Grüne Bürgerzeitung, Nummer 3, Juni 1993
f 11 1 I /, /. I. R / J l l: i 1 f) / /; _ ✓ u1~_.,.;;1 h,!:::/:1;; Von der Dreifachbelastung zur Gleichbehandlung FamUienarbei,t- E-rwerbsarbeit Unter demStichwortFrauenarbeit sind zwei Aspekte in Betracht zu zie- hen - die unbezahlte Arbeit im Haushalt sowie bei der Kinder- erziehung und die bezahlte Erwerbsarbeit. Trotz mancher Fortschritte in der Aufteilung der unbezahlten Haus- und Familienarbeit beweist eine Studie des Sozialministeriums, daß Männer durchschnittlich nur 1 Stunde und 34 Minuten in die tägliche Hausarbeit in- vestieren,währendFrauen über 5 Stun- den dafür aufbringen. f arnilienarbeit ist nach wie vor typische Frauenarbeit. Frauen arbeiten in schlecht bezablt:enJobs Beim Blick auf die bezahlte Erwerbs- arbeit fällt auf, daß der wirtschaftliche Bereich, in demFrauen tätig sind, sehr eng ist. An erster Stelle der Frauenjobs steht der Einzelhandel, gefolgt vom Bürobereich, demGesundheitswesen, Gaststätten und Reinigungsbetrieben, Friseur und Kosmetik sowie der Tex- til- und Bekleidungsbranche. Es sind dies nicht nur die Arbeitsplätze, die am für Frauen eine Reihe gravierender Nachteile und Unbequemlichkeiten mit sich (Lärm, Gestank, Umwege, lange Wartezeiten durch ungünstige öffentliche Verkehrsverbindungen...) und fixiert dann in weiterer Folge überkommenegeschlechtsspezifische Rollenbilder- etwa, wenn einJob nicht wegen persönlicher Interessen und Fähigkeiten angenommen wird, son- dern nur wegen der Erreichbarkeit der Arbeitsstelle. Dazu kommt noch die ständigpräsente Gewalt, der Frauen durch diese Politik viel stärker ausgesetzt sind. Viele ver- zichten - unter anderem weil geeigne- te Verkehrsmittel fehlen - daher auf abendliche kulturelleVeranstaltungen, Treffen mit Freundinnen oder einfach einen Spaziergang. So werden Frauen von der Teilnahme am öffentlichen Leben ausgeschlossen. VerkebrspolitikftirFrauen Würden die Verkehrsplaner und Poli- tiker auch an Frauen denken, bzw. von Frauenvertreterinnenberatenwerden, gäbe es längst Konsequenzen: ♦ eine ökologische Verkehrs- und Siedlungspolitik - eine Stadt der kur- zenWege und flächendeckenden Rad- wegnetze auf öffentlichen Verkehrs- flächen, 1 schlechtesten bezahlt sind, sondern auch jene, bei denen kaum Aufstiegs- chancen existieren. Und solange diese geteilte Beschäftigungs- struktur aufrechterhalten bleibt, wird auch die gewerk- schaftliche Forderung „glei- cher Lohn für gleicheArbeit" - so berechtigt sie ist - nur wenig für berufstätige Frauen bringen. Ausbildungen in typischenMännerberufen Wenn dann in Frauenförderungs- programmen Ausbildungen in nicht traditionellen Frauenberufen angebo- ten werden, so ist das ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Arbeits- möglichkeiten für Frauen. Trotzdem möchle ich einen für mich bitteren Beigeschmack nicht unerwähnt las- sen: Wenn es zur Zeit Mode wird, Frauen eine Tischlerinnenausbildung anzubieten, dann darfnicht übersehen werden, daß es sich hier wieder um eine Branche handelt, in der schlecht bezahlt wird. Entstehen so Frauen- arbeitsplätze der Zukunft in jenen Be- reichen, in denen Männer wegen der ♦ eine Verbesserung des öffentlichen Verkehrs - auch zu den Stadtrand- siedlungen, und insbesondere in der Nacht und ♦ eineVerkehrsforschung, dieBedürf- nisse der Frauen einbezieht. Eine wichtige Konsequenz wäre auch die Einrichtung von „Frauen-Nacht- taxis", die jede Frau in der Nacht zum Tarif öffentlicher Verkehrsmittel be- nutzen kann. Wichtig scheint mir dabei, daß diese Taxis nur für Frauen da sind, da sonst die Angst vor Verfolgung bleibt. Mir ist schon klar, daß die Forderung nach einem Frauen-Taxi eine öffentli- cheDiskussionhervorrufenwird. Aber schon zu lange wird die Benachteili- gung von Frauen im Verkehr ignoriert und ihreAngst vorBelästigungentabu- isiert und belächelt. Eine Diskussion ist notwendig, damit Emanzipation nicht „mehr Autos für Frauen" heißt. Vielmehr können Frauen dann viel- leicht sogar durch ihre- zumTeil zwar unfreiwillige - maßgebliche ökologi- scheBeispielswirkungsogar dieEman- zipation derMänner vomAuto durch- setzen. ♦ Eva Scheucher Gemeinderälin der GAL-Steyr geringen Löhne nicht mehr arbeiten wollen? 6kicbbehandlung umsetzen Ein wichtiger Schritt zur Aufbrechung der geteilten Arbeitswelt von Män- nern und Frauen scheint mir das Gleichbehandlungspaket. Aber trotz mancherVerbesserungaufgesetzlicher Ebene bleibt Frauen noch ein starkes Stück Arbeit zu leisten, wenn die be- rufliche Gleichstellung der Frauen nicht nur auf einem Stück Papier ste- hen soll. Die Fähigkeiten von Frauen liegen si- cher nicht nur in traditionellen Frauen- berufen - und immer weniger Frauen werden künftig damit zufrieden sein, wenn Mann ihnen sagt, daß nur Frau- en die Fähigkeit und Ausdauer haben, besonders monotone Fließbandarbeit zu verrichten - und dafür zu den un- tersten Einkommensbezieherinnen zu gehören. Frauen in Männerberufen sind weder „Emanzen" noch Aus- nahmeerscheinungen, sondern wider- legen nur die geprägten Vorurteile. ♦ Rosa Stumberger Leiterin der Betriebssee/sorge Steyr Fürlnteressierte Frauenrunde der Betriebsseelsorge Steyr · Punzerstraße 45 Telefon O72 52 / 659 29 CA 'EI JEHE 21Jwi, .2o !!. JoHi~,UJ& •r•; Ei11ll,' ''° BURGERZE ITUNG =-------------==c..;..._;;__;_;;__;_;______ ---------.;.;.__-----....;...;;c..;...;.. Se I t e 5
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2