Grüne Bürgerzeitung, Nummer 5, Dezember 1993
•• BLICK UBER Was in Steyr die GAL seit DEN STADTRAND langem fordert, aber von den Stadtherrlichkeiten als unreali- stisch abgetan wird, fällt in anderen Städten auf fruchtbaren Boden oder: Wie es auch geht. Tempo 30 oder: Schach dem Verkehrstod Wahrend der Steyrer Magistrat noch im- mer keine konkreten Überlegungen an- stellt, eine flächendeckende Tempo-30- Beschränkung zumindest in den Wohn- gebieten einzuführen, hören sich die Er- fahrungen in Graz äußerst positiv an. Nach einem Jahr Tempo 30 im gesamten Stadtgebiet mit Ausnahme der Vorrang- straßen zeigt die Bilanz: ♦ ein Fünfi.el weniger Verkehrsunfalle ♦ ein Viertel weniger Schwerverletzte und luin Verkehrstoter Das wäre doch auch was für Steyr, oder, Herr Dr. Pfei 1 ?! Frauen-Nachffaxi Während im Frühling die Forderung der ehemaligen GAL-Gemeinderätin Eva Scheucher nach einem Frauen-Nachttaxi in Steyr von den männlichen Politikern und Lokaljournalisten belächelt wurde, beschloß die Stadt Salzburg genau diese Einrichtung. Nach dem Vorbild der deutschen Stadt Osnabrück können in der Mozartstadt ab Jänner 1994 Frauen zwischen 21.00 und JOO Uhr Taxis zum ermäßigten Tarif benützen. Der Fahrpreis liegt bei S60.- pro Fahrt im Stadtgebiet. Den Rest des offenen Betrages übernimmt die Stadt- verwaltung. Taxifahrerinnen begleiten dabei ,1uf Wunsch ihre weiblichen Fahr- gäste ,1Uch bis zur I twstüre. Steyr hinkt nach W:ihrcnd man al o in anderen Städten ernstnimmt, daß Frauen sich zur nächtli- chen Stunde auf öffentlichen Straßen bedroht fühlen und es tatsächlich sind, ignoriert man das in Steyr. ♦ HILFE FÜR IN- UND AUSLAN 1 Nach Ausarbei- komitee für ein i1 tung eines Kon- freundliches Ste) zepts zu einem als einem Jahr at Integrationspro- jekt für In- und eines Integration: Ausländerfordert I f ihr die Stadt zum n Ormationsproj ◄ Handeln auf. länder in Steyr. Worinbestehtder D G ß Kern dieses Pro- ie rÜne ÜrgE; jekts? der Initiatoren, A Georg Neuhauser: Zunächstmußerhoben werden, welcheProble- me es im Zusammenleben von In- und Aus- ländern in Steyrgibt. Eine wichtige Rolle spielt Hilfe und Beratungfür beide Seiten. Dabei sind Schwerpunkte bei Kindern,jugendlichen undFrauenzu setzen. VorallemsollbeiKonflik- ten vermittelt werden, umjede Gewaltanwen- dung zu unterbinden. Dazu ist die Informa- tionsarbeit ein wichtiges Anliegen. Dazu soll ein Gemeinwesenarbeiter angestellt werden. Ein heikles Thema sind wohl Konflikte imZusammenleben in-und ausländischer 2 JAHRE KULTURVEREIN KRARWERK Im Novem- EIN GRUND ZUM FEIERN!? ber 1991 hat sich der Kulturverein Zur Vorgeschichte Die Stadt stellt zur Kulturförde- Kraftwerk gegründet, um etwas Leben in die kulturelle Odnis Steyrs zu bringen. rung zirka 25 Mio. öS zur Verfü- gung,wovon jedoch nur etwa 10/o für die Förderung zeitgenössi- scherKulturVerwendung finden. k u 1 tu r ver e i 11 Mit Erfolg, wie die die Kraftwerk-Mitarbei- Mit dieser Situation unzufrieden, organi- sierten Musiker vor drei Jahren gemein- sam mit anderen Kulturinitiativen Steyrs eine Podiumsdiskussion und stellten die kulturelle Misere in der Eisenstadt öffent- lich zur Diskussion - doch die Politiker- Innen bleiben fern! ,,Ihr Problem: Was sie einmal Zf!o!lte, dar- an kann sie sich nicht erinnern, was sie wollen soll fällt ihr nicht ein. Letzte Heffnung der Partei, die ihr Leben vergqß: Hinweise aus der Bevölkerung. Oderhaben die erst das Gedächtnisproblem ausgelöst? Frieden wird siejedenfalls nicht so schnell.finden." Armin Turnher, Chefredakteur des FALTER, zur Lage der SPÖ (FALTER ,34193) Dazu folgendes lokalsozialdemokrati- sche ZitatvonVizebürgermeisterErich Sablik: ,,Wenn meine Wähler nach rechts rücken, muß ich nachrücken." ter meinen. Unterstützung gleich null Ein Jahr später, die Situation ist weitge- hend unverändert, beschließen die Musi- ker aufeigene Initiative den Kulturverein Kraftwerk zu gründen. Wiederum zeigte sich der Unwille der Stadt selbstverwaltete Ku ltur zu fördern, bzw. zu dulden: Unterstützung bleibt aus. Aber kaum war das Kraftwerk im Gebäu- de Grünmarkt 2 installiert, gab es Wider- stand bei den Anrainerlnnen, die den Verein von Anbeginn an bei den verant- wortlichen Stadtvätern zu diffamieren suchten. Kulturpolitk statt Monokultur ,,Wollen Politikerinnen ihrer Aufgabe ge- recht werden, so sollten auch sie für eine größere Akzeptanz autonomer Kultur- initativen in der Bevölkerung sorgen", meinen dazu die Kraftwerker. Im Vergleich mit Linz (offenes Kultur- haus, KAPU. ..) und Wels (Schlachthof) wirkt das Angebot der Stadt Steyr an autonomen, selbstverwaltetenKulturzen- tren wie eine Monokultur. Obwohl mitt- lerweile weithin bekannt ist, daß Mono- kulturen erstens den Boden (= die Sub- stanz) einseitigauslaugen, und somit äuch für andere Arten unbrauchbar machen, und zweitens, daß diese selbst ihre Geg- ner (Schädlinge) begünstigt bzw. erst zu diesen macht, denn gesunde Vielfalt re- guliert sich selbst, bzw. verträgt auch ge- wisse Interessenkonflikte. Während Linz und Wels mit Vielfalt wer- ben, wird diese in Steyr nach wie vor verhindert. Farbe ins kulturelle Black-out ,~ir bleiben jedoch der Meinung, daß jungen Menschen die Möglichkeit gebo- ten werden muß, ihre Kreativität zu ent- falten, um somit auch ihren Ängsten, Problemen und Unzufriedenheiten Aus- druckverleihen zu können," gibt das Kraft- werk nicht auf und liefert auch ohne eigenes Vereinslokal kulturellen Strom. ,~ir bleiben aktiv, um Farbe ins Grau zu bringen." ♦ Infos Kulturverein Kraftwerk Postfach 162 4400 Steyr
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