Aus dem bürgerlichen Leben vergangener Tage
9 Waar Handeln. \Nird abgestellt. Die ledigen Menscher sollen, falls sie sich nicht fügen und in Frauendienst tretten, 1 ) ins Narrnhäußel 2 ) ge- sperrt und dann entfernt, die Bürgerstöchter aber sollen ihre Waar confiscieren lassen, \,vidrigenfalls sie die Leibesstraff zu erwarten haben." Infolge der großen Zahl ähnlicher Gewerbe ereignen sich häufig Zv-.:istigkeiten der Gewerbetreibenden untereinander wegen angeb- licher Übergriffe. Sehr oft im Streite stehen die Stadtmetzger gegen die Gaimetzger, 3 ) die Bäcker gegen die Müller, die Sattler gegen die R.iemer, die Messerer gegen die Schwert- und Klingenschmiede. In solchen Streitigkeiten entschied Bürgermeister und Rat. Mitunter zogen sich aber derlei Händel lange Zeit fort und lebten bei geringfügigen Anlässen wieder auf. Nicht selten sah sich der Magistrat genötigt, gegen Gewerbs- leute, die sich nicht an die bestehenden Vorschriften hielten, mit Strenge vorzugehen. 1680 werden „zwey Bräuer auff zwey Stundt in den Offen 4 ) gestöckht", weil sie die Sudpfannen ohne Vorvvissen der Visierer geöffnet hatten. 1723 bekommt „das gantze Hafnerhandwerk ½ Tag Arrest, die Meister in der Bürgerstuben, die Gesellen im Dienerhaus, weil sie sich freventlich unterfangen haben, ihre Lade und Schild ohne Bewilligung der Obrigkeit zu ihrem Zechmeister zu bringen. Nach außgestandenem Arrest haben sie ihre Lade allsogleich wiedrumben in ihre alte Her- berge , das ist zum Franz Leopold Angerer zu bringen". Am meisten machten dem Magistrat die Fleischhauer und die Bäcker zu schaffen, mit denen es unaufhörlich An ~~ ti 0 1de wegen der Fleischpreise und wegen des Brotgewichtes gab. t,äLLirlich kommen auch in diesen Fällen häufige Bestrafungen vor. Freilich ereignet es sich auch zuweilen, daß der Rat Gnade für Recht ergehen läßt und „auff wehmüetiges Bitten" des Straffälligen 1 ) Als Dienstmädchen. 2 ) Das Narrenhäusel war ein stark vergitterter, käfigartiger ßau, in welchen man Tobsüchtige, oder auch Straffällige zur Beschämung zu sperren pnegte. Sieh Abbildung 99 in Heinemann, Der Richter und die Rec.htspOege. Monographien zu r deutschen Kulturgeschichte. a; Gaimetzger ist ein Fleischhauer, der regelmäßig vom Lande in di e Stadt kommt, um dort auf dem Ma rkte das Fleisch zu verkaufen. Der Ausdruck Gai (wohl verwandt mit Gau) kommt im Dialekt der oberösterreichischen Fleischhauer noch vor und bedeutet die Gesamtheit j ener Bauernhöfe, in welchen ein Fleischhauer regelmäßig Vieh kauft. 4 ) Der Ofen wie der noch später genannte Kasten und der Knolzer waren wahr- schein lieh ein und dasselbe Strafwerkzeug, welches den Straffälligen zwang, in kniender Stellung zu verharren.
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