Grüne Steyrzeitung Nr. 2, Oktober 1996

2 rüne Steyrzeitung 2/96 Editorial Nach der Sommerpause erscheint nun endlich u'iederdie neue Steyrer Bürgerzeitung. Die Reaktionen auf die letzte Xummer haben uns gezeigt, daß unser neues Zeitungskonzepl erfolgreich ist. I iele posi- live und negative Rückmeldungen gingen in unserem Büro ein. Über die gut recherchierten und natürlich teilweise bissigen Beiträge wird in Steyr diskutiert. /Illeine dieser l msland gibt uns Recht. Xach sind es knapp 16) Tage bis zu den Gemeindcratswahlen in Steyr und schon ist der Wahlkampf bei den anderen Parteien voll entflammt. So verweigert die SPÖ neuerdings jede Diskussion über Inlegralions- niaßnahmen für ausländische Mitbürgerinnen und läßt engagierte Vereine im Re gen stehen. Die Öl ’P-Gemeinderäle agieren am Gängelband des neuen Obmanns Mayrhofer. Im Gemeinderat liefern sie damit ein mehr als trauriges Kapitel an Kommunalpolitik. In der Realität heißt das Wadibeißen und inhaltliche Annäherung an die FPÖ. Die ersten Funktionäre (Holub, Jansky) verlassen bereits das (sinkende) Boot. I on der FPÖ hört man überhaupt nichts. Das ist auch gut so. Die ersten Meinungsumfragen für Steyr werden von den Parteien noch unter Verschluß gehalten. Die wichtigsten Trends: Die FPÖ befindet sich im kontinuierlichen Sinltflug. Einerseits zeigt sich die Kraftlosigkeit der Politik von Leopold Pfeil im mer stärker. Er hat es weder geschafft, Ideen umzuselzen noch an politischem Proßl zu gewinnen. Andereiseits hat die SPÖ bei ihren allen Slammwählern wieder mehr Rückhalt. II ir Grünen können durch unsere seriöse und kreative kommunalpolitische Arbeit in Steyr offensichtlich punkten und liegen in Umfragen knapp unter 10 %, ein schöner Zuwachs, der uns für die Kommunalwahl im nächsten Jahr schon jetzt ermuligL I iel Spaß beim Lesen wünscht die Redaktion Das „offene Jugendkulturhaus“ steht vor der Verwirklichung - ein Traum wird Realität von Michael Dobernigg Mil dem Ankauf der ehemaligen Tischlerei Röder seilens der Sladl Steyr isl nun endlich ein geeignetes Objekt für das seil Jahren geforderte „Offene Jugendkullurhaus“ gefunden worden. Nach über zweijährigen Diskussionen und Verhandlungen über das Dilemma der Steyrer Jugend- und Kullursitualion ergeben sich mit den nun vorhandenen Räumlichkeiten Möglichkeiten, in diesem Bereich effiziente Arbeit zu leisten. Neben Veranstaltungssaal, Proberäumen, Werkstätten und Büros gibt es auch Platz für einen Jugendzenlrumsbelrieb und einen Beislbelrieb, der eine Alternative zur Steyrer Gastronomie darslellen soll und vom Angebol und Preisniveau auf die Jugendlichen abgeslimml ist. Wenn die Steyrer Jugendlichen, junge Künstlerinnen, Bands sowie Jugend- und Kulturinitiatitiven diesen Frei raum zielführend miteinander gestalten, wird die Jugend- und Kulturszenerie auf regionaler wie überregionaler Ebene bedürfnisgerechter belebt werden. Aufgrund der vorhandenen Infrastruktur des Objektes und der günstigen zentralen Lage im Wehrgraben - im Anschluß an das Museum der industriellen Arbeitswelt, FAZAT usw. - und der weiteren Entwicklung dieses Stadtteils, der momentan forciert ausgebaut wird, ergeben sich vielseitigste Synergieeffekte, die man nutzen sollte. Für die erste Phase der Realisierung der Idee „Offenes Jugendkullurhaus“ gilt es nun, die bereits vom Trägerve rein erarbeiteten Raumanforderungs-, Finan- zierungs- und Verwalt 11 ngs- konzepte auf das Objekt Röder abzustimmen und mit den zuständigen Stellen der Stadl Steyr zu verhandeln. Dieses Jugendkullurhaus darf keine miltelfrislige Lösung der momentanen Situation sein, sondern soll sich langfristig installiert zu einer Institution der Jugend- und Kulturarbeit in Steyr entwickeln. Es wird sicherlich auch dazu beitragen, die Bedürfnisse der Jugendlichen und der Kulturschaffenden besser kennenzulernen, und für Produzenten und weitere Interessierte ein Kommunikalionsforum bieten. Steyr hat mit diesem Jugendkullurhaus jetzt die Chance bekommen jahrlang Versäumtes aufzuholen und in diesem Bereich neue Akzente zu setzen. Es bedarf aber von Seilen der Sladl, der Bevölkerung und der Öffentlichkeit größerer Akzeptanz und der Aufarbeitung vieler Vorurteile, um die nun gegebenen Chancen und Möglichkeiten wahrnehmen zu können und die Ideen einerzeilgemäßen Jugendkuliurin die Tal umselzen zu können. Chronologie einer Beharrlichkeit Ein kurzer Überblick über die Entwicklung der letzten beiden Jahre. Die ersten Bestrebungen für ein offenes Jugend- und Kulturhaus gab es durch die Gruppe Kuckucksnesl im Jahr 1976, sie scheiterten an der starren Haltung der Sladlgemeinde. Aus dieser Gruppe ging der Verein Basiskullur hervor, der ohne offizielle Unterstützung