Vorgeschichte: Die 30er Jahre St. Valentin Aufgrund der großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten in den frühen 30er Jahren gab es viele Arbeitslose, die bettelnd von Haus zu Haus zogen. SeitdemMärz 1933 mußten Teile der Arbeiterbewegung (Kommunisten) imUntergrund arbeiten. Die Kämpfe zwischen den politischen Lagern führten im Februar J 934 zum Untergang der Demokratie und brachten somit die Auflösung der sozialdemokratischen Partei, deren Mitglieder nun wie die Kommunisten illegal tätig waren. Diese und ehemalige Schutzbundangehörige wurden nun von der „Roten Hilfe" betreut. Sie organisierten den passiven Massenwiderstand zuerst gegen die österreichische, dann gegen die nationalsozialistische Diktatur. Die Verhaftung eines Arbeiters stürzte seine Angehörigen nicht selten ins Elend. Daher beteiligten sich Tausende von Arbeiterinnen und Arbeitern an der Aktion , zuerst mit geringerem Risiko, unter der NSHerrschaft bei Lebensgefahr. Einige St. Valentiner kamen ins Anhaltelager Wöllersdorf oder wurden wegen Verbreitung unerlaubten politischen Propagandamaterials zu Gefängnisstrafen verurteilt. Ln dem Buch „Abschied von Sidonie" von Erich Hackl werden die Aktionen des Schutzbundes und der „Roten Hilfe" mit ihren Auswirkungen beschrieben: „Am ersten Mai war die Ortschaft noch einmal in Fahnenrot getaucht gewesen (... ), tags darauf hatten die Gendarmen Hans aus dem Bett geholt. Beim arbeitslosen Maurer Alois Fuchs, Truppenführer des von Hans kommandierten Schutzbundes, waren sie fündig geworden( ... ). Den Behörden fielen 50 Handgranaten, 15 lnfanteriegewehre, 2 Stutzenkarabiner und 309 Militärpatronen in die Hände. Und die „tief schwarze Steyrer Zeitung" höhnte in ihrer nächstenAusgabe: ,,Das war also keine ergebnislose Suche, verehrte Genossen. Mit Fuchs hatten die Gendarmen auch den Zugführer des Schutzbundes, Sepp Niedermayr und eben Hans Breirather verhaftet(...)" Nachdem Hans zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt worden war, lief sich Josefa die Füße wund, um die Kinder durchzubringen. Ihre monatlichen Einnahmen beschränkten sich auf30 Schilling, die ihr das Jugendamt für Sidonie zahlte, und zehn Schilling Kindergeld für Manfred. 11 Schilling allein kostete die Miete. Die Rote Hilfe hatte Bons zu 5, 2 und I Schilling herausgebracht, die sie den Frauen von Verhafteten zur Verfügung stellte. Aber kaum jemand kaufte Josefa einen Bon ab, eher bekam sie eine Kleinigkeit zugesteckt. Quelle: f-lal'/.:I, Erich: Abschied von S idonie, Z iirich 1989, S 24125, S. 41 142 3
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