Grüne Bürgerzeitung, Nummer 4, Juni 1991

ZUMTHEMA LEERE KONTAKTLINSEN PFLEGEMITTEL FLASCHEN Umweltschutz ist in einer Zeit gefährlichster Bedrohung unse- rer Existenz durch Abfälle von höchster Priorität. Keiner ist da- bei ausgeschlossen, seinen Teil für eine gesündere und saubere Umwelt beizutragen. Denn Um- C weltschutz geht jeden an. Cl) Die Kontaktlinsen-Pflegemittel- U) C Flaschen bestehen entweder aus ·- 1 dem Kunststoff Polypropylen 't3 oder Polyethylen (PP, PE). Diese J9 Materialien können schadstoff- C frei und umweltfreundlich zu ei- 8 nem Granulat verarbeitet wer- ~ den, das als Rohstoff für neue Flaschen verwendet wird. - .c :o ~ Nehmen Sie sich die Zeit, Leer- flaschen von Pflegemitteln zu uns t zurückzubringen, um mehr Zeit in einer lebenswerten Umwelt verbringen zu können. Optiker Maximilian Schmollgruber Augen-, Tele-, Mikro-und Meteooptik Kontaktlinsen 4400 Steyr, Grünmarkt 6, Tel. 61625 Die Auslän- derdebatte wird auch in Steyr mit großerHef- tigkeit und mei- stens m er- 1 d schrek- A u s ä n e r kend einseitiger Form geführt. Fehlinfor- mationen, Konkurrenz und Fremden- angst beherrschen die Diskussion. Von Menschlichkeit, Verständnis und Soli- darität mit den oft zutiefst enttäuschten Menschen ist wenig zu spüren. Selten kommen sie selbst zu Wort. Wir haben einer in Steyr seit zweieinhalb Jahren ansässigen rumänischen Familie die Möglichkeit gegeben, über ihre Erfah- rungen zu berichten (Namen von der Redaktion geändert): Zoltan, 41: Brütende/ fitze und Höllengestank in ei- ner Zelle (24- 26 m 2 ), wo ich mit 18 Menschen eingepfercht bin, ohne Flilj]- wasser, ohne WC, letzteres durch zwei Eimer ersetzt! Der Gestank ist unerträg- lich unddie Schlaflosigkeit auch. Ich werde in dreistündigen Abständen gerufen und zur Einvernahme abgeholt. Ich bin der einzige ,jiir politische Tätigkeit" Ver- dächtige, zwischen Taschendieben, Ein- brechern, Randalierern ... Das gehört zu den „Securitate"-Methoden, um so mei- nen Widerstand zu brechen. Die Offizie- re, die mich verhören, wechseln sich ofl ab, ich Jedoch bin immer derselbe. Jeder Offizier hat seine eigenen Praktiken: Ei- ner von ihnen prügelt mich (aber nur, wenn ich mit l landschellen an den l leiz- körper gefesselt bin!), der zweite ist der „Engel aufErden", der drille droht mir mit einem möglichen Verkehrsunfall ... In einer Sache sind sie derselben Meinung: Ich bin ein Verräter und werde niemals einen gültigen Reisepaß gekommen. Vier Jahre lang habe ich in Unsicherheit gelebt. Ich wußte nicht, was der nächste Tag.für mich oder meineFamilie bringen würde. Immer wieder wurde ich von der „Securitate" abgeholt und verhört. Diese illegalen Kidnappings dauerten jedesmal 8 bis 10 Stunden mit wiederholten Prüge- leien und erneuten Drohungen. Trotz meiner Todesangst habe ich meine Ka- meraden nicht verraten. Unter dem Titel „Antipunkt" haben wir illegal eine Zeitung gestaltet, vervielfältigt und verteilt. Diese Zeitung war sehr antikommunistisch, antidiktatorisch, und siezeigte vor allem die tragische Situation der Minderheiten (2, 5 Millionen Un- garn, 300.000 Deutsche, 2Millionen Zi- geuner leben noch in Siebenbürgen-Ru- mänien). Gott sei Dank war meine „Schuldigkeit" bis zu meiner Flucht nach Österreich nicht beweisbar. Ich bin im Sommer1987 nach Österreich gekommen: Schönes Wetter, Freiheit, große Hoffnung, überfüllte Einkauft- zentren, Marktwirt- scheft, Demo- kratie! „Dabinichzu Hause!" sagte ich zu mir. Das war wie ein schöner i n S t e y r Traum. Schon einpaar Wochen späterh_qbe ich bemerkt, daß ich mich gegenüber Osterreichern mit 36 Jahren im Nachteil befinde. Ohne Sprachkenntnisse, ohne Bekannte, Ver- wandte und Freunde ist ein Neuanfang sehr, sehr schwer. Da muß der Mensch sehr viel undsehr schnell lernen, odersehr hart arbeiten, um diese Nachteile ausglei- chen zu können. llonka, 37: Ich bin aus Siebenbürgen vor zweieinhalb Jahren nach Österreich (Steyr) gekom- men, wo meineMann schon alspolitischer Flüchtling anerkannt worden war. Auch ich wurde als politische Asylantin anerkannt und bekam die notwendigen Dokumente. Ich hatte sprachliche und finanzielle Schwierigkeiten, aber ich wußte, daßjeder Neuanfang im Leben schwer ist. Ich konn- tediese Schwierigkeiten nurmit vielArbeit, Lernen und Geduld überwinden. Ich woll- te so rasch wie möglich einen Arbeitsplatz far mich finden. Ich habe an der Univer- sität studiert, was ich mit meinem Diplom belegen kann. Ich wußte nicht, daß in Österreich die in Ostblockländern er- worbenene Diplome nicht anerkannt werden. Vergeblich habe ich versucht, in Steyr eine Stelle zu finden, die meiner Ausbildung entspricht. Aufdem Arb(!_itsamt wurde mir einfach mitgeteilt: ,,In Osterreich werden Sie nur als Putzfrau arbeiten. " Das war nur die erste „Ohrfeige". Ich liefvon einer Firma zur anderen, zeigte meine Papiere und bekam wieder „Oh,jeigen": ,,Mit 35 Jahren sind Sie zu alt für den Job.", ,,Sie sind zu klein und zu zart.", ,,Sie müssen Referenzbriefe habetJ, wenn Sie bei uns arbeiten möchten. " Uberall fehlte etwas! Ich habe den Eindruck, daß mich keine Firma beschäftigen will, weil ich Auslän- . derin bin. Das stimmt mich traurig, weil ich Steyrin derZwischenzeit liebgewonnen habe. Sarolta, 11: Als ich vor zweieinhalb Jahren mit meiner Mutter nach Österreich kam, war es für mich schrecklich. Ich konnte nur ein paar Wörter aufDeutsch. Ich kam in die zweite Klasse Volksschule. Am ersten Tag, als ich die Klasse betrat, habe ich furchtbar ge- weint. Jeden Tag, als ich nach Hause kam, sagte ich zu meiner Mutti: ,,Ich geh nie wieder in die Schule!!!" Und das tat ich drei Wochen lang. Dann bekam ich Freundinnen. Ich glaub- te, sie seien echte Freundinnen, doch sie haben mich ausgespottet. Sie sagten: Blö-

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