Grüne Bürgerzeitung, Nummer 1, März 1990

Steyr-Werke- Deponie- · ichholz ' ' Giftbombe unter Schrebergärten? Als wir am Donnerstag, den 25. Jänner d. J. auf Grund etlicher Hin- weise aus der Bevölkerung zum er- sten Mal zum "Lokalaugenschein" auf der Schlackendeponie der Steyr- Werke in Münichholz eintrafen, ahnten wir nicht, daß wir damit ei- ner sehr brisanten Geschichte auf die Spur kamen. Umwelt-sensible Spaziergänger hatten uns darauf aufmerksam ge- macht, daß sie immer öfter auch dann den Schranken am Zufahrts- weg offen sahen, wenn kein Steyr- Werke Fahrzeug, die ausschließlich für Gußsand und Schlacke be- stimmte (und genehmigte) Deponie anfuhr. Die offene Zufahrt veranlaßte of- fensichtlich etliche Zeitgenossen (laut verschiedener Aussagen vor allem Gewerbebetriebe) ihren Bau- schutt bzw. sonstige Abfälle in der - für sie zwar verbotenen - Deponie "kostengünstig" und ohne lästige Kontrolle zu entsorgen. Aber auch das dort (laut Angaben der zuständigen Behörden) rechtens abgelagerte Material erregte unser besonderes Interesse. Das zum Teil sehr feine, rußartige Material zu- sammen mit den groben Schlacken- anteilen, soll dort laut magistratsei- gener Umweltschutzabteilung nur zwischengelagert und in den Steyr- Werken selbst - weil wertvoller Rohstoff - wiederverwertet werden. Nur sieht die erwähnte Deponie - von jedem Laien leicht zu erkennen 10 - so gar nicht nach einem Zwi- schenlager für wertvolle Rohstoffe aus. Das auffällige Durcheinander der verschiedenen Materialen und die "Verunreinigungen" durch "stinknormalen" Müll vom Bauschutt bis zu leeren Lackdosen lassen durchaus die Vermutung zu, daß dort nie Gußsand oder dgl. wieder- verwertet wurde und in absehbarer Zeit auch nicht wird. So dämmert ein schwer definierba- res - von den Behörden angeblich letztens 1984 chemisch analysiertes - Material auf einer mangelhaft abge- sicherten Deponie in unmittelbarer Nähe des Ennsflusses dahin und wartet auf bessere Zeiten. Als wir einige Tage nach unserer Müll-Exkursion mit unseren Beob- achtungen und daraus resultieren- den Forderungen (laufende Analyse der angeblichen Materialien, Ver- hindern der Ablagerung von "Fremdmüll", Absicherung der De- ponie...) an die Öffentlichkeit gin- gen, reagierten diverse offizielle Stellen wehleidig und gereizt. "Nicht die Deponie ist der Skandal, son- dern die GAL." Inzwischen hat sich die ganze An- gelegenheit aber ausgeweitet. Mü- nichholzer, ehemalige Steyr-Werke- Arbeiter und sogar frühere Magi GRÜNE stratsbedienstete machten uns auf das, ihrer Meinung nach viel grö- ßere Problem aufmerksam: die schlummernde Altlast unter den an die Schlackendeponie anschließen- den Schrebergärten. Jahrzehntelang entsorgten die Steyr-Werke unge- niert jede Art von Abfall von der glühenden Schlacke über Ölfässer und Autoreifen bis zu den heute als Sondermüll eingestuften Lackresten in die (eigene) Deponie. - Soweit die Informanten. Über die Landesorganisation der Grünen Alternative stießen wir auf ein Schreiben vom 4. Dezember 1989, in dem•der für Umweltfragen zuständige Landesrat Pühri~ger im Zusammenhang mit dem 00-Ab- fallka'taster auf 38 "ausgewählte Verdachtsflächen" in OÖ, also akute Altlasten verwies, die nach folgen- den Kriterien ausgewählt wurden: - Gefährdung.von regional bis über- regional bedeutenden Grundwasservorkommen - Gefährdung einzelner oder mehre- rer Brunnen - mäßige bis starke Gefährdung von Oberflächengewässern - laufende oder bereits abgeschlos- sene behördliche Sicherungsverfahren Neben den schon bekannten Stand- orten wie Bachmanning oder At- tnang Puchheim, scheint dort u. a. auch - nach Rückfrage mit Hofrat Buchmayr von der OÖ-Landesregie- rung (am 9.2.90) - die ehemalige Mülldeponie der Steyr-Werke in Münichholz auf. Daß das Grundwasser in weiterer Folge die Brunnen und später unser Trinkwasser beim Austreten be- denklicher Stoffe aus der ungesi- cherten und unabgedichteten Alt- Deponie echt gefährdet ist, wurde uns vom Wasserwerk indirekt be- stätigt. Durch die Anhebung des Stauzieles beim Kraftwerk Staning ist der Wasserspiegel der Enns im Bereich der Deponie um einen hal- ben Meter gestiegen. Immer mehr Brunnenwasser (bis 60 %) kommt vom Uferfiltrat der Enns gerade aus dem Bereich der alten Mülldeponie bzw. der noch immer betriebenen Schlackendeponie. Während die auch im kritischen Bereich (Hausleiten) liegende (eine proble- matische Sache) Deponie der Stadt Steyr abgedichtet und von Probe- brunnen umspundet ist, bleibt die Steyr-Werke-Deponie ein eklatantes Sicherheitsrisiko. Wir fordern daher die Stadt Steyr

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