Grüne Bürgerzeitung, Nummer 4, Dezember 1992

Auch wenn es viele Verantwortliche nicht wahrhaben wollen: Es existiert in Steyr fast keine Jugend- arbeit, weder von städtischer Seite . noch von kirchlichen oder anderen Jugendorganisationen. Viele Verantwortungsträger .träumen zwar einer altenZeit nach, als sie selbst · aktivwarenbei denRoten Falkenoder der Katholischen Jugend. Aber sie beschäftigen sich nicht mit aktuellen Fragen der Jugendarbeit. · Im Rathaus wird keine Jugendpolitik gemacht. Und es hat auch nicht den Anschein, daß jemand über konkrete Vorstellungen imBereich der Jugend- . arbeit verfügt. Es genügt nicht, einfach ein paar 5-Uhr-Tees zu veranstalten und die Nachwuchsförderung der Sportvereine zu subventionieren. Die Wertschätzung der Stadt für Jugendarbeit drückt sich am deutlich- sten in der praktisch nicht vorhande- nen finanziellen Unterstützung der derzeit drei Steyrer Jugendzentren aus. Den Zentren fehlt Geld, um genügend MitarbeiterInnen anstellen zu können, undesistihnenmeistnurinbeschränk- temUmfangmöglich, den Betrieb auf- . · recht- zu er- halten. W ä h - . rendfrü- her vie- le Ehren- amtliche in der Ju- gendarbeit tätig waren, fehlen diese heute weitge- hend. Jugendliche aber brauchenMenschen, die Zeit für sie haben, die für ihre Probleme offen sind, dieAktionen mit ihnen vorbereiten und die „ein Stück des Weges" bei der Entfaltung ihrer Persönlichkeit mit ihnen gehen. In Jugendgruppen oder -zentren kön- nen Mädchen und Burschen sich selbst, die eigenen Fähigkeiten und Grenzen besser kennenlernen, demo~ kratisches Verhalten einüben und durch gemeinsame Aktionen der Gruppe auch etwas bewirken. In Zei- ten allgemeiner Politikverdrossenheit .unter jungen Leuten ein dringendes Anliegen. Jugendliche brauchen nicht nur Wor- te, sondern vielmehr Orte, wo ste mit ihrerKultur, mit ihrerMusik, mit ihren · Vorstellungen Platz haben und ernst genommen werden. Junge Menschen benötigen Personen, die ihnen Werte wie Demokratie, Solidarität oder Gerechtigkeit vermit- teln können. In Steyr gibt es zuwenig solcher Orte für Jugendliche und zuwenig Perso- nen, diemit JugendlichenProjekte und Aktionen durchführen. Daher: Die Stadt täte gut daran, die Jugend- arbeit auf eine solide Basis zu stellen. Einerseits durch die großzügigere Un- terstützung der bestehenden Jugend- zentren und andererseits durch die Schaffungvon einemJugendtreffpunkt in jedem Stadtteil. . Gute Jugendarbeit ist eine In- vestition in unsere Zukunft. ♦ Seite 10 GRUNE

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2