Grüne Bürgerzeitung, Nummer 2, April 1995
N -~ Q) (/) PER: KEIN STOF~AUS DEM DIE OKOTRAUME Umwelt- SIND I beeinflussung durch Chemisch-Reinigungsbetriebe geben immer wieder Anlaß zu Diskussionen. • Die hauptsächlich in Chemisch-Reinigungsbetrieben zum Einsatz kommende Substanz Tetrachlorethen (PER, Perchloräthylen, Ethylentetrachlorid) weist ein hohes Gefährdungspotential auf. Obwohl natürlicherweise in der Natur nicht vorkommend, ist PER durch menschliche Aktivität bereits auf der ganzen Welt verbreitet und wird nur schwer abgebaut. Ein Bericht von Kurt Apfelthaler, Gemeinderat der Grünen. Abbauprodukte von PER sind fur das bodennahe Ozon und dem Treibhaus- effekt mitverantwortlich. 500 bis 700 Tonnen PER wurden 1994 in Österreich verbraucht. Laut einer Studie verdunsten 74°/o der PER-Menge aus Textilreini- gungen in die Luft, zirka 3% gelangen ins Grundwasser, nur 220/o werden als Abfall entsorgt. PER kann über Lebensmittel (Trink- wasser), die Atemluft sowie über die J laut in den Organismus gelangen. Es setzt sich im Fettgewebe ab oder zirkuliert im Körper. Die Folgen können bei Arbeit- nehmern, Kunden und Anrainern von chemischenReinigungen zu allgemeinen Beeinträchtigung der Gesundheit zu Ge- hirn und Nervenschäden, Leberschäden bis hin zu Krebs oder Mißbildungen von Neugeborenen reichen. Gefährdung durch chemische Reinigungen Untersuchungen im Auftrag des deut- schen Umweltbundesamtes zeigen, daß Anrainer aus Nachbarschaft von Chemi- schen Reinigungen im Durchschnitt 13 mal höhere PER-Konzentrationen im Blut hatten, als „normalbelastete" Menschen. DieWerte liegen umso höher,je näher die Wohnung an der chemischen Reinigung liegt. PER-Dämpfe sind schwerer als Luft und dringen auf Grund der geringen Oberflächenspannung leicht durch Boden, Holz, Plastikfolien, Kunststoff, Asphalt und sogar durch wasserundurch- lässigen Beton. Es wird auch in hohen Maßen in Räum- lichkeiten über der Chemischen Reini- gung nachgewiesen. Selbst in einer Entfernung von 150 Metern von der chemischen Reinigung wurden bei einer Untersuchung des Magistrat Wien PER- Konzentrationen bis 0,5 mg/m 3 in der Außenluft gemessen. (Bundesimmissions- schutzverordnung 1.3.91, Grenzwert: O,l mg/m 1). Bei den chemischen Reinigungen ist vor allem relevant, daß PER in Wohngebie- ten bzw. direkt angrenzendenWohn-,Auf- enthaltsräumen und Räumen zur Lage- rung von Lebensmitteln verwendet und emittiert wird. Speziell in alle fetthaltigen W.1ren wie Fleisch, Wurst Butter, Käse und Öle ... lagert sich PER bevorzugt ab. Hohe Konzentrationen in Lebensmitteln Von der Bundesanstalt Lebensmittelunter- suchung wurden Schokowaffeln mit Ver- packung in einen Mantel gesteckt, der frisch aus der Reinigung kam. 24 Stunden 11ad1lie1 liatte11 Jie Sd1ukuwaffelu eiueu acht- bis neunfach höheren PER-Gehalt. Steyr: Zwei chemische Reinigungen in unmittelbarer Nähe von Lebensmittelgeschäften In Münichholz (Punzerstraße und Wag- nerstraße) befinden sich zwei chemische Reinigungen, in Nachbarschaft von Le- bensmittelgeschäften, Wohnungen und einem Cafehaus. Als Gemeinderat der Grünen fordere ich daher. .. ... kurzfristig ... • Lebensmittelproben aus allen angren- zenden lebensmi ttelverarbeitenden Betrieben durch das Marktamt • Luftuntersuchungen in den angrenzen- den Wohnungen • Messungen und Kontrollen des Arbeits- verfahrens von fachlich kompetenter · Stelle • Regelmäßige medizinische Gesund, heitsuntersuchung und führen eines Gesundheitsdokumentes für Arbeit- nehmerinnen (lt. Arbeitnehmerinnen- schutzgesetz vom L 1.1995) ...mittelfristig... • Umstellung auf umweltschonende Reinigungsverfahren (Naßreinigung) • Bereitstellung eines Ersatzgrundstückes außerhalb von Wohnanlagen • Gewerbeforderung für jene Betriebe, die aus dem PER-Reinigungsverfahren aussteigen und umweltschonendere Methoden anwenden ... und langfristig: • endgültiger Verzicht auf Chlor- chemikalien „PER-Schleuderanlage'' im Steyrer Brunnenschutzgebiet Im Frühsommer 1993 wurden im Steyrer TrinkwasserVerunreinigungen durch Per- chloretylen entdeckt. Daraufhin wurden im Brunnenschutzgebiet Sperrbrunnen errichtet, aus denen das verunreinigte Wasser entnommen wird. Dies wird an- ~chließen<l einer extra dafür errichteten Stripanlage zugeführt, die demWasser das PER entzieht. Die Anlage wurde aber so konstruiert, daß das PER nicht über Aktivkohlefilter aufgefangen wird, wie es bei allen anderen Anlagen in Österreich üblich ist, sondern via eines Rauchfanges an die Luft freigesetzt wird. Mangelnde Filterung Bis jetzt wurden zwar dem Grundwasser zirka 16kg PER entzogen (Anmerkung: l kg PER vernichtet 50.000 Kubikmeter Trinkwasser, das ist der Tagesverbrauch der Stadt Linz), dieses lagert sich aber durch den ungefilterten Ausstoß und der fehlenden Photolyse (bei Nacht) wieder
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