Grüne Bürgerzeitung, Nummer 4, Dezember 1994

PARKHAUS BEIM KRANKENHAUS WIEDER EINMAL VERKEHRS- POLITISCHER NONSENS IN STEYR Ohne auch nur einen Gedanken an die Auswirkungen auf die Anrainer zu verschwenden, soll beim Krankenhaus Steyr möglichst rasch ein Parkdeck gebaut werden. „Wer Parkplätze sät, erntet Verkehr", ist eine verkehrspolitische Binsenweisheit. Diese triffi auch in diesem Fall zu. Durch die Schaffung neuer Parkpl:itze wird zwar kurzfristig eine Entsp,mnung emtretcn, aber diese nur für kur.le Zeit. In einigen Jahren stellt sich dann wieder dieselbe Misere. Auf der Strecke bleibt dabei wie so oft der öffentliche Verkehr: Anstatt KI A"5E GEGEN POLITIKER Ein Kommentar von Erik He/leis Geldmittel in den Ausbau des Busnetzes zu investieren, wird der Autoverkehr gefördert. Parkgebühren slaff Parkdeck Deshalb schlagen die GRÜNEN vor, an- statt des Parkdeckes verstärkt Parkgebüh- ren einzuheben. Bei rn Schillingen pro Stunde ergibt sich übersJahr gerechnet ein mehrfacher Mil- lionenbetrag, der für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs veiwendet werden könnte. Gleichzeitig wird Beschäftigten, die nachweislich ohne Privat-PKW nicht zur Arbeit kommen können, die Parkge- bühr refundiert. Linz ist hier bereits wei- ter und diskutiert ein derartiges Modell für den Bereich der Universität. Gemeinderat Kurt Apfelthaler: ,,Ein der- artiges Parkdeck ohne grundlegende Über- legungen über Auswirkungen und Alter- nativen ist verkehrspoliuscher Nonsens." ♦ „Gebt uns einfach eine Chance", ein Transparent auf der Demonstration für ein Jugendkulturhaus bringt die Situati- on aufden Punkt. Die „Kids" fühlen sich ins Eckgedrängt. Beispiele gefallig? Sams- tag Abend vor einem Lokal am Ennskai: Jugendliche Menschentrauben davor. Bis die Polizei kommt, alarmiert von Nach- barn. Aber wohm sollen sie? Szenenwechsel:Jugendzentrum Sputnik. Der kleine mit Graffitis übersäte Raum ist berstend voll. Hip-Hop dröhnt aus den Lautsprechern auf die Tanzwütigen. Die Enge treibt den Schweiß aus den Poren. Kaum Platz für die Wähler von morgen. Bisher war das ja alles kein Thema für die BESTANDSAUFNa AKTIVER UMWEl:I UMWELTBERICHT DER Umweltbericht der Stadt Ste wurde vom damaligen Vize1 vorgelegt. Und das Wort „B Ex-Vizebürgermeister ernst .... Perspektiven und zukünftige wurden nicht einmal ansatz, Aber wie sagte schon Sabla ,':Ner Visionen hat, braucht • Zuerst fällt im Umweltbericht auf, daß er sich auf die Bereiche Luft, Trinkwasser und Abfall beschränkt. Andere ökolo- gisch relevante Themen kommen über- haupt nicht vor - etwa die Belastung von Anrainern durch Gewerbebetriebe, die horrende Verkehrsbelastung in der Stadt oder das Lärmaufkommen an einzelnen Straßenzügen. Lediglich im Anhang ist zu erfahren, daß in der Stadt Steyr 20.549 Herrn Politiker. Bei der Demonstration für ein Kulturhaus waren sie zumindest physisch präsent. Stellten sich artig aufs Podium und beteuerten wie sehr ihnen die jugendlichen an Herzen lägen. Vizebürgermeister Sablik, der Ärmste, meinte zerknirscht: ,,Ich bekomme es auch zu Hause gemischt." Taten lassen aber noch auf sich warten. Und gleich nebenan waren andere Töne zu vernehmen. Die Marktfrau und der Geschäftsbesitzer, die sich ums Geschäft betrogen fühlten, der Würstelmann, der den Trommelrhythmus nicht aushielt. Toleranz ist ein Fremdwort, lange Haare kaum zu ertragen. ♦ Plus: Für einige hundert junge Leute, die für ein Kulturhaus mit Proberäu- men demonstrierten: Denn Musik ist mehr als Moik und Musikantenstadl. Minus: FürunserenKulturstadtrat: An- gesichts seinerhäufigenKehrtwendun- gen verleihen ~ir ihm den Beinamen ,,Blauer Pfeil mit gespaltener Zunge". Bei einem rauschenden Fest, einer Ausstellung, die viele Erinnerungen weckte und einem launigen Rückblick feierten die GRÜNEN/GAL Steyr ihren ,o. Geburtstag, tankten Kraft für die nächsten hundert Jahre sozialer und ökologischer Stadtpolitik und freuten sich auf die erste grüne Stadträtin schon wesentlich früher. Auch Bürgermeister Leithenmayrgab sich ein Stelldich- ein und beschwor in einer Rede, die viele Zuhörerinnen als ernstes Koalitonsangebot deuteten, die Gemeinsam- keiten zwischen den GRÜNEN und der alten Tante Sozialdemokratie.

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