Grüne Bürgerzeitung, Nummer 2, Juni 1990

BVRGERZEITIJNG Schlacken- deponien der Steyr- Daintler- Puch AG Der von uns schon mehrfach ausge- sprochene Verdacht, daß in den Deponien der Steyr-Daimler-Puch AG - sowohl in der sogenannten ,,Schlackendeponie" in Münichholz, als auch in der ehemaligen Deponie am Werksgelände (Hauptwerk) - gefährliche Altlasten schlummern, die sich im Zusammenhang mit einer möglichen Verseuchung des Grund- wassers zu einer „Umweltbombe" auswachsen könnten, scheint sich nun immer deutlicher zu bestätigen. Vor allem derzeitige und ehemalige Werksbedienstete sprachen von übel- riechenden Sickerwässern in unmit- telbarer Umgebung des H-Baues oder verwiesen auf eigene Beobach- tungen aus der Zeit, in der die besagte Deponie noch in Betrieb war. Auf einen Zeitungsbericht in der „Kronen Zeitung" vom 1.3.1990 meldete sich Herr Johenn Palmer, ein seit einigen Jahren pensionierter Mit- arbeiter der Steyr-Daimler Puch AG mit einigermaßen besorgniserregen- den Details: Nach seinen Angaben war er Zeuge von ständigen unkon- trollierten Ablagerungen von im Werk anfallenden, heute z.T. als Sonder- bzw. Problemmüll eingestuf- ten Abfällen. So wurden, nach seinen Angaben, mind(?~tens bis ins Jahr 1976 vor allem Olreste, ölgetränkte Fetzen, Carbid aus der Azetylenanla- ge aber auch Farben, Lacke und alle möglichen Lösungsmittel, also alles, was in den einzelnen Hallen im Hauptwerk anfiel, auf der sogenann- ten Schlackendeponie abgelagert. Im Oktober 1976 gab es erstmals ein werksintemes Rundschreiben in dem die angeführte Problematik indirekt, durch ein dezitiertes Ablagerungsver- bot, bestätigt wurde. Um das Jahr 1980 (unser Informant konnte diesbezüglich keine genauen Angaben machen) wurde dann auf dem Gelände der mittlerweile stillgelegten Schlacken- Lageplan S1eyr-Daimler-Puch AG - Hauptwerk Steyr - 21.11.1975 deponie eine neue Halle (Werkzeug- magazin für Preßwerkzeuge bzw. Lager für Preßteile) errichtet. Dabei wurden Teile der Deponie abgetragen (Einebnung, Grundfesten, usw.) und das, nach Angaben _yon Herrn . Palmer, völlig von Oien und ähnli- chen Materialien durchdrungene, „speckige" Aushubmaterial in die derzeitige Schlackendeponie Münich- holz gebracht. Mit dem Transport, der übrigens etliche Wochen in Anspruch nahm, war die die Fa. Spatt aus Enns betraut. Am 15. März des Jahres wurde uns eine kleinere Menge des Sickerwassers__zugesI?ielt, das, so die Angaben des Uberbnn- gers, aus dem Deponiegelände austritt. Wir haben einen Teil dieser Probe unverzüglich an einen uns be- kannten Chemiker weitergegeben, der nun kürzlich eine enorme Verunreini- gung durch ,,...etliche hundert ppm langkettiger Kohlenwasserstoffe...." attestierte. Wir haben eine sogenannte Sachver- haltsdarstellung (inkl. Sickerwasser- probe) den zuständigen Stellen im Magistrat zukommen lassen und fordern letztere auf, genauere, umfas- sendere Untersuchungen durch unab- hängige Fachleute einzuleiten, und die nötigen Konsequenzen zu ziehen, die auf eine Totalsanierung der Altlasten abzielen. Mittelfristig fordern wir eine umge- hende Erfassung und Analyse aller im Stadtgebiet Steyr befindlichen, bestehenden und ehemaligen Depo- nien und Müllablagerungsplätze durch die Stadt und deren unmittel- bare Sanierung (Beispielsweise die alte Steyrer Mülldeponie im Bereich Tabor-Lauberleite). Erneuern wollen wir auch eine alte GAL-Forderung im Zusammenhang mit Industrieab- fällen, nämlich die totale Offenlegung und die Einführung einer rigorosen Registrierpflicht der im Produktions- prozeß von Betrieben verwendeten, verarbeiteten und letzlich als Müll anfallenden Materialien. Diese Forde- rung richtet sich in erster Linie an die Gewerberechtsbehörde des Magi- strats, die mit einer solchen Maßnah- me mithelfen könnte, den extrem ge- stiegenen Anteil des Industrie- und Gewerbemülls im Gesamtmüllauf- kommen der Stadt Steyr (1987: 2500 t, 1989: über 7000 t) zu reduzieren und den unvermeidbaren, genau de- klarierten Rest einer geordneten Ent- sorgung zuzuführen. J

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