Grüne Steyrzeitung Nr. 1, Oktober 1996

1/96 rüne Steyrzeitung 7 Vor- und Nachteile der einzelnen Standorte: I. Reilhofferwerke Bei den Reithofferwerken werden vom Trägerverein Nutzungskonflikte be- fürchteL Neben dem 5. Stock, der für das Jugendkulturhaus vorgesehen wäre, sind an diesem Standort die Musikschule und das Induslriemuseum für die Landesausstellung 98 geplant. Einerseits würde man dadurch eine Verdichtung kultureller Aktivitäten an einem Ort erreichen, andererseits vertragen sich Musikschule und Jugendkulturhaus laut Trägerverein nicht. Generell ist das Gebiet auf Grund seiner zentralen Lage und zukünftiger städtebaulicher Entwicklungen nicht uninteressant. 2. Gaswerke Die derzeit noch genutzten Verwaltungsgebäude Gaswerke im Wehrgraben werden wegen des großen Raumangebols und der zentralen Lage von den meisten favorisiert. Von Seiten der Stadt tauchen dabei folgende Probleme auf: Die geplante Verlegung der städtischen Einrichtungen in das neue Kommunalzentrum am Tabor wäre aus finanziellen Gründen erst in 2-5 Jahren geplant. Eine sofortige Absiedelung wäre nur mit einer Darlehensaufnahme durchführbar. Durch die notwendig werdende Erweiterung der Fachhochschule (zusätzliche Lehrgänge, bis zu 1000 Studenten) sind weitere Flächen in diesem Gebiet dafür notwendig. Allgemeiner Tenor der Diskussion: Fachhochschule und Jugendkulturhaus sind weniger als Konkurenz, vielmehr als Ergänzung zu betrachten. Ergebnis: Experten der Stadl führen in den kommenden Wochen eine Bewertung der beiden Standorte durch. Diese orientiert sich nach finanziellen (Kosten-Nutzen) und räumlichen Gesichtspunkten. Die Kommunikation zwischen Politik, Verwaltung und Trägerverein schafft die KUPF. Kuciugeftitar m ^omSsuMG ja» „Bis spätestens April wird eine definitive Entscheidung getroffen”. Ein Anforderungsprofil wird in Zusammenarbeit mit der KUPF erstellt. Danach die Umsetzung gemeinsam geplant. Kurzfristig wird die Kassahalle des Museum Arbeitswelt feuerpolizeilich adaptiert und eine Subventionierung des KV Krallwerk im Kuliurausschuß beschlossen. Jugendkulturhaus ä la 1976 Bereits vor 20 Jahren gab es bereits eine Diskussion rund um ein Jugendkulturliaus in Steyr. Aktivistinnen des Vereines “Basiskultur" arbeiteten damals ein Programm aus, wie ein solches Haus ausschauen soll. Die Grüne Sleyrzcitung bringt daraus Auszüge: In Gasthäusern und Diskotheken zu sitzen befriedigt meisl nicht und kostet unheimlich viel Geld. Die bestehende Kultur behandelt den Jugendlichen als Konsument. Sie wird weder von Jugendlichen gemacht, noch hat sie ihre Probleme zum Inhalt. Bestehende Jugendorganisationen lassen sich so charakterisieren: jede von ihnen fördert nur einen begrenzten Teil von Interessenten und Aktivitäten (z. B. Alpenverein, SJ-Jugend, FlO-religiöse Ausrichtung...) Zusammenfassend kann gesagt werden: für viele Jugendliche besteh! keine Einrichtung, in der Selbstbestimmung praktiziert wird und datier erlernbar ist. Deshalb brauchen wir ein Jugendzentrum und zwar in Selbstverwaltung Damit dieses Jugendzentrum tatsächlich eine Alternative werden kann, muß es notwendigerweise von den Jugendlichen selbstverwaltet kontrolliert werden. Es ist wichtig, daß die Betroffenen nicht nur Vorschläge machen dürfen, sondern auch darüber entscheiden können und müssen. aus: Programm für ein selbstverwaltetes Jugendzentrum, Steyr 1976 Bald mehr als 5 Mio. Autos auf Österreichs Straßen ? Laut einer Studie von Dr. Christopher Prinz im Auftrag der ÖAMTC Akademie wird der Verkehr auf Österreichs Straßen bis ins Jalir 2051 um 60% zunehmen. Die Studie „Bevölkerung und Mobilität im 2[Jahrhundert“ baut insbesondere auf die demographische und gesellschaftliche Entwicklung, welche sich mit großer Sicherheit voraussagen läßl. Demnach wird die Bevölkerung kaum größer, aber älter. Nachdem zu erwarten ist. daß die Senioren der künftigen Jahrzehnte auch rüstiger sind, werden sie auch mobiler sein. Ein weiterer Punkt istdie Emanzipation. Immer mehr Frauen werden potentielle und tatsächliche Autofaherinnen. Es ist zu erwarten, daß im Jahr 2051 fast 50%der Autobenutzer weiblich sind (91 ca. 27%). Die daraus resultierende Verkehrsbelastung läßt nichts Gutes erahnen. Auf einer Fläche, auf der sich heute 12 Autos bewegen, müßten in 50 Jahren etwa 20 Autos Platz finden. Man denke an die heutige Verkehrssituation in Steyr am Ennserknoten und Blümelhuberberg, Forumkreuzung