Grüne Bürgerzeitung, Nummer 5, September 1991
Am 6. Oktober wird neben der GAL Steyr, zw:. Überraschung vieler, au~h eine VGO am Stimmzettel für die Gemeinderatswahlen aufscheinen. Obwohl in Steyr nie eine VGÖ (abge- sehen von einer erfolglosen Kandidatur bei den letzten Gemeinderatswahlen) auch nur irgendwie politisch jn Er- scheinung getreten ist, hat VGO-Chef Buchner in letzter Minute nun doch auch in Steyr Leute gefunden, die seine, in erster Linie auf die Landtagswahlen zugeschnittenen,,,wahltaktischen Spiel- chen" mittragen. Denn obwohl „Grün- bewegung" in Steyr gleich „GAL" ist (von Anfang an gestalten sogenannte Bürgerliche Grüne" die GAL ent- ;cheidend mit), haben wir uns sofort nach Bekanntwerden von Buchners Ab- sichten um eine gemeinsame Wahl- plattformbemüht. Auch das großzügige Angebot eines sicheren Listenplatzes (wir wollten den Wählern die entspre- chende Verwirrung ersparen) nützte nichts. Nach einigen Wochen Hin- haltetak:tik entschied sich Buchner für die Schwächung des grünen Lagers und eine „eigene" - Buchner selbst kann in Steyr natürlich nicht kandidie- ren - Kandidatur. Daß seine Leute in Steyr chancenlos sind, weiß er und gibt es auch freimütig zu. Ihm geht es um Präsenz im Hinblick auf die Landtags- wahl. Natürlich hat - Gott sei Dank - jeder das Recht, wann und wo auch immer zu kandidieren. Es liegt aber bei denWählern dieEntscheidung zu treffen und wir sind sicher, daß sich „grün- bewegte" Steyrer nicht täuschen lassen: Die Grünen, die in Steyr und für Steyr in den letzten sechs Jahren mit Erfolg gearbeitet haben, sind aufder „Grünen Alternativen Liste" zu finden. Daher GAL Steyr - Liste 5. ' ) ) ) Der ,,Eiserne Hermann" läßt sich vergolden SP-Vizebürgermeister Leithenmayr ist zwar nicht mehr in den Steyr-Werken aktiv, kassiert aber von dort, zuzüglich zu seinem Bürgermeistergehalt monat- lich 47.000,- Schilling (14 mal jährlich). Diese fragwürdigen Ausgaben werden den Steyr-Werken aus dem städtischen Budget voll abgegolten, inklusive 29°~0 von Leithenmayrs Bruttogehalt. Weil wir das für einen unerträglichen Skan- dal halten, wollten wir entsprechend dazu Stellung nehmen. Gleichzeitig hat uns ein Leserbrief eines empörten Mitbürgers erreicht, den wir - weil wir ihn inhaltlich voll unterstützen - an dieser Stelle abdrucken: Leserbrief DerMagistrat Steyr zahltfar seinen Vize- bürgermeister monatlich 57.000,- Schil- ling, ohne daß dieser eine Gegenleistung erbringt! SP-Vizebürgermeister Leithenmayr ver- dient in seiner Funktion monatlich 63.000,- Schilling. Dafar erbringt er eine gewisse Gegenleistung, die ich nicht wer- ten möchte. Daß far Leithenmayr vom Magistrat Steyr zusätzlich noch 5 7. 000, - Schillingaufgerundet wer- den, ohnedaß erdafardiegering- ste Gegenleistung erbringt, ist far mich empörend, skandalös und eine Verhöhnung jedes arbeitenden Menschen. Ob far Leithenmayr weiterhin mehr als 120.000,- Schilling monatlich von der Stadt Steyr bezahlt werden sollen, entscheidet der Wähler. Obdiedazu Ver- antwortlichen im Magistrat Steyr, die sol- chen Sonderprivilegien zustimmen, auch nach den Wahlen das Sagen haben, auch das entscheidet der Wähler. Eine Hoff- nung ist far mich, daß auch in der Sowjetunion das Volk die scheinbar Mächtigen in die Schranken weisen konnte. Jörg Hofrnarcher St. Ulrich KOMMENTAR ~ ...kann man nicht ver- ~ ~ wechseln. So manch ...Ni ---~ einem Wähler wird am ~ ~ 6. Okto- b e r ~ ~ Jandls + Gedicht ~ ~ vor Au- !f' g e n ~ ~ I schweben, denn von ge- 'l!l!!!(jjl sellschaftlichen Verände- rungen sind auch die Parteien nicht verschont geblieben. Früher war man rot oder schwarz, weil man Arbeiter oder Unternehmer, ,,Freidenker" oder katholisch, eben vom Elternhaus ein- gefärbt war. Dieses La~erde~en i~t passe. Kein Wunder, gleichen sich die Großparteien doch immer mehr. Ob sie jedoch die Zeichen der Zeit erkannt haben ist zu bezweifeln, gerade was unser: Stadt betrifft ! In Steyr gehen die Uhren anders, vielleicht sollte man sich überlegen, wer sie eigentlich aufzieht! Neue Fragen sind amTapet: der Schutz der Umwelt, die Beteiligung des Bür- gers an der Demokratie, aber auch die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Diesem „Wertewandel" trägt die Grünbewegung Rech- nung: In der GAL Steyr haben sich Menschen mit un- terschiedlichsten Weltanschauun- gen, aus unter- schiedlichsten Mi- lieus und Berufen zusammengefun- den. Manches konnte in sechs Jahren Ge- meinderatsarbeit bereits . bewirkt werden, manches (noch) nicht. Unter anderem auch, weil die Mittel und Möglichkeiten zu begrenzt waren. Die Erwartungen für dieWahlen sind hoch. Schließlich bedarf es angesichts der Zustände in unserer Stadt einer starken Opposition, einer engagierten Grünpolitik, anstatt blau- em Populismus. Was die Kandida~r der VGÖ anbetrifft, nur soviel: VGO- ChefBuchner ist in Steyr bisher nur mit Gerüchten in Erscheinung getreten. Demokratie bedeutet auch Toleranz: Die Qual der Wahl hat der Bürger. Erik He/leis (studiert Politikwissenschaft in Wien)
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