Grüne Bürgerzeitung, Nummer 3, September 1989

6 Serie Müllvermeidung Teil 2 MULL VERMEIDEN - STATT BESEITIGEN GRÜNE BÜRGERZEITUNG Die Stadt Steyr macht sich sehr viele Gedanken iiber die Beseitigung des anfallen- den Mülls: Enveiterung der Mülldeponie, getrennte Sammlung von Wertstoffen, Problemstoffsammlung,... bis zur Überlegung eine Sondermiillverbrennungsanla- ge (Hochtemperaturvergasung) zu errichten. Wir glauben aber, daß die Müllpro- blematik über die Entsorgungsseite allein NICHT gelöst werden kann. Vor allem, vor dem Einstieg in neue problematische "Entsorgungstechniken" ( z.B. IITV ) müssen Schritte zur Reduktion der anfallenden Miillmcngen gesetzt werden. Zau- benvort: MÜLLVERMEIDUNG! In diesem Bereich hat die Stadt Steyr, im Gegen- satz zu anderen Städten, fast nichts zu bieten: Kein Konzept, keine gravierenden Maßnahmen im Magistrat selbst, keine Informationsarbeit. Deshalb haben wir in unserer Juli-Nummer mit einer Informationsserie zur Miillvermeiclung begonnen. Neben grundsätzlichen Dingen ging es letztes Mal um, der Jahreszeit entspre- chend, das Thema Bioabfall/Kompost. Heute setzen wir mit Stoffen fort, die sich nicht so leicht wieder in den Naturkreislauf zurückführen lassen. Umweltbewußter Einkauf: Wenn Sie gelegentlich den Inhalt ihrer Mülltonne kontrollieren, werden sie da- raufkommen, daß mehr als die Hälfte aus Verpackungsma teri al besteht. Mit anderen Worten, .f.ie können beim Einkauf mit dem G riff ins Warenregal bestimmen, wie voll ihr Abfallbehälter wird. Das Wiener Ökologie-Institut wollte wissen, wie sich die Art und Menge der Verpackungen eines "durchschnittli- chen" Samstagseinkaufs einer Kleinfami- lie bei unterschiedlichem Kaufverhalten unterscheiden können. Mit gleichen Einkaufslisten wurden Testkäuferlnnen losgeschickt, um einmal im Supermarkt und das andere Mal im Bioladen einzu- kaufen. Im Supermarkt wurden keine Getränkedosen und keine Konservendo- sen gekauft, ebenso die absoluten Ab- fallhits, wie Doppcldcckcrverpackung mit Gratisbeigabcn und Sprays vermie- den. Nachdem die Mehrwegflaschen zu- rückgebracht wurdon und die Gebinde aus Glas und Papier ins Recycling über- geführt, stellte sich heraus, daß der Bio- ladeneinkauf nicht nur gesünder war, sondern nach Gewicht auch noch zehnmal weniger Abfall produzierte als das sterile Plastikshopping aus dem Su- permarktregal. Der Mistkübel füllt sich beim Bioeinkauf gerade mit einem Viertel der Verpackungen im Vergleich zum voluminösen Supermarkteinkauf. Wer Milch im Packer!, Marmeladen "Single"-gerecht portioniert in Plastikti- geln oder Fleisch in Folien verschweißt einkauft, der macht Hausmüll zum Pro- blemmüll. Die Verpackungen bestehen aus Polyvinylchlorid ( PVC ), Polystrol ( PS ) und P_9lyethylen. Der Einkaufsver- gleich des Oko-Instituts ergab gleich die 15-fache Menge an Kunststoffen beim Supermarkteinkauf. Beim Einkaufen - Energie Sparen: Apropos Supermarkt: Sie werden bei ihren Einkäufen in Steyr bemerkt haben, daß es auch in verschiedenen Super- märkten hinsichtlich "Verpackungs- wahn" Unterschiede gibt. Während in dem einen auch Obst Cellophanverpackt vorliegt, gibt es in der Obstabteilung des anderen, wahrscheinlich durch ständiges Nachfragen umweltbewußter Konsu- mentinnen und Konsumenten, Papier- sackerl als Alternative zu den immer noch vorhandenen Plastiksackerln. Das heißt, theoretisch könnte man auch im Supermarkt Einkäufe mit weniger Ver- packung tätigen, nur bedeutet es mehr Streß, bestimmte Waren zumindest zum Teil auszupacken und die unnütze Ver- packung an der Kassa zurückzulassen. Aber nur durch solche Maßnahmen können ganze Marktkelten zu mehr Umweltbcwußtscin gedrängt werden, wie es konkrete Erfolge in der BRD und in der ·Schweiz zeigen. So nimmt z.B. Migros in der Schweiz keine PVC- hältige Verpackung mehr ins Sortiment. Z,urück zum Samstags-Testeinkauf des Oko-Instituts. Analysen ergaben, daß die abfallarmen Verpackungen im Bio- markt im Verhältnis zum Abfallwahn- sinn des Supermarkts folgendes bedeu- ten: 72% weniger Energie 63% weniger verschmutzte Luft 48% weniger belastete Abwässer 91 % weniger Abfall bei der Produktion ( Betrachtungsweise: Rohstoffgewin- nung bei der Entsorgung ) 9/89 RATGEBER für den abfallarmen Einkauf: * Kaufen Sie nur, was Sie wirklich brauchen und legen Sie dazu eine Einkaufsliste an. So wissen Sie beim Einkauf, was Sie brauchen und wozu Sie " verführt " werden. Das schont Ihre Brieftasche und den Mistkübel. Gehen Sie nicht hungrig einkaufen, Sie werden dadurch zu unnötigen Einkäufen veranlaßt. * Nehmen Sie immer einen eigenen Einkaufskorb bzw. die eigene Ein- kaufstasche mit, so können Sie zu- sätzliche Tragtaschen vermeiden. Verwenden Sie bereits erhaltene Plastik- und Papiersackerl mehr- mals, das spart Energie und Roh- stoffe und verkleinert den Müll- berg. * Lassen Sie bereits abgepackte Ge- genstände nicht noch zusätzlich verpacken. Achten Sie auf die Art der Verpackung: Kunststoff ver- rottet nicht und kann bei der Ver- brennung Schadstoffe erzeugen ( vor allem im Hausofen ), Papier kann wiederverwertet werden. Lassen Sie sich daher, wenn nötig, Ihren Einkauf in Papier einpak- ken. * Vermeiden Sie Einwegverpackun- gen, kaufen Sie Mehrwegverpak- kungen: z.B. Bierflaschen statt Bierdosen, Saftflaschen statt Te- trapack. Bevorzugen Sie Glasver- packungen statt Kunststoff, Alu oder Tuben, z.B. Senfgläser statt Senftuben. * Verwenden Sie Zünder statt Ein- wegfeuerzeuge. * Kaufen Sie wenn möglich offene Produkte ( Schrauben, Nägel, Obst, ...) * Vermeiden Sie Spraydosen. Stifte, Roller, Puder oder Puml?zerstäu- ber schützen die Ozonschicht. * Vermeiden Sie folienverpackte Lebensmittel. * Vermeiden Sie überflüssige und Mugdverpackungen. * Verwenden Sie womöglich Groß- packungen und lassen Sie Mini- Portionspackungen stehen. * Kaufen Sie langlebige Güter. * Kaufen Sie keine Einwegbatterien. Es gibt aufladbare Batterien ( Akkus ), Netzteile oder solarzel- lenbetriebene Geräte. * Benutzen Sie wenig Haushaltsrei- niger und -chemikalien. Ein or- dentlicher Fetzen, Wasser und Seife tun es auch. Sie sparen zudem eine Menge Geld. * Kaufen Sie Recyclingpapierwaren.

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