Grüne Bürgerzeitung, Nummer 4, Dezember 1992
Stadtentwicklung statt Stadtv~cklung Wieder einmal haben die Rathaus-Sozialisten und ihr OVP-Anhängsel in dilettantischer Weise eine Chance zur Verbesserung der Steyrer Lebensqualität vertan. Schon seit Jahren fordert die GAL ein urrifassendes Stadtplanungs- und Entwicklungskonzept und brachte dies auch in die Budgetverhandlungen für 1992 ein. In der Folge wurden im Stadthaushalt vorerst eine Million Schilling dafür vorgesehen. Nun hat die Stadt mit den Stimmen von SP, VP und Teilen der FP den Auf trag (ohne Ausschreibung) an den GrazerRaumplaner Prof Breitling vergeben. Format sind unsere Vorstellungen erfüllt. Inhaltlich besteht wenig Grund zur Zufriedenheit. Als Prof Breitling dem Gemeinderat seine Vorstellungen präsentierte, wurde deutlich, daß er lediglich raumplanerische Fragen bearbeiten wird. In Prof Breitlings Konzept war keine Rede von der Beiziehung anderer Expertinnen, die erst eine umfassende Planung ermöglichen würden, und von echter Bürgerinnenbeteiligung. Obwohl auch aus anderen Fraktionen Unzufriedenheit zu hören war - Zitat: „das kleinere Übel"-, wurde aufeine öffentliche Ausschreibung verzichtet und ein übereilter Beschluß gefaßt. /)ie Rothausmehrheit schwindelt sich - ähnlich wie in der Verkehrsproble- 11,atik erneut an den brennenden Problemen unserer Stadt vorbei. Nicht daniher wird nachgedacht, wie sich Steyr in den nächsten Jahren ,•11/ll'icklc•11 soll, welch<' wirtschajilichen Impulse gesetzt werden müssen, um der l1cn:w·hc11d1•11 Ahl,ii11KiKkeit von wenigen Großunternehmen zu entkommen, 11·cld1c k1tlt111d!C'II AnKehote bisher zu kurz kommen, wu ökologische Fragen hi.1/wr 1111haiicAsichtigt blieben, welche speziellen Bedü,jhisse alte Menschen, l\inder oder Frauen haben, oder wie drängende soziale Probleme und die Wohnungsnot beda,ftgerecht gelindert werden können. Nein, man beschränkt sich freiwillig aufdas · sicherlich auch wichtige - Thema „Raum- ordnung": Was da,fwo, wie und unter welchen Bedingungen gebaut oder errichtet werden? Wir meinen, daß hier im Rathaus wieder einmal zu kurz gedacht wird und daß die Zeitung „DerStandard" recht hat, wenn sie eine Reportage über Steyr mit „Gießkannenprinzip statt gezielter Planung" übertitelt. Deshalb auch in dieser GRÜNEN BÜRGERZEITUNG der Schwer- punkt „Stadtentwicklung''. Wir präsentieren unter dem Motto „Weg mit den Brettern vor den Köpfen!" ein Palette an Kritik, Ideen, Vorschlägen und auch Utopien, in welche Richtung umfassende und zukunftsorientierte Stadtplanung in Steyr gehen könnte. Es besteht die Gefahr, daß beim jetzt in Auftrag gegebenen Stadtentwick- lungskonzept am Reißbrett etwas geplant wird, das die vorhande- nen Probleme nuI," am Rande berücksichtigt und so weiter dahingewurstelt wird. Prof. Breitling ist sicherlich ein anerkannter Fachmann, der im Rahmen eines umfassenden Stadt- entwicklungskonzeptes wichtige Bei- träge leisten könnte. So könnte viel- leicht noch einiges gerettet werden. Ein Stadtentwicklungskonzept muß unbedingt folgenden Anforderungen genügen: 1. Unbedingt österreichweite Aus- schreibung, um alle renommierten Planungsbüros zur Mitarbeit einladen zu können. 2. Unumgänglich ist eine umfassende BürgerInnenbeteiligung, die über eine Fragebogenaktion hinausgeht (siehe Artikel in dieser Bürgerzeitung). 3. Die einzelnenTeilbereiche (So- ziales, Wirtschaft, Ökologie...) müssen aufeinande_r abge- stimmt werden und nicht - so wie der Bürgermeister im Amtsblatt argumentiert - infer- nerZukunft angegangenwerden. 4,. Schließlich geht es darum, daß Entwicklung nicht einfach passiert. Es steht die Frage an, was für eine Stadt Steyr werden soll - ein Anhängsel von Linz, eine Pseudogroßstadt, eine pro- vinzielle oder eineattraktiveKleinstadt, eine Einkaufsstadt, eine Kulturstadt, ein Tourismusmagnet... Klare Zielvorstellungen müssen dis- kutiert und entwickelt werden - denn „Der Weg ist das Ziel" klingt zwar in der Autowerbung gut, ist aber nichts für unsere Stadt. Seite 4 r -------------------~- GR UNE
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