bis 1985 ein autonomes Jugendzenlrum, den legendären „CLUB“, im Wehrgaben betrieb und in vorderster Front für die Erhaltung des Wehrgrabengerinnes kämpfte. Platzmangel, Finanznöle, der Verkauf des Gebäudes und die daraus resultierenden Frustrationen erzwangen ein Ende dieser aktiven Kuliurinitiative. Doch die Diskussion wollte nie verstummen, die Bedürfnisse nach Freiraum lür junge Kultur sind geblieben. Ende der 80-er Jahre formierte sich der Kuliurverein Kraftwerk und entwickelte sich schnell zum kreativen Zentrum der unangepaßlen Jugendlichen, von ihm ging die jüngste Initiative für ein offenes Jugend- und Kulturhaus in Steyr aus. Momentan sicht es so aus, als könnte endlich eine dunkle Ära der Steyrer Kulturgeschichte beendet werden. Aufgrund der in den letzten Jahren forcierten Arbeit des Trägervereins - der darin eingebundenen Vereine, Initiativen und Einzelpersonen - wurden die Öffentlichkeit und die Steyrer Politikerinnen massiv auf die Notwendigkeit eines offenen Jugend- und Kulturhauses aufmerksam gemacht. Mileincnder wurden die ersten Schrille zur längst fälligen Realisierung durchgeführl. 15.10.94 2.11.94 22.11.94 Mai 95 18.5.95 19.5.95 14.6.95 16.6.95 4.7.95 16.1.96 13.2.96 April 96 13.6.96 26.9.96 Mission possible Als die Grünen Anfang Juni auf ein Gebäude im Wehrgraben aufmerksam gemacht wurden, wagten wir nicht zu glauben, was heute Realität isl. Knapp zwei Jahre nach der „Allerseelendemonstration“ gibt es ein Jugendkullurhaus. Anfang dieses Jahres war die DiskusAndreas Kupfer, Kultur- u. Jugendsprecher OÖ. Erste Planungssitzung, Analyse derlst-Situalion (Anfrage unter Jugendlichen zurKul- lursiluation - Demonstralionsplanung, Unterschrtftenaktion Kundgebung am Stadtplalz mit über 300 Jugendlichen - Übergabe der Unterschriftenlisten und des erarbeiteten Forderungenkatalogs an die anwesenden Politikerinnen „Runder Tischu mit den Stadt-Politikerinnen Stadtgul wird als mögliche Lösung vorgeschlagen und die Forumpassage für Grqffitis freigegeben Begehung des Stadtguts, Erarbeitung von Raum- und Finanzierungskonzepten - Gründung des Trägervereins In einer Sitzung des Jugendgemeinderates gibt ! 1: t: Bürgermeister Leilhenmayr bekannt, daß die Stadl überlege, die Reilhoffer Herke an zukaufen und für Kulturzwecke zu adaptieren Der mit der Ausarbeitung der Mietverträge für das Stadtgul bescheinigte Beamte legt die Bearbeitung dieser nieder Pressekortferenz; lörschlag zur Nutzung der Reilhofferwerke Begehung der Reil/ufferwerke, Vereinbarung einer Lärmpegelmessung, die ergab, daß vor allem die Lärmbelästigung der Milnutzerinnen kaum tragbar wäre Termin beim Bürgermeister; zur weiteren lörgangsweise konnte keine Einigung erzielt werden Runder Tisch mit der KUPF, Vertreterinnen der Stadl und der Jugendlichen; direktes Ergebnis: die vorübergehende Nutzung der Stadlguträumlichkeilenßir Proberäume, eine Werkstatt und ein Büro; weiters Untersuchung der Standorte Stadlgut, Gaswerk und Reilhofferareal Übennilllung eines Raumkonzeples durch den Trägerverein für ein Jugend- und Kulturhaus Einzug in das Stadtgul: präkaristischcs Mielverhällnis; Termin beim Bürgermeister; Vorschlag der Jugendlichen zum parteineutralen Enllaslungsobjekl Röder. Ankaitfder Tischlerei Röder durch die Stadt und Widmung als Jugend- u. Kulturhaus. sion um das Jugendkullurhaus hoffnungslos festgefahren. Jede Variante wurde einer Partei zugeordnet und so als Standort verunmöglicht. Wer wird schon die Idee des anderen unterstützen, lautete das Credo von SPÖ, ÖVP und FPÖ. Als wir auf das Objekt Tischlerei Röder aufmerksam gemacht wurden und die Idee des Jugendkulturhauses in diesem Gebäude entwickelten war uns eines sofort klar. Keine Medien, keine Presseaussendung, kein grüner Vorschlag in der Öffentlichkeit. Wir wählten den Weg, der eigentlich von Beginn an gewählt hätte werden müssen. Der Vorschlag wurde zuerst den Jugendlichen, dem Trägerverein unterbreitet Und erst danach dem Bürgermeister, der in Zusammenarbeit mit uns und den Jugendlichen das Projekt zu dem machte, was es heute ist. Der erste Schritt isl getan, nun müssen die nächsten, vielleicht noch schwierigeren, folgen. Dem Bürgermeister sei gesagt, daO dieses Gebäude nicht von der Stadt sondern von den Jugendlichen gestaltet werden muß. Die Stadl hat zwar die Kon- Irolllünktion (und die Co-Finanzierung) zu übernehmen, die Verantwortung über Inhalt und Programm des Hauses isl jedoch dem Trägerverein zu übertragen. Siadtrat Pfeil sei gesagt. Halten sie sich weiter so vornehm zurück! Sie haben zwar als Kullursladlrat völlig versagt, trotzdem oder gerade deshalb geht in Steyr kulturpolitisch wieder etwas weiter.

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