Grüne Bürgerzeitung, Nummer 5, Dezember 1993
STEYR WOHIN? KOMMUNALPOLITISCHE GRUNDSATZE Bisher wurde über DER GRUNEN STEYR grundsätzliche Entwicklungen in unserer Stadt nur sehr wenig diskutiert. Kommunale Politik in Steyr reduziert sich allzu oft auf tagespolitische Auseinander- setzung in marginalen Bereichen, ohne allzu große Auswirkungen auf die gesellschaftliche Wirklichkeit in der Stadt. So bleibt nur sehr wenig Platz für eine grundsätz- liche Auseinandersetzung über kom- munalpolitische Ansätze, die im folgenden Marco Vanek anstellt. Verkehr Steyr braucht nicht unbedin);I hc,, t·rt· Straßenverbindungen, sondcrn t·mt·n .1u, gebauten öffentlichen N.1hvc1 kehr . I)1t· Grundlage einer ökologrsd1 011t·1111t·r1t·11 Verkehrspolitik ist die Eitfü hr :inkung dl', Individualverkehrs bei glm hzt·rl l);t' I F< ,, derung des öffentlichen Vcrkl'h r, . I11 Zu kunfi: wird man ni chl umhm ko111111t·11, weitere restriktive Mafsn.1hn1t·n 1111 p11v.1 ten PKW-Verkehr (u ..1. l11nt·m1.1d1,pt·11t· für private PKWs) zu st·11.t·n, rnlltt·n drt' Probleme in den Gnfl zu hl'kon1111t·11 sein. Ein Beispiel d,1zu : Sol.1n);t' t·, ,1llr,1k tivist, mit dem PKW 111 dre lnnl'mt.1dt zu gelangen, werden wi1 dic 1nncr,t :id11sd1cn Verkehrsprobleme nid11 löscn und dcr Steyrer Verkehrsbetrieb wird seine finan ziellen Sorgen nitht los bekommen. Stadtökologie Die Lebcnsqualit.it einer Stadt hängt ne- ben vielen sozialen Faktoren auch davon ab, 111 wekherökologischen Situation sich die einzelnen städtischen Lebensräume befinden. Von immenser Bedeutung ist unter anderem der ökologische Zustand dt·r Wohngebiete. Zus:itzlich stellen sich folgt·nde F1,1gen : Gibt es ausreichende Rut b .ugsgchietc für Mensch und Natur, wie ,1nd sie best haften und wekhe wol- ll'II w11 ul)l'lh,iupt erh,1lten? Crum· h11dc1ungtn auf diesem Gebiet \111d wm Bl'rsprcl die vollst:indige Erhal 1ung der Sll'yrcr /\ucn und die Unter ,t lw11,ll'llu11g dl', Gehiclc, rund um dic S1 ,1tltgut1t·rt lw Bt·,ondl'r, h111 zuwc1scn "' .1uf d1t· Zt·rh.nnrng 1111 Nordcn und Nord wt·,tt' ll t111w1 St.1d1. Durt h crnc wohl uhnkglt' St.1d1pl,11rnng konnte 111 diesem lkrt·rt h t·1111gt·, konrg1e1 t wcrdcn. Bei der Pl.rnung neucr Wobngebrcte (zum Bei- sp1cl : Knogkrgründe) müssen gcsamt- hcttlithl' Überlegungen zur verkehrsmä- f~igen Aufschließung und sozialen Infra- struktur... einfließen. Soziales Viele Verantwortliche der Stadt gehen noch immer davon aus, daß der Magistrat allein die sozialen Probleme lösen kann. Was dabei herauskommt, ist eine reine Verwaltung sozialer Mißstände. Innova- tive Konzepte von privaten Sozialinitia- tiven scheinen in Steyr unerwünscht zu sein. Anders wäre es nicht zu erklären, warum soziale Initiativen in Steyr so stief- mütterlich behandelt werden. Die sozia- len Konflikte der 9oerJahre können nicht mit den Konzepten und Methoden aus den 5oer und 6oer Jahren gelöst werden. Die Sozialinitiativen müssen daher von der Gemeinde als innovativer Faktor an- erkannt und auch entsprechend geför- dert werden. Kultur Das gleiche gilt auch für den Kultur- bereich. Die Kulturverwaltung blockiert private Kulturvereine, die nicht unbe- dingt das Kulturverständnis der Stadtver- treten. Es beginnt bei der Bereitstellung von Veranstaltungsräumen und hört bei der finanziellen Unterstützung der Akti- vitäten auf Im Mittelpunkt des städti- schen Kulturverständnisses scheint der Begriff „Museum" zustehen. Wenn es nicht so wäre, dann gäbe es nicht die laufende Diskussionen um die Neuer- richtung von Museen, wie zum Beispiel das Uniformmuseum, Waffenmuseum, Automuseum, Eisenbahnmuseum... Eine neue Kulturpolitik muß sich daher .iufdie Vielfalt der kulturpolitischen An- s:ilzc und Initiativen stützen und nicht ,lllfcin paar finanziell aufwendige Veran- staltungen aus dem sogenannten I Ioch- kulturbercich. Demokratie/Bürgerbeteiligung Die SPÖ hat zwar bei den letzten Wahlen ihre Mehrheit verloren, doch dank des geheimen Bündnispartners ÖVP konnte das Demokratieverständnis aus der Zeit der absoluten Mehrheit weiterbestehen. Ganz deutlich sieht man es bei der Erstel- lung des Verkehrskonzeptes. Hier gab es praktisch keine Möglichkeit als Bürger mitzugestalten. Das gleiche scheint sich jetzt beim Stadtentwicklungskonzept ab- zuzeichnen. Die Bürger haben bis jetzt keine wirklichen Mitsprachemöglichkei- ten bei der Frage, wie und wohin sich die Stadt zukünfug entwickeln soll. ♦ STADTTEILBELEBUNG EINMAL-ANDERS! EIN FEST FUR ALLE IM WEHRGRABEN Geschäftiges Treiben neben und auf dem Wasser: AUTOR Erik Heileis Und ganz so wie in der Stadt der Grach- ten hatte sich im ehemaligen Handwerks- viertel ein buntes Völkchen versammelt: Inländer, Ausländer, Rote, Grüne, jung und alt. Stadteilbelebung einmal anders! Am Platz vor dem Museum Arbeitswelt konnte man sich an Kebab und Kracherl laben, einen Jongleur bewundern, sich von einem Stehgreiftheater mit dem Stück „Schwan kleb an" in märchenhafte Welten entfuhren lassen. Oder diesseitig Der Wehrgraben stand im Frühherbst ganz 1m Zeichen eines Festes: ,,Klein-Amsterdam". in der Wehrgrabengasse am Flohmarkt feilschen. „0 Sole mio 11 im Wehrgraben Die spätsommerlichenTemperaturen tru- gen das ihre dazu bei: Wenn im Wehr- grabenwasser Mutige in Booten sich mit abgepolsterten Lanzen maßen - und so mancher dabei über Bord ging. Für die Zuschauerwar's natürlich eine Hetz: Scha- denfreude ist ja bekanntliche die schön- ste Freude. Und gewinnen wollte man auf jeden Fall: Ob Ex-Gemeinderat, Krafi:- werker oder Buchhändler. Für Kurzweil sorgten auch mediterrane Töne: ,,0 Sole Mio" oder „Santa Lucia" dargebracht von einem „Gondoliere" in
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