Grüne Bürgerzeitung, Nummer 1, März 1994

KULTUR FÜR ALLE Raumschiff Enterprise, Lindenstraße, Comics, Songs von Chumbawamba bis Wecker - das soll Kultur sein? Ja - geht man nach dem italie- nischen Philosophen Antonio Gramsci und seiner Theorie der kulturellen Hegemonie. VON Erik Heileis Ein umfassendes Kulturverständnis schließt alles ein: wie Menschen leben, sich ausdrücken, ob in der Schule, in Partnerschaften, in der Arbeitswelt ... Man kann verschiedenste Erklärungen für die Bedeutung von Kultur in unserer Zeitfinden.Eine lautet: Kultur stelle „eine Substanz dar, eine Materie zur Konstruk- tion des Selbst in einer Welt, in der die frühere universale Substanz, das katholi- sche Christentum, bereits zusammenge- brochen ist und das Feld unter den Schlä- gen der Reformation und der Aufklänmg geräumt hat." (zitiert nach Falter 4/94 Seite 18: Wettbewerb der Kulturen) Kultur so verstanden wird zur „Selbst- definition und Konstruktion" (ebendort) in einer unsicheren Welt, in der man alte Werte und Normen abgeschüttelt hat. Lassen wir nun Gramsci wieder zu Wort kommen: ,,Die Vormachtsstellung einer sozialen Gruppe offenbart sich auf zwei- · erlei Weise, als Herrschaft und als geistige und moralische Führung... eine soziale Gruppe kann schon vor der Eroberung der Regierungsmacht führend auftreten, ja sie muß es sogar (Antonio Gramsci). Haiders Kultur Auf diesen Umstand scheint nun auch die Rechte unter Haider aufmerksam ge- worden zu sein. Warum würde er wohl sonst auf einem Wahlplakat vor einem pseudo-abstrakten Bild posieren? Nichts anderes als Wählerfang mit allen Mitteln. Dieser plumpen „Führer"-lnszenierung muß die Linke eine Kultur des Miteinan- der entgegen setzen: Ein Gesellschaftsver- ständnis und einen Demokratiebegriff, in denen die Teilnahme aller Gesellschafts- mitglieder amkulturellen und politischen Leben als Anspruch und Perspektive er- halten sind. Wie sieht diese „Kultur des Miteinander' 1 aus? In den 7oer Jahren tauchte der Begriff „Soziokultur" zum ersten Mal in kulturpolitischen Diskus- sionenDeutschlands auf ImVordergrund stand die Kritik am herkömmlichen Kul- turbetrieb elitärer Opernhäuser, Galeri- en ... Initiativen wie die Arena-Bewegung inWien, die auch Vorbild für den „Verein Basiskultur" war, wollten einen Ort der Gegenöffentlichkeit schaffen: eine Nische sollte es sein, in der Man(n) und Frau eine neue Art des Zusammenlebens auspro- bieren konnten. Veranstaltungen jeder Art, Stadtteilfeste (wie dasWehrgrabenfest im letztenHerbst) haben aber neben der kulturellen auch eine soziale Funktion: Sozialen Spannun- gen, wie sie auch in Steyr existieren, kann natürlich auch mit erhöhter Polizeiprä- senz entgegengetreten werden. Viel ziel- führender ist es, die Menschen in Kom- munikation miteinander zu bringen. Diese lntegratioükann stadtteilbezogene Kultur leisten: Kulturvereine, wie das „Kraftwerk" werden jedoch von Seiten der politisch Verantwortlichen im wahr- sten Sinn des Wortes im Regen stehenge- lassen. Die Herbergssuche nimmt kein Ende! Für die Stadt scheinen der alljähr- liche Jungbürgerempfang und die Alibi- Veranstaltungen des Jugendreferates die- ses Feld abzudecken. Vielleicht sollte die Steyrer Sozialdemo- kratie sich bei dem SPD-Vordenker Peter Glotz erkundigen, der konkretisiert, was es hieße von Gramsci zu lernen: ,,Eine Linke mit Bildern mit einem Sensus für Sinnlichkeit, mit einem gewissen Ver- ständnis für die Grammatik der Yellow- Press und der Lebenswelt der Randbe- legschaften." ♦ Vorträge von Maria Schweiger im Cafe Atrium, Gleinker Gasse 21 Eintritt öS 70,- 11. März, 19.30 Uhr Frühiahrsmüde? Hilfe durch ätherische Öle 6. April, 19.30 Uhr Heilwelt... ...von Kamille und Lavendel 30. April, 16.00 Uhr Neueröffnung unseres Geschäftes Wir führen: Primavera Aromaöle, Tees, Gewürze, Mineralien, Räucherwerk, Musik L Regionalwerkstatt Steyr Stadt - Ennstal Leitbilderfür eine andere Entwicklung Termin: 16. und 17- April Ort: Alpenvereinshaus Losenstein Bei der Regionalwerkstatt erfolgt eine grundsätzlicheAuseinander- setzung mit den Problemen und Konflikten unserer Region. In vier Impulsreferaten werden die Problembereiche Verkehr, über- regionale Raumplanung, Natio- nalpark und Landesausstellung analysiert. In Arbeitskreisen werden konkrete Alternativen und ein anderes Leitbild für die Region erarbeitet. Eingeladen sind alle engagierten und interessierten Bürger aus dem Bereich Steyr Stadt und Ennstal. Das genaue Programm kann im Grünen Büro angefordert wer- den. Anmeldungen spätestens 9. April im Grünen Büro Steyr, Telefon 07252/81536 " 2 'ijj V')

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2