Aus dem bürgerlichen Leben vergangener Tage
8 1681 ein Tabakappaldist, der „mit kayserl. privilegio" das Recht, Rauchtabak zu erzeugen, ausübte, ferner Ringlmacher, ,,ain ehrsamb Handwerk der Peitler, Handschuech- und vVatschgermacher", 1 ) 168-t Modlschneider, 2 ) 1685 Kaplmacher, 1689 Züllnschopper, 3 ) 1699 Salz- aushacker, 1700 Brodsitzer, 4 ) 1774 Gschwindwürstelmacher. Unter den Namet'l der Gewerbetreibenden kommen manche fremdländische vor. 1663 wird genannt Hans Rigol, Rauchfangkehrer, 1670 Franz Rupert Relignon, Pfundlederer und Lederbereiter, 1679 Dominik Thirion , PfLmdlederer, 1693 Gregor Dellatorre, Gastwirt. Diese Namen sind wohl alle romanischen Ursprungs. Es ist nicht ausgeschlossen, daß von den vielen Savoyarden, die in der damaligen Zeit regelmäßig als Handelsleute und Hausierer auf den Steyrer Jahrmärkten genannt werden, der eine oder andere als Gewerbsmann sich in der Stadt niedergelassen hat. Der erste slavische Name, Franz Ludwig Poccorni, kommt in dieser etwas sonderbaren Schreibung im Jahre 1690 vor. Es ist begreif1ich, daß der Magistrat über das Treiben der Handels- und Gewerbsleute eine_strenge Aufsicht führte. 1713 werden die vVaren aufgezählt, welche die Krämer außer der „kurzen Waar" noch führen dürfen. ,,Etwas weniges vom Gewürtz, aber nur kleinweis zu verkauffen, allerhand Band! und Porthenmacher Spützl, aber nur Ellen- und nicht Stuckweis, halb- seiden Halßtüchl, Schweitzerflor, aber keine wällische, gsottene noch krauste; v\'eiber- und '.V.lanns Baumbwohlene und zwürnene Strümpff, biß auff Hamburger, aber keine feinere und Socken gar nit, Daffet, Sammet, beutltuech und in Summa was ze ug arth ist müess en sie lassen, item die schwartzseiden klekhelten Spüz, 5 ) Schlair, Lein- wath, Muschelin." Die den Handelsleuten durch Frauenarbeit erwachsende Kon- kurrenz wird durch drakonische Maßregeln unterbunden. So heißt es im Ratsprotokoll vo n 1660: ,, Über 94 ledige Menscher 6 ) und Bürgers- töchter nähren sich mit Strümpff Stricken, Khläckhlen und mit weißer 1) vVatschger oder Wätschger ist der Mantelsack oder das Felleisen. Das Wort kommt vom mittelhochdeu tschen wat = Kleid und bedeutet einen Sack, in den man Kleider packt. Sehmeil er, Baierisches Wörterbuch, IV, S. 203. Weigancl, Deutsches Wörterbuch II, S. 1058. 2 ) Model ist eine oft kunstvoll geschnitzte Holzform, in welche man Butter, Wachs oder auch Käse preßte. 3 ) Leute, welche die Fugen der Zillen, d. h. der schweren Flußkähne, mit Werg verstopfen. Sehmeiler III, S. 376, IV, S. 253. 4 ) Ein Mann, der auf der Straße, an einem Tische sitzend, Brot verkauft. 5 ) Gehäkelten Spitzen. 6 ) Mädchen. Das Wort wird noch heute im oberösterreichischen Dialekte ge- braucht.
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