Grüne Bürgerzeitung, Nummer 3, September 1989
4 Fatale Unwissenheit Von HTIKZ S11r,'BOCK 1\. Tun ist die Kat:,e aus 1 '\' dem Sack, Ein rechtsg,Utige, stodtischer Abbruchbescheid f,.jr da.s Reuhofferareal existiert. Bürgermeister Hein.rich Schwarz behauptet in kn.abenhafter Biauaugig- keit, nichl informiert ¾'Or- den ::.u sein. Seine Aussa- ge möge nicht becweifelt werden. dennoch wirfr sie ein bez.eichn.e'ndes Licht auf die Vorgänge im Stey- rer Rathaus. Wissen do.ch offenbar Pol1tikerh.ime ni.cht. was Beamtenhän- de ur~terschreiben. Das ist besonders fatal bei einer derart sensiblen Materie wie der Demolie- Aus OÖN vom 28.9.89 Foto: Hans Stögrnüllcr rung der Reilhofferwerke, u'ld um.so ve'"""u.nderü- cher. als die Stadtoberer, allen 'VOran Bürgermei- ster Schwarz, doch die Re-.-italisierung und alter- native Nu.t: .u.ng des wert - wl/en Geli11ides a./.s lustc>- ri.sche stadteba.uliche Chance sahen. 1\. Tun steht zu bclürch- 1 '\' ten, daß die Bausub- stanz u.n..,..'iederbringlich verlorengeht Dw Bulldo- zer stehen schon bereit. Engagierte Architekten. Denkmalschi.teer und kritische Burger fühlen sich ;edenfalls cu Recht ill den Hiruem ge:reten. EUROPA IST MEHR! GRÜNE BÜRGERZEITUNG 9/89 STEYR DAIMLER PUCH ADE ! Mit " kurzsichtigem Ausverkauf" und ähnlichen Wertungen betitelten in den ver- gangenen Tagen selbst konservative Zeitungen den Deal, der dem deutschen MAN-Konzern 80% der LKW-Produktion der Steyr-Daimler-Puch AG sichert und damit ( spätestens in 4 Jahren) das Aus der Qualitätsm::irke Steyr im Lastwagen- bereich besiegelt. Diese unternehmerische Bankrotterklä- rung um den feinen Generaldirektor Voisard, mitten in einem "Konjunktur- hoch", bei sogenannter "ausgezeichneter Auftragslage", ist natürlich der End- punkt einer langen verfehlten Politik in diesem und um dieses traditionsreiche ehemalige österreichische Paradeunter- nehmen. Daß diese Politik immer wieder auf dem Rücken der Arbeitneh- mer ausgetragen wurde und gerade jetzt wieder wird, hat uns Grüne immer wieder zu kritischen Stellungnahmen veranlaßt. Heute vermissen wir die lauten Einsprüche der sonst immer so wortgewaltigen Betriebsratskaiser ( Leithenmair, Pimsl,,_,) vor allem gegen die unzumutbaren Bedingungen dieses Ausverkaufs, die die Steyr-Werke des Kerns ihrer Selbstständigkeit berauben und zur willfährigen verlängerten Werk- bank eines deutschen Großkonzerns machen. Neben falschen industriepoliti- schen Weichenstellungen in den II fetten " siebziger Jahren, waren es vor allem gravierende Fehler der überbezahlten, in z_T, monarchistischem Stil " regieren- den II Manager. Da helfen auch die leid- lich bekannten, unappetitlichen Ausre- den auf geplatzte Waffengeschäfte nichts. Firmeninterne Strukturmaßnah- men die zu Modernisierung und besse- rer Kooperation und damit zu erhöhter Flexibilität, was die Ansprüche des Marktes anlangt, geführt hällen, wurden extrem vernachlässigt. Die nicht unbedingt an westlichen De- mokratien orientierte, lückenlose sozia- listische Personalpolitik, für die vor allem auch die genannten Betriebsrats- kaiser mitverantwortlich waren, darf hier nicht verschwiegen werden. Der " Zwang " zur Partei verbesserte nicht gerade das Betriebsklima und hob damit sicher nicht die Motivation der Mitar- beiter. Wahrscheinlich wird der LKW-Bereich unter ausländischer Führung, bei stark reduziertem Personalstand, wieder etliche Jahre Gewinne machen, aller- dings werden einige für uns Grüne wich- tige Ansätze unter die Räder kommen: Nicht „nur die Region Steyr, sondern ganz Osterreich, hat wieder ein Stück Unabhängigkeit verloren_ Spielball der Mächtigen, willige Domestiken für ein Europa der Konzerne sind wir gewor- den_ Die EG läßt grüßen_ Eine traditionsreiche Marke und zu- gleich ein österreichisches Qualitätspro- dukt wird vom LKW-Markt verschwin- den_ Mit ihr die spärlichen Ansätze einer um\'{~ltbewußteren Verkehrsge- staltung in Osterreich: Flüster-LKW und verschiedene Energiesparvarianten im Motorenbereich. Das Klima im Werk wird rauher werden, viele Mitarbeiter werden wieder um ihren Arbeitsplatz bangen müssen. Eine neue Arbeitslosenwelle wird auf uns zu- kommen. Aus all diesen Gründen bedauern wir die Entwicklung, die den einst vitalen LKW-Bereich in die Krise geführt hat. Wir fordern Konsequenzen für die Ver- antwortlichen und protestieren gegen die jetzt beschlossene Lösung, den ver- antwortungslosen Ausverkauf dieses wichtigsten Steyrer Betriebes und den zunehmenden Einfluß ausländischer Konzerne und ausländischen Kapitals auf die österreichische Wirtschaft. Georg Neuhauser Warum Österreich nicht der EG beitreten soll: Weil alle Wirtschaftsdaten Österreichs derzeit besser sind, als die durchschnittlichen EG Wirtschaftsdaten. z.R Arbeitslo- senra~e, Inflation, Wirtschaftswachstum. Wer möchte es sich schon gerne verschlechtern? Weil Qsterreich in die EG-Kassen viel mehr hineinzahlen müßte, als es herausbekommt! Weil Osterreich eine wesentlich schlechtere Gesetzeslage in den Bereichen Umweltschutz und Lebensmittelreinheit sowie im Sozialrecht übernehmen müßte! Weil wir dann den EG Transitverkehr nicht stoppen könnten! Weil viele gewerbliche und landwirtschaftliche Betriebe unter dem Konkurrenzdruck der EG Massenprodukte zugrunde gehen würden! Weil uns betreffende politische Entscheidungen nicht mehr durch unsere gewählten Körperschaften, sondern durch die EG Bürokratie in Brüssel getroffen würden! Warum Österreich der EG nicht beitreten kann: Weil EG Mitgliedschaft und Neutralität unvereinbar sind
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