Grüne Bürgerzeitung, Nummer 3, Oktober 1992
tausch der Steyrerinnen mit ihren ausländischen Mitbürgerinnen er- möglicht und fördert. Bereits vor Monaten wurden vom unabhängigen „Komitee für ein aus- länderfreundliches Steyr" konkrete Vorschläge für ein „Inländer-Auslän- der-Modellprojekt in Steyrdorf' an Bürgermeister Leithenmayt heran- getragen. Zentraler Punkt dabei ist die Schaf- fung einer unabhängigen Informa- tions- und Beratungsstelle in Steyr- dorf. Zwei geschulte Kräfte sollen nicht nur Ausländerinnen Unterstüt- zung anbieten; sondern vor allem Einheimischen bei Schwierigkeiten - mit den „Fremden" - mit Rat und Tat zur Seite stehen und Vermittler sein. Neben der Erfassung der realen Si- tuation wird es darum gehen, Projek- te zu initiieren, die Dialog ermögli- chen und konkrete Zusammenarbeit bei der Lösung von Problemen in Steyrdorf fördern. Dabei muß spezi- ell überlegt werden, was Ausländer- Innen zur Erhaltung und Schaffung einer funktionsfähigen Infrastruktur im Stadtteil bereits beigetragen ha- ben und noch könnten. Lösungen suchen Natürlich kann eine derartige Initiati- ve nur ein erster Schritt der öffentli- chen Hand in der Auseinanderset- zung mit dieser sehr komplizierten Frage sein. Das gemeinsame Suchen nach Lösungen wird uns noch lange beschäftigen. Aber wenn im Zuge der EG-Debatte in Österreich so viel von Internationalität und Offenheit gesprochen wird, sollte es uns doch gelingen, ein Stückchen dieser Offen- heit zunä<;:hst im eigenen Land, in der eigenen Stadt zu verwirklichen. ♦ Die Caritas ist in Steyr eine der ganz wenigen Organisationen, die sich konsequent auch für die Anliegen der ausländi- sehen MitbürgerInnen einsetzt. Mit dem Caritas-Mitarbeiter Mag. Georg Kamptner sprachen wir über die Situation der Aus- länderlnnen in Steyr. ,,Materielle Notsituationen, Woh- nungs- und Arbeitsplatzsuche sind die Hauptsorgen, mit denen Auslän- der zu uns kommen", berichtet der · Caritas-Mitarbeiter. Während Asy- lanten - die im Motel Maria von 400 Schilling Taschengeld auch z.B. noch Windeln für ihre Kinder kaufen müs- sen - in finanziellen Angelegenheiten bei der Caritas relativ leicht geholfen werden kann, ist es praktisch unmög- lich, Wohnungen zu finden. Das be- trifft aqer nicht nur Ausländerinnen. „Auch Inländerinnen können wir bei Wohnungsnot praktisch nicht helfen," zeigt sich Kamptner resigniert und fordert Sofortintiativen von Seiten der Stadt. Jedes Gespräch über Ausländerinnen dreht sich natürlich auch um den Stadtteil Steyrdorf. ,,Wahrscheinlich leben zu viele Ausländer in diesem Stadtteil. Steyr braucht dringend ei- nen städtischen Ausländerbeauf- tragten, der sich um die Kommuni- kation zwischen In- und Ausländern kümmert, der einen Austausch der unterschiedlichen Kulturen organi- siert und der auch auf die Probleme der Österreicher im Zusammenleben mit Ausländern schaut", umreißt Georg Kamptner die Problematik. Letzlich wird es notwendig sein, von seiten der Stadt rasch Initiativen für eine gehobeneWohnqualität in Steyr- darf zu um so wohner- struktur durchmischen. setzen, die Be- Innen- stärker zu Wenn die vielen Moslems, die in Steyr wohnen und arbeiten auf der Suche nach einer Moschee sind, dann - so der gelernte Theologe - ist das „in meinen Augen ein fundamentales Grundrecht für sie." So zu tun, als ob sich die islamische Glaubensge- meinschaft hier etwas Ungerecht- fertigtes herausnimmt, ist sicherlich der falsche Weg. Die Stadt, aber auch die Kirche, sollte in einen Dialog eintreten und gemeinsam überlegen, wie diesem Wunsch entsprochen werden kann. Die Frage der Integration von Aus- länderinnen ist die Frage der näch- Stutzi's Zweiradladen sten Jahrzehnte. Georg Kamptner zitiert in dem Zusammenhang den Direktor der Caritas im Libanon: ,,Egal, ob ihr Europäer an euren Gren- zen jeden Meter einen Soldaten auf- stellt oder nicht, die Flüchtlinge aus den armen Ländern des Südens wer- den kommen." „Die Stadt muß die Probleme kreativ und offensiv angehen und nicht so tun, als ob die Fragen sich von selbst wieder lösen würden. Wenn nichts geschieht, werden die Spannungen immer größer und auch gefährlicher werden", sieht Georg Kamptner Feu- er am Dach. Besonders kritisiert er in diesem Zu- sammenhangjene, ,,diejetzt während der Flüchtlingswelle aus Bosnien keinen Beitrag leisten und die Hilfs- aktionen nicht wirklich unterstützen. Und dann schlagen sie wieder politi- sches Kapital aus den Spannungen und der Not vieler Menschen. Diese destruktive Art von Politik ist für mich ein Zeugnis menschlicher Armut." Übrigens: Die Beratungsstelle der Caritas istjedenDienstagvon 9-11 Uhr und jeden Donnerstag von 14-17 Uhr geöffnet (4400 Steyr, Grünmarkt 1, Dominikanerhaus, Tel.: 540 30) + 4400 Steyr, Damberggasse 3, Telefon/Fax 0 72 52 / 471 36 Sicherheitskinderräder, Fahrradzubehör, Mountain-Bike, Bereifung,· Sturzhelme BURGERZEITUNG \' t -
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