etc. Daß diese Bereiche 60% mehr Autos aufnehmen können erscheint mir eher unvorstellbar. Hilfsfonds gegründet Der Steyrer Künstler Johannes Angerbauer gründete den öffentlichen, überparteilichen Hilfsfond für Opfer der städtischen Kulturpolitik. Der Name „adHOK“ steht für eine Skulptur, deren Materialien ein BankKonto und ein Postfach sind. „adHOK“ ist kein Verein, keine Organisation oder Stiftung, sondern ein Fonds, der Künstler, die von der Stadl Steyr boykottiert, nicht beachtet und somit nicht gefordert werden, unterstützt. Ansprechpartner für „adHOK“ ist Johannes Angerbauer. Ihm zur Seile sieben 4 Berater, die die nötige Objektivität garantieren. Die offensichtliche Lösung, die Straßen zu vergrößern, wird an einigen Schwierigkeiten scheitern. Erstens mijssen die Straßen bezahlt werden, was angesichts immer'drängender wei ­ dender Budgetprobleme nicht leicht Palit, und zweitens gibt es in vielen Bereichen nicht mehr genug Fläche. Die meisten Stadt- und Ortsgebiete bestehen schon heule nur noch aus Häusern und Straßen. Und dort, wo genug Fläche vorhanden ist, stellt sich die Frage, ob sie überhaupt dem Gott „Auto“ geopfert werden soll. Die höchste Priorität sollte doch noch der Umwelt und dem Menschen zugesprochen werden. Auch ist es mit den Straßen alleine nicht getan. Parkraum wird im gleichen Maß zu wenig. Parkplatzprobleme sind heule schon hinlänglich bekannt. Oft erlebt man, daß Autofahrer Runden drehen, um irgendwo einen Parkplatz zu ergattern. Umweltprobleme durch Abgase und Altaulos etc. bleiben in der Studie unberücksichtigt. Bedrohliche Ausmaße werden sie aber dennoch erreichen, wenn wir nicht entsprechend gegensteuern. Daß das „Dreiliterauto“ die Lösung wird, wage ich zu bezweifeln. „adHOK“ hat bereits eine Aktion unterstützt. Nämlich die Performance »Saubere Kunst« für die Nichtentfernung des einzigen Zeitgenössischen Kunstwerkes im Steyrer Stadtzentrum. Den Stein von Gabriele Berger in der Pfarrgasse, den die Stadlvätersang- und klanglos verschwinden lassen wollen, weil angeblich Passanten (Ausländer?) darauf urinierten. Bei Fragen oder unterstützend an: Postfach 17, 4407 Steyr-Gleink. Kto. Nr. 00002277002 - BLZ 54560 und ob es überhaupt in absehbarer Zeit auf den Markt kommt steht in den Sternen. Abgesehen davon wird, solange wir fossile Energie (zß. Erdöl) verbrauchen. das Abgasproblem mit seinem Treibhauseffekt und sonstiger Umweltverschmutzung nicht in den Griff zu bekommen sein. Wir müssen schleunigst auf erneuerbare Energie umsteigen. „Has kann unternommen werden?“ Aus der Studie geht hervor, daß mindestens 53% der PKW-Verkehrsleistung auf öffentliche Verkehrsmittel verlagert werden müssen, um ein Ansteigen des Verkehrs in Grenzen zu halten. Ohne entsprechende Steuerungsmaßnahmen wird nämlich das Gegenteil der Fall sein, und der Anteil des öffentlichen Verkehrs am Gesamtverkehr abnehmen. Die Bevölkerung zum Zuhausesilzen zu zwingen erscheint etwas autoritär. Es ist auch nicht Ziel der Grünen, die Mobilität einzuschränken. Sie muß nur so gestaltet werden, daß sie entsprechend umweltverträglich wird. Ein An salzpunkt ist aber durchaus, die Zahl der notwendigen Wege zu reduzieren, z.B. eine weitere Zentralisierung von Betrieben zu verhindern, Förderung von Teleworking etc.. Noch wichtiger erscheint es, die öffentlichen Verkehrsmittel vermehrt zu fördern und sie entsprechend schneller und billiger (als das Auto) zu gestalten. Im Gegenzug dazu müssen die Fixkosten der PKWNutzung auf variable Kosten (kilomeierabhängige Kosten) umgelegt werden, und auch eine Kostenwahrheit gefunden werden. Das Argument, daß die Autofahrer ohnehin über Steuern die Straßen finanzieren, kann nur insofern gelten, als jeder Einkauf in it 20% Mehrwertsteuer beaufschlagt wird, und der Staat ihnen trotzdem das Kaufhaus nicht dazuschenkt (das zahlen sie über enstsprechend höhere Produktpreise). Damit der Umstieg auf die öffentlichen Verkehrsmittel etwas angenehmer wird, bedarf es noch einiger guter Ideen und Anstrengungen. Da bekanntlich nichts von selbst geschieht, werden wir Grüne weiterhin politisch Druck machen, und auch selber Ideen einbringen. Es soll versucht werden, hier in der „Grünen Steyrzeilnng“ einige dieser Ideen zu diskutieren, dadurch zu verbessern, und in weiterer Folge zu verwirklichen. Beiträge von Lesern würden uns dabei helfen. Ing. Michael Zachl

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