Grüne Bürgerzeitung, Nummer 2, April 1995

Natürliche Materialien verwenden Kinder bewegen sich meist den ganzen Tag aufkünstlichem Untergrund (Kunst- stoffböden, Asphalt, Beton). Ein natur- nahes Spielgelände bietet die Möglich- keit, mit Erde, Wiese, Sand, Steinen oder Schotter in Berührung zu kommen. Kinder können erleben und be„greifen", wie sich diese Materialien anfühlen. Einen ganz besonderen Reiz für Kinder bieten „lebendige" Materialien, wie zum Beispiel Weidenruten.Weiden haben den Vorteil, daß ihre Zweige äußerst biegsam sind und sie, wenn sie in die Erde gesteckt werden, wieder anwachsen. Dieser Um- stand wird ausgenützt, um lebende grüne Weidenhäuser und Weidentunnels zu bauen. Mitsprache der Kinder und Erwachsenen Ein wichtiger Aspekt bei der Anlage eines Spielgeländes ist, daß Kinder und Eltern in die Gestaltungmiteinbezogenwerden, und zwar vom ersten Schritt der Ideen- sammlung, über die Planung bis hin zur Ausführung. Die Kreativität und Phantasie der Kinder wird meist von uns Erwachsenen unter- schätzt, aber wer schon einmal den Ein- satz und Eifer von Kindern bei einem Projekt dieser Art erlebt hat, weiß, daß man auf sie keinesfalls verzichten darf Dazu kommt noch, daß Kinder und Erwachsene, die bei der Gestaltung eines Spielgeländes mitwirken, sich von Anfang an mit „ihrem" Spielplatz identi- fizieren. Treffpunkt für iung und alt Ein Spielplatz soll auch ein Treffpunkt für alle Altersgruppen sein. Mehrere Sitz- plätze, unterschiedlich gestaltet, bieten fürJugendliche die Möglichkeit zu einem Treff, laden Großeltern zu einer Plauder- stunde ein und veranlassen Mütter und Väter, ihre Kinder öfters auf den Spiel- platz zu begleiten. Das soziale Lernen der Kinder in verschiedenen Altersgruppen wird dadurch enorm gefördert. Spielgeräte••• ... maßvoll und sinnvoll in die Spiel- landschaft integrieren: Für die Gestaltungvon interessanten und naturnahen Freiflächen für Kinder bedarf es keiner Ansammlung von technischen Geräten. Die Natur mit ihren vielfaltigen Möglichkeiten steht im Vordergrund. Natürlich wird in dieser Spiellandschaft auch das eine oder andere Spielgerät (zum Beispiel: Schaukel, Seilbahn, Rutsche ...) zu finden sein. Gewisse „Spielerlebnisse" lassen sich fast nur mit Geräten verwirk- lichen. Das Gefühl des Fliegens zum Beispiel oder das Erleben der Schwere- losigkeit kann am besten eine Seilbahn vermitteln. Naturnahe Spielräume sind eine Mög- lichkeit, für Kinder erlebnisreiche und vielfaltige Spielmöglichkeiten zu schaf- fen. Ein Platz zum Austoben, zum Natur erfahren, zur Kommunikation, zum so- zialen Lernen. Wir dürfen aber nicht vergessen, daß Spiel- plätze an sich nur eine Notlösung sind. Oherstes Ziel müßte sein, die gesamte Umgebung für Kinder bespielbar zu machen. Dazu braucht es allerdings ein Umdenken bei verantwortlichen Personen in Stadtplanung, Verwaltung, Politik. .. Bis dahin ist es wahrscheinlich noch ein langer Weg, nicht zuletzt des- halb sind kindgerechte und erlebnisrei- che Spielräume sehr wichtig. Das Institut für Angewandte Umweltenie„ung Das Institut für Angewandte Umwelter- ziehung in Steyr ist ein gemeinnütziger Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, Menschen zu motivieren und zu ani- mieren, sich aktiv mit ihrer Umwelt aus- einanderzusetzen. Das ifau arbeitet in mehreren Bereichen, wobei ein Arbeits- schwerpunkt in der Gestaltung „Natur- naher Freiräume für Kinder und Er- wachsener" besteht. ♦ Kontakt: Institut für Angewandte Umwelterziehung Wieserfeldplatz 22 4400 Steyr Tel. o 72 52/Sn 99-0 Fax o 72 52/Sn 99-9 Dipl.-Ing. Wolfgang Eder GAl STEYR Herausgeber DIE GRÜNEN - GAL Steyr · Postfach 24 · 4404Steyr; Karl Pragcrstorfer Redaktion ChristophJungwirth Mitarbeit Kurt Apfelthaler, Erik Heileis, Marco Vanek, Wolfgang Eder, Karl Pragerstorfer, Karl Ramsmaier Grs/11/t«ng Atteneder! Fotos Jungwirth, ifou, ÖKO'L 1/1994, Pragerstorfer, privat Dmck Prietzel, Steyr LESERBRIEF Ich bedanke mich dafür, daß Sie in Ihrer Zeitung Platz für meinen Arti- kel eingeräumt haben und bitte Sie gleichzeitig um noch ein bißchen Aufmerksamkeit. Es ist mir nämlich so vorgekommen, daß Sie mich miß- verstanden haben. Mein Artikel wurde nicht zur Gänze veröffentlicht, und das sehe ich na- türlich ein, aber aus den Ausschnit- ten geht hervor, daß ich mit dem Leben in Österreich und dem Emp- fang von Österreichern nicht zufrie- den bin. Es ist mir aber ein Vergnü- gen und die Pflicht, auch Ihnen das Gegenteil zu berichten: Meine Er- fahrungen mit den Leuten in Öster- reich sind, daß darf ich wirklich - ohne zu übertreiben - sagen ausge- zeichnet! Natürlich habe ich in meinem Arti- kel anders geschrieben, aber ich habe sie aus der Sicht der Bosnier ange- sprochen, nicht nur- aber auch-aus meiner eigenen. Ich habe hier wun- derbare Menschen kennengelernt, von ihnen bin ich immer als Mit- glied der Familie behandelt worden. Von derAusländerfeindlichkeitweiß ich eigentlich eher aus der Zeitung und von wenigen meiner Bekann- ten, weil die meisten positive Erfah- · rungen haben. Ich kenne auf der anderen Seite Leute mit ganz ande- ren Meinungen und glaube, daß es nicht schlecht ist, das einmal zu sa- gen, es ist so. Jederweiß, daß ich und meine Fami- lie ein sehr großes Glück gehabt ha- ben, und ich glaube, daß uns einige dafür beneiden, mit Grund. Auf der anderen Seite bin ich, und kann gar nicht mit meinem Schicksal zufrie- den sein, weder mit meinem persön- lichen noch mit dem meiner geplag- ten Heimat. Ich bin überzeugt, daß die ganze Welt viel mehr tun könnte, um den armen Leuten unten in Bos- nien zu helfen. Es ist offensichtlich so, daß wir die Opfer einer Über- gangszeit zu einer neuen Weltord- nung sind, so schlimm, wie es jetzt in Bosnien ist. Ich bin selber drauf ge- kommen, daß es zwischenMenschen hier viel öfter um Mißverständnisse; als um wirkliche Probleme handelt, und doch bin ich selber Teil eines Mißverständnisses geworden, ob- wohl ich die Sprache schon ziemlich gut beherrsche. Ich bedanke mich für Ihr Verständnis. Dzeneta Zejnilovic

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