Grüne Bürgerzeitung, Nummer 2, Juli 1989
6 Zum großen Teil durch den freiwilligen Zusammenschluß umweltbewußter Bür- ger, entstanden seit 1985, zunächst am Stadtrandbereich, später auch im Zen- trum über 300(!) Kornpostplätze, die von den Interessenten mit ihren eigenen Bioabfällen beliefert und in Form von freiwilligen "Kornpostiergemeinschaften" betreut und betrieben werden. Der Platzbedarf ist gering (für 50 Haushalte nur 20-30qm), die soziale Funktion die- ses gemeinsamen "Arbeitsplatzes" und Treffpunktes enorm. Natürlich werden diese Interessensgemeinschaften von der Stadtverwaltung gefördert. Neben finanzieller Unterstützung gibt es vor allem. eine kostenlose, kompetente Be- ratung. Die Stadt Steyr könnte z.B in einem Stadtteil einen solchen Modellversuch initiieren und eine sich dort entwic- kelnde "Kornpostgemeinschaft" be- treuen. BIOMÜLL-VERWERTUNG DURCH DIE STADTVERWALTUNG Natürlich braucht es für die Realisie- rung derartiger Modelle ein hohes "Kompostbewußtsein" vonseiten der Stadt. Daß Letzteres in Steyr noch nicht besonders gut entwickelt ist, zeigt die reale Praxis. Während in Linz seit Jahr- zehnten in einem beispielhaften Verfah- ren alle magistratseigenen Grün- und Gartenabfälle vom Stadtgartenamt, un- ter Einsatz von biologischen Kornpost- hilfen (Steinmehl, ...) einer kontrollier- ten Rotte unterzogen werden, führt die magistratseigene Kornpostwirtschaft in Steyr noch ein Schattendasein. Laut An- gaben des Stadtgartenamtes wird auch in Steyr der gesamte Grünschnitt, incl. Laubstreu, auf eine dafür vorgesehene GRÜNE BÜRGER-ZEITUNG Fläche in unmittelbarer Nähe der Müll- deponie nach Hausleiten verfrachtet. Von einer gezielten Bewirtschaftung der Haufen merkt man allerdings, wie ein kurzer Lokalaugenschein zeigte, --recht wenig. Stadtgartenchef Wieser' begründet zwar diese "extensive Bewirtschaftungsform" mit dem großen Geldmange~ bestätigt aber den Zukauf von größeren Torf- mengen und den Einsatz von teuren Dünge- und Pflanzenschutzmittel. Usancen, die seine Linzer Kollegin, Frau Ing. Wagner, längst aufgegeben hat. Die Stadt Linz kauft kein Kilo- gramm Torf, keinen Kunstdünger zu und verwendet vor allem seit Jahren keine chemischen Pflanzenschutzmittel mehr. Stichwort: Grüne Tonne Während Stadtgartenchef Wieser einer Erweiterung der Steyrer Kornpostwirt- schaft gegenüber aufgeschlossen scheint und sich sogar die Einbeziehung priva- ter Gartenabfälle inclusive Haushalts- 7/89 Biomüll vorstellen kann, sieht Umwelt- schutzreferent Gergelyfi vor allem aus finanziellen Gründen keine positive Kornpostzukunft. Ein Blick in das recht passable (System- )Entsorgungskonzept der Stadt Steyr, das im September 1986 vom Gemeinde- rat beschlossen wurde, vermittelt aller- dings andere Einblicke. So wird dort ein auf knapp 200 Haushalte begrenzter Versuchsbetrieb vorgeschlagen und Kompostierung als derzeit wohl "ko- stengünstigster und effizientester Weg zur Abfallreduktion" beschrieben. Warum scheut die Stadtverwaltung die- sen Weg wirklich? Natürlich setzt eine solche Biomüllver- wertung durch die Stadt Steyr eine ent- sprechende Mülltrennung in den Haus- halten selbst voraus. In eigenen SaM- melbehältern (GRÜNE TONNE) muß dieser organische Abfall natürlich auch getrennt entsorgt und der Y- ompostie- rung zugeführt werden. Aber gerade an die Müll-trenn-disziplin der sonst so umweltbewußten Steyrer wollen die Herrn im Magistrat nicht so recht glau- ben. Nationale und internationale Erfahrun- gen zeigen allerdings etwas ganz an- deres. Wider alle Erwