Grüne Steyrzeitung Nr. 2, Oktober 1996

2/96 Grüne Sleyrzeitung Land der Hämmer - Zukunftsreich?von Ind reas Kupfer 1998 ist die Region Eisenwurzen Schauplatz einer dezentralen Landesausstellung. Dezentral, weil nicht in einem Ort, sondern in über 20 Gemeinden Ausstellungen und Veranstaltungen präsentiert werden. In Steyr sind drei Projekte geplant. Es beteiligen sich das Museum Arbeitswelt, die BMW und das Induslrie- Ibruni Steyr. Die Grünen begrüßen diese Landesausstellung, führen aber an einigen Details Kritik an. Die Ausstellung wird vom Verein Eisenstraße mit Silz in Steinbach an der Steyr koordiniert. Die Ausstellung findet von Mai 1998 bis Oktober 1998 statt. Franz Sieghartsleitner, Geschäftsführer des Vereines merkt aber an, daß nicht alle ProZwischenruf Jedem Jahr sein Molto. Von geschmacklos bis scheinheilig reicht da die Palette. Ziemlich zynisch ist es allerdings, wenn gut bezahlte Landes-Polit-Funk- tionäre 1996 einfach zum „Jahr des Ehrenamtes“ erklären. In die Reihe derer, die jetzt über alle unbezahlt Tätigen Lobeshymnen ausschütten, stellt sich nun auch der Steyrer Bürgermeister in der September; nummer des Amtsblattes. Die Mitarbeiter der Steyrer Sozialund Kulturiniüaliven, von „Frauenhaus“ bis „Paraplü“, von „AKKU“ bis „Kraftwerk“, kennen da allerdings eine andere Version, oft ganz im Gegensatz zu den Sonnlagsreden unserer Politiker. Daß die sattsam bekannte angespannte Fi- nanzsitualion der Stadl keine großen Fördersprünge zuläßt, dafür haben wir ja alle Verständnis, obwohl gerade in der Ausgabenpolilik neue Prioritäten gesetzt werden müßten. Kein Verständnis haben wir allerdings, wie Politiker und Beamte in den Niederungen des Alltags mit den hochgeloblen Ehrenamtlichen tatsächlich umgehen. Da muß der lästige Bittsteller (die lästige Bittstellerin) schon einen wahren Spießrutenlauf durch Amtsstuben und Politikervorzimmer absolvieren, um letztendlich oft nur mit Almosen oder unfreundlichen Wortspenden abgespeist zu werden. Allein, jekle in diesem Jahr, sondern einige erst in den nächsten Jahren fertiggestellt werden. Generallhema ist die Verarbeitung von Eisen in der Eisenwurzenregion In Steyr werden drei Projekte entwickelt: O Das Industrierorum Steyr richtet in den ehemaligen ReithofTer Werken eine Ausstellung ein, die in Steyr industriell erzeugte Produkte präsentiert. Dalür wird das Erdgeschoß des Hauses und ein Teil des ersten Stocks adaptiert. beim zuständigen Amtsinhaber einen halbwegs akzeptablen Gesprächstermin zu bekommen. Georg Neuhauser der mit Beruf, Familie und sonstigen Verpllichlungen vereinbar ist, ist nicht immer einfach. Da hat sich, wie man hört, schon manche lokale Poliigröße verleugnen lassen und hinter den Dingen versteckt, die - versieht sich - viel wichtiger sind. Das Schlimmste ist aber, daß man ständig das Gefühl ver- miltell bekommt, ein unerwünschter Störenfried zu sein, obwohl die Initiative, der Verein, oft qualifizierter und kostengünstiger genau das macht, was eigentlich Aufgabe des Magistrats wäre (Jugendarbeit, Obdachlosenbetreuung, Ausländerintegralion, Kulturarbeit,...). Es ist ein Gefühl, das auf Dauer gesehen erniedrigt und zermürbt. Für viele ein Grund das Handtuch zu werfen oder erst gar nicht richtig einzusteigen. Dabei wäre, bezogen auf den Beitrag, den die vielen engagierten Gruppen für das Gemeinwesen leisten, ein wirklich wertschätzender L mgang mit ihren Vertretern durchaus angebracht. Auch dann, wenn es sich dabei nicht immer um eine(n) Parleigänger(in) aus den jeweils eigenen Reihen handelt. 0 BMW beabsichtigt im Werksbereich eine Ausstellung über die Produktionsverfahren, die Forschung und Entwicklung des l niernehmens zu gestalten. Dem Besucher soll beim „Durchwandern“ des Werkes die „Entwicklung“ näher gebracht werden. 0 Das Museum Arbcitswclt wird im Rahmen der Landesausstellung mehrere Projekte realisieren. Hier soll auch zeitgenössische Kunst einen Platz linden. Sammelsurium ohne Gegenwartsbezug ? Die Landesausstellung ist nur in geringem Maße als Kulturprojekt zu bezeichnen. Der Ausstellung wird eher der Titel Tourismus- und Regionalprojekt gerecht. Die meisten Ausstellungen haben einen musealen Anspruch und begnügen sich damit, alte Handwerkstechniken, historische Arbeitsstätten und landschaftliche Besonderheiten zu präsentieren. Nur wenige Projekte wagen den Sprung in die Moderne. Bezeichnend für die Berücksichtigung zeitgenössischer Kunst und Kultur ist, daß für diese Projekte nur ein Minibudget zurückgehalten wird. Der Eindruck, daß provokante bzw. gesellschaftskri tische Auseinandersetzung mit unserer Region und Geschichte nicht gewollt ist, verhärtet sich bei genauerer Betrachtung der einzelnen Ausstellungen. Einige Projekte scheinen in die Ausstellung förmlich „hincingerutschr zu sein. BMW ist zwar wichtiger Arbeitgeber in Steyr, ob aus diesem Grund eine „Verkaufswerbung“ über eine vom Kulturbudget getragene Landesausstellung stattfinden soll, ist aber eine mehr als berechtigte Frage. Auch andere Projekte w ie ein Kalkofen in Sleinbach/Ziehberg oder ein Wilderermuseum in SLPankraz haben nur wenig mit der Eisenindustrie zu tun. Angesichts der großen Fülle an Standorten, ist eine Ausdünnung und Verflachung des eigentlichen Themas zu erwarten. Verkehrsproblem Die dezentrale Ausstellung verursacht eine enorme Mobiliät zwischen den einzelnen Standorten. Besondere Konflikte werden in Weyer, dem Zentrum der Landesausstellung, im engen Trallenbach- lal (der gesamte Ori wird präsentiert) und im Steyrtal erwartet Bis jetzt sind - obwohl von den Grünen und Ennslaler Bürger- lislen seil Jahren gefordert - keine Konzepte für die Verbesserung der öffentlichen Verkehrsanbindung erstellt worden. Immerhin werden zwischen 350-500.000 Besucher erwartet. Ob die Landesausstellung die Erwartungen erfüllt, w ird sich erst 1998 zeigen. Bereits jetzt kann man aber festhallen, daß die Chance einer kritischen Betrachtung des Themas vergeben wurde. Von einem ursprünglich progressiven Ausstellungskonzept ist eine Ansammlung von Re- novierungsprojeklen und Schaubeirieben, angereichert mit tatsächlich interessanten Ausstellungen übrig geblieben. FPÖ-Kandidat als Friedhofsschänder? Recht‘•extreme Gena Ilsze ne fühlt sich bei der FPÖ wohl Immer w enn in Österreich politisch motivierte Anschläge passieren, weiß die FPÖ bereits im voraus den Grund dafür.“ Links-linke Provokationen um der FPÖ zu schaden“. Wenige Stunden nachdem im Dezember 1993 die ersten Briefbomben 10 Opfer schwer verletzten, halle Haider bereits eine heiße Fährte parat. „Die Konfliktsituation am Balkan“ sei der Grund. Fieberhaft wurden in Zusammenarbeit mit dem Heeresnachrichtendienst Indizien gesucht, die die feigen Anschläge möglichst weit weg von der FPÖ führen sollten. Knapp drei Jahre danach sind die later noch immer nicht ausgeforscht, wobei das Motiv Ausländerhaß außer Zweifel steht. Auch am Tag nach den Schmieraktionen am jüdischen Friedhof in Eisenstadt vermutete die FPÖ die Täler in der „linksextremen Szene“. Wie sich vor zwei Monaten herausgestellt hat, waren die beiden Tatverdächtigen Mitglieder einer FPÖ Jugendorganisation und einer der beiden kandidierte sogar an zweiter Stelle für den Gemeinderat in Schlaining. Der FPÖ-Ge- schäftsführer Schweitzer halle noch vor einem Jahr intensiven Kontakt zu den beiden Jungfreiheitlichen. Ähnlich verhielt sich die Führerpartei nach der Ermordung von vier Roma in Oberwart. Mit 1 lilfc von FPÖ- nahen Polizisten wurde im Ministerium die Spur bewußt in die falsche Richtung gelenkt. Dem Journalisten W. Purlscheller, der zu diesem Zeitpunkt vor Neonazis auf der Flucht war (er halte in Büchern die Verbindungen zwischen FPÖ und Rechtsextremen dokumentiert), wurde der 4-fache Mord in die Schuhe geschoben. Alle drei Beispiele zeigen. Die FPÖ versucht mit allen Mitteln die Aufklärung der Verbrechen zu behindern oder in falsche Richtungen zu leiten. Die Täler waren entweder Mitglieder der Partei oder halten zu ihr ein Naheverhältnis. Die Methode, sich als Opfer zu gerieren, wo Tälerschall nahe liegt, ist nicht neu. Sie gehörte zum Standardreperloire der NSDAP.

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