezember 1596 die Stadt von dem Bauernhauptmanne Tasch aus Pettenbach vergeblich belagert. 2 ) Kein Wunder, daß bei solchen trostlosen Zuständen ansteckende Krankheiten schreckliche Verheerungen anrichteten. Diese kamen meistens vom Osten her, wo die Türken in Ungarn durch ihre große Nachlässigkeit einen wahren Seuchenherd geschaffen hatten und wo noch dazu oft und andauernd Krieg geführt wurde. 1679 wurde ein allgemeines Gebet zur Abwehr des „großen Sterbens" angeordnet. Überhaupt nahm man vor allem Zuflucht zur Religion, um den Zorn Gottes zu versöhnen. Der Magistrat verbot aber auch den Bürgern den Verkehr mit verseuchten Orten und be- strafte solche, welche das Verbot übertraten. So wurde 1679 der Schulmeister von Ennsdorf mit zwei Tagen Arrest bestraft, da er 1 ) Sieh S. 6. 2 ) Preuenhuber, Annales Styrenses, S. 311, 315, 316, 327. Albin Czerny, Der zweite Bauernaufstand in Oberös~erreich, 1595-1597. i.,inz 1890.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2