Projektdokumentation "Nationalsozialismus" der HBLA Steyr 1992/93

Kirche undNationalsozialismus Disposition: 1. Die,,Nationalsozialistische" Taktik 2. Herausforderung der Kirchen 3. Kirchlicher Widerstand vor dem Anschluß 4. Die Kirchen im Zeichen der Machtergreifung 5. Die Ernüchterung und Neubesinnung 6. Der Kirchenkampf 7. Die Kirchen, der politische Widerstand und neuer Aufbau der Kirche 8. Anhang: Zur Person Gföllners Zur Person Jägerstätters 1. Die „ Nationalsozialistische" Taktik Das entscheidende Ziel nationalsozialistischer Kirchenpolitik vor 1933 war, die NSDAP auch für kirchentreue Schichten des deutschen Volkes wählbar zu machen. 1930 wurde die NSDAP plötzlich zur zweitstärksten Fraktion, als sie bei der Reichstagswahl 18,3% aller Wählerstimmen für sich gewinnen konnte. Die SA besuchte geschlossen die Gottesdienste, auch prominente Nationalsozialisten zeigten Verständnis für die Kirche. Die NSDAP ging auf verschiedene Weisen vor, manchmal versuchten sie direkt aufdas kirchliche Geschehen Einfluß zu nehmen. In der Katholischen Kirche verwendeten sie die Parole „Respekt vor der Kirche - Tod dem politischen Katholizismus" 2. Herausforderung der Kirchen Da es intensive Diskussionen über den Nationalsozialismus gab, antwortete auch die Katholische Kirche mit scharfen Erklärungen. Das Programm der NSDAP enthielt nämlich Sätze, die sich mit den katholischen Lehren nicht vereinbaren ließen. Das christliche Sittengesetz stützt sich auf die Nächstenliebe, doch die NS predigten die Wertschätzung der germanischen und Geringschätzung der fremdländischen Rassen. Es galt als Höchstwert, der arischen Rasse anzugehören. Nichtarische Personen, besonders jüdische, wurden in Massen ermordet. Arisch Minderwertige, wie z.B. geistig oder körperlich Behinderte wurden ebenso ermordet oder unfruchtbar gemacht, um die Gesundheit des arischen Volkes zu sichern (hygienische, eugenische und soziale Maßnahmen). Die NS wollten einen deutschen Gott, ein deutsches Christentum und eine deutsche Kirche, weshalb sie auch in eine feindliche Stellung zur Katholischen Kirche gerieten. 3. Kirchlicher Widerstand vor dem Anschluß Der Bischof von Linz, DDr. JOHANNES MARIA GFÖLLNER, isl es gewesen, <ler als ersler österreichischer Bischof warnend seine Stimme gegen den Nationalsozialismus in einem offiziellen Kirchenschreiben (Hirtenbrief) erhob. 1931 wurde eine Konferenz abgehalten, in welcher die österreichischen Bischöfe erstmals über den aufsteigenden Nationalsozialismus diskutierten. 1932 verfaßten sie einen Hirtenbrief, worin sie mit dem Nationalsozialismus scharf ins Gericht gingen, der aber auch antisemitisches Gedankengut enthielt. Gföllner publizierte ihn im Jänner 1933, knapp vor Hitlers Machtübernahme in Deutschland. Der Wiener Kardinal Innitzer stellte sich voll hinter Gföllner, da sich andere Bischöfe von diesem 23

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