Grüne Bürgerzeitung, Nummer 1, März 1990

BÜRGERZEITUNG eher, Pet.-Flaschen) aussortiert und an weiterverarbeitende Betriebe ge- liefert. Der Rest an Kunststoff Jan- . det auf der Mülldeponie. Bereits getrennt gesammelter, unsortierter Kunststoff (wie in den Schulen und bei Sondermüllaktionen) wird ge- preßt und gestapelt. Derzeit gibt es keine Firma, die diesen Müll wiederverwendet. Laut Bittner la- gern bei ihm 10 t dieses Kunststof- fes. Auch dieses Gespräch beant- wortete meine Frage nach dem Verbleib des gemischten Kunststof Nicht zu unrecht verweist die Stadt Steyr bei jeder Gelegenheit auf eine positive Entwicklung am Müllsektor in ihrem Einzugsbereich. Immer weniger unsortierter Hausmüll, im- mer mehr getrennt gesammelte Alt- stoffraktionen. Glas, Papier, Batte- rien, Problemmüll, Pappe, Alttex- tilien, Weißblech, Aluminium und sogar Kunststoffe werden - laut Stadtverwaltung - getrennt entsorgt und da es sich ja um wertvolle Roh- stoffe handelt - wiederverwertet (Ausnahme Problemmüll). Der umweltbewußte Konsument hat Vertrauen in die Verwaltung, er ist zufrieden und beruhigt. Doch schaut man genauer hin - wie kürzlich eine engagierte Steyrer Lehrerin (siehe auch angeführten Bericht) sieht das Ganze etwas anders aus. Seit 2 Jahren werden in Steyr auch Kunststoffe getrennt gesammelt, al- lein im Vorjahr waren es laut Magi- strat 19 Tonnen. Da stellt sich aber heraus, daß von echter Wiederver- wertung gar nicht gesprochen wer- den kann. Die Kapazität vorhande- ner Pilotanlagen ist minimal und für Produkte die daraus entstehen, muß erst ein Markt geschaffen werden. Kunststoffbretter als Holzersatz sind nicht jedermanns Sache. Aber wo landet der Steyrer Kunst- stoffmüll? Jedenfalls nicht dort, wo die die Stadtverwaltung angibt. Was gibt das für einen Sinn, wenn er nach mühsam getrennter Sammlung womöglich erst recht auf einer Müllkippe landet oder heimlich still und leise gar einer giftigen Ver- brennungsanlage anheimfällt. Muß fes nicht ganz, im Gegenteil! Meine Enttäuschung und mein Ärger wur- den immer größer. Einerseits fühle ich mich jetzt als Privatperson be- trogen. Ich war stolz darauf, meinen Müllsack nur mehr alle 4-6Wochen voll zu bekommen. (Dank meines umweltbewußten Einkaufes und meiner sorgfältig ausgeführten Mülltrennung). Seit zwei Wochen werfe ich hochwertigen Kunststoff wieder zum Restmüll. Die Folge davon ist ein sich rasch füllender Müllsack. sich nicht jeder engagierte Umwelt- schützer vor den Kopf gestoßen fühlen und jedes Vertrauen in die Versprechungen derer verlieren, die sich von Amts wegen den Umweltschutz auf ihre Fahnen geheftet haben.? Wo liegt der Wert dieser Plastikmüllsammlung in Steyr? Wird nicht damit der einzig sinnvolle Weg vernebelt und ver- schleiert, Kunststoffe (dabei handelt es sich ja in erster Linie um Ver- packungmaterialen) erst gar nicht zu kaufen und demzufolge erst gar nicht zu produzieren.? Dient diese Plastiksammlung mit der vermeintlichen Wie- derverwertung nicht doch nur der Kunststoffindustrie, um längst fälligen Produk- tionseinschränkungen entgegen- zuwirken? Die Statistiken bestätigen solche Vermutungen: Obwohl der Anteil der Verpackung im Ver- hältnis zum Produkt leicht zurück geht, steigt die Menge des verwer- teten Kunststoffs deutlich. Eines ist klar: Wir werden in diesem Zusammenhang ein paar Fragen an den Bürgermeister richten müssen. Wenn da schon etwas bei den Kunststoffen nicht stimmt, wie sieht das mit der Wiederverwertung bei den anderen Müllfraktionen aus? Wer garantiert, daß da nicht doch Andererseits kann ich meinen Schüler(innen) eine Müllsammlung und die sorgfältig durchgeführte Mülltrennung nicht zumuten, ohne sie gleichzeitig über die Weiterver- arbeitung genauest zu informieren. Als Lehrerin, die das Unterrichts- prinzip "Umwelterziehung" sehr ernst nimmt und als Privatperson möchte ich daher Bescheid wissen über den Verbleib jeglicher Art von Müll. Nur so kann für mich ehrliche Umweltschutzarbeit möglich sein. Heidi Nagl die in Steyr gesammelten Altbatte- rien auf einer ganz normalen Müll- deponie in der DDR landen? Wir fordern eine radikale Transpa- renz der Entsorgungswege für das gesamte in Steyr gesammelte· Material. Es darf doch nicht so sein, daß die Stadt ihren Müll ir- gendeinem privaten Unternehmer übergibt und nach dem Motto "Aus den Augen - aus dem Sinn" sich nicht weiter darum kümmert. Der Bevölkerung darf nicht länger ein Heile-Welt-Recycling vorge- gaukelt werden, sie muß auf Schwie- rigkeiten bei der Wiederverwertung aufmerksam gemacht werden. Jeder leichtfertige Umgang mit dem wach- senden Umweltbewußtsein der Men- schen schafft Mißtrauen und Resig- nation. Der mündige Bürger muß erkennen: Die Zukunft liegt in der Müllvermeidung und da sollte die Stadt Steyr in allen ihren Bereichen mit einem guten Beispiel vor- angehen. 5

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