Grüne Bürgerzeitung, Nummer 2, April 1995

in der Umgebung ab und kommt früher oder später wieder ins Grundwasser. Bei Tag wird auf Grund der chemischen Umwandlung unter Einfluß von UV- Strahlung aus PER Kohlendioxyd· und vor allem Salzsäure (saurer Regen, Wald- sterben) produziert. Dadurch werden die rundum liegenden land- und forst- wirtschaftlichen Flächen .mit Schad- stoffen belastet. Noch dazu liegt der, bis- lang saubere Hauptbrunnen (700/o der Steyrer Trinkwasserförderung), in der Hauptwindrichtung. Eigenartige Argumentation des Magistrat Steyr Eine Parkbank ist keine Parkbank. Den seitens des Magistrats erbrachten Gegenargumenten, die emittierte PER Menge läge ohnehin unter den gesetz- lichen Grenzwerten, kann nicht gefolgt werden. Erstens entbehrt es einer gewis- sen Logik, daß man einerseits Gifte dem Wasser entzieht, diese aber dann nicht entsorgt, sondern wieder an die Umwelt abgibt und zweitens zeigt dieser Fall typisch die Grenzwertproblematik auf: 1. STEYRER JUGEND-GEMEINDERAT Werden problematische Stoffe unter dem Grenzwert freigesetzt, wird darauf ver- traut, daß die „Natur sich schon selber helfen wird". Oder man setzt den Grenzwert nach Be- lieben hinauf, wie _die jüngste Pestizid- belastung bei den Brunnen in Tinsting und Dietach beweist. Hier setzte der Landeshauptmann den Grenzwert für Steyr aufAntrag der Stadt einfach hinauf. Deshalb muß sofort mit dem Einbau eines Aktivkohlefilters und der Untersu- chung von Boden- und Pflanzenproben auf Perchlorethylengehalt begonnen werden. ♦ Ende Mai wird zumerstenMal derJugend- gemeinderat in Steyr tagen. Über So inter- essierte Jugendliche zwischen 14 und 19 Jahren nahmen im Jänner am ersten Infonnationstreffen teil. Bei dieser Ver- sammlung wurden die Arbeitsgruppen besetzt, die bis Ostern die Themen und Anträge für die ersteJugendgemeinderats- sitzung erarbeit~ten. Alle Beschlüsse des Jugendgemeinderateswerden zunächst an die zuständigen Ausschüs- se des „offiziellen" Gemeinderates weiter- geleitet. Das Anliegen muß dann von denAus- STEYR WIRD MUSTERS[ Das Stadtentwicklungskonzept ist zwar noch nicht fertig, aber eines steht fest: Steyr wird sich in den nächsten Jahrzehnten zu einer Musterstadt entwickeln. In welchen Bereichen das geschehen soll, darüber geben die streng geheimen Gedanken einiger Steyrer Politiker Auskunft, meint Marco Vanek, Gemeinderat der Grünen. Geht es nach demWillen unseres Bürger- meisters Hermann Leithenmayrsoll Steyr in 25Jahren die Sporthallen-Musterstadt werden. Er wird sich sicherlich nicht mit einer stinknormalenBezirkssporthalle be- gnügen (die sowieso fast jederBezirkschon hat), sondern auf eine multifunktionale Bundessporthalle hinarbeiten, die gleich- zeitig ein Radstadion, eine Eislaufarena, eine Schwimmhalle, einKongreßzentrum und vieles andere mehr sein wird. Über den Namen wir auch schon gemunkelt: ,,Steyrer-Design-Sportcenter''. Umfahrungsstraßen- Musterstadt Baustadtrat Otmar Schloßgangl hat sich auch bereits Gedanken über das zukünf- tige Steyr gemacht. Er will Steyr zur Um- fahrungsstraßen-Musterstadt machen. schußmitgliedern unter Beiziehung einer Delegation des Jugendgemeinderates dis- kutiert werden und je nachdem, ob es zu einem Beschluß über eine Weiterleitung kommt, auch im Gemeinderat als eigener Tagesordnungspunkt behandelt werden. Marco Vanek, Gemeinderat der Grünen, warnt ausdrücklich davor, daß derJugend- gemeinderat eine Alibieinrichtung wird: „Die von den Jugendlieben vorgelegten Beschlüsse bzw. Anregungen müssen unbedingt im Gemeinderat ernsthaft dis- kututiert werden und dürfen auf keinen Fall als Hirngespinste abgetan werden." ♦ Dies werden wir bestimmt, wenn neben der Nordspange, noch die Westspange, auch die Ost-West-Spange gebaut wird, jenes futuristische Projekt, für das einer der regionalen Nationalratsabgeordneten soviel Geld und vor allem persönliche Kraft und Energie investiert. DieserMann heißt Kurt Gartlehner und hat einen glü- henden Wunsch: ,,Steyr muß zur Vor- alpenautobahn-Musterstadtwerden." Das Fremdenverkehrsamt darf dann vor der Abfahrt Steyr eine Tafel mit der Inschrift: ,,Achtung: Letzte Stadt vor der Phyrn- autobahn" aufstellen. Tiefgaragen-Musterstadt Doktor Leopold Pfeil,Vizebürgermeister und Verkehrsreferent, denkt auch nach. Er grübelt vor allem nach Möglichkeiten, wo und wie am besten die Automobile untergebracht werden könnten. Darum möchte er Steyr zur Tiefgaragen-Muster- stadt machen, mit dem Hintergedanken: „Wenn man seinemAuto schon dem Stau in der Stadt zumutet, soll es zumindest in der Tiefgarage seine Ruhe haben." ♦ (") 2 'ai (./)

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