Aus dem bürgerlichen Leben vergangener Tage

10 oder „auff Fürbitt" der Angehörigen „die Straff moderieret " . Nicht se lten läßt er es auch mit ei ner Verwarnung bewenden . Verwarnungen richten s ich mei s t gegen nachlässige Angestellte der Stadt und sind nicht uninteressant vvegen der dabei zutage tret enden Zustände. 1658 wird die Stadthebamme Maria Reindlin vom Rate verwarnt, ,, da sie dem Trunck etwas zu sehr ergeben". 1705 wird dem Stadt- turmwächt er Nachlässigkeit und Saumseligkeit vo rgewo rfen : ,, Un- geachtet aller güttli chen und ernstlichen Ermahnungen beharret er bey seiner Lüder lichkeit und zumallen er mei s t bezecht das Rueffen und Nachschlagen 1 ) auff dem Thurm öffters ve rschlaffen, imo zu- weillen gar nit in den Thurm khomen, da man aber durch diese Negligenz in die größte Gefahr versetzt würde, Alß erachtet Herr Bürgermeister, not zu seyn, mit diesem Menschen zu mutieren" . 1709 wird der Stadtzimmermeister verwarnt: ,,Der Herr Stadt- kämmerer soll den Zimmermeister wahrnen, sich besser als bißher auff zu führen, mit der Hacken sich bey den en arbeitenden Leuthen einzufinden , die Würthshäuser und Spielluckhen zu meiden und sich sonsten eines ehrbareren Lebens als bißh er zu befleißen." 1739 werden die Schulmeister Schoiber von Steyrdorf2) und Christian Däbon vom \,Vieserfeld 2 ) ,, wegen ihrer liederlichen Schul- haltung vorgefordert und ihnen mehr Fleiß und Eifer aufgetragen". In demselben Jah re wird der Schulmeister Daniel Galtensteiner wegen liede rlicher Aufführung des Schuldienstes am Neutor entsetzt. Gar so verwunderlich ist es fr eilich nicht, wenn die Lehrer jen er Zeit nicht immer mit Freude und Ei fer in ihrem Berufe wi rkten . Als 1652 I\'lartin Scheidlp erger, ,,teutscher Schulmeister im Steyrdorf", bat, ihm „zur besseren Unt e rhaltung einen jährlichen Sold zu geben", erhielt er d en kurzen aber vielsagenden Besch eid : ,,Weillen die Schuel- maister allhier zu besolden nit gebreuchig, Alß wierdt Supplicant mit seinem Begehren ain für Allemahl abgewiesen". Es herrschten al so damals in Steyr betreffs Entlohnung der Lehrer noch traurige re Zu- stände als in den Zeiten der lutherischen Stadtschulen. :i) 1 ) Zu Freistadt in Oberöste rr eich wird noch heute vom T ürmer die Stun de un- mittelbar nach dem Schl age n der Uhr auf cinc.:r Schelle wiede rholt. Diese Wieder- holung heißt das Nachschlagen. Der Türmer erwe ist hiedurch seine Wachsam kei t. In Steyr gab es noch eine Rathausuhr, die 1680 „durch den Hof-Uhrmac her in Saltzburg so ei ng erichtet worden, daß man die Stunden so Tages als Nachts erkenn en möge". l719 wird di ese Uhr wiede rherges tellt, . da s ie frü e und abents fast um 1 Stunde mit der Sonne differieret und dadurch sowohl im Gottesdienst a ls in der Negotiation etli che Confus ion verursach t wird". ") Ehema li ge Vororte vo n Stey r. 8 J Wer sich für das Lehrerelend jener Zeiten interessi ert, lese meinen Aufsatz: „Zur Gesc hi chte de r luth erischen Stad tsch ul en in S teyr" . XXXI I[. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 190:t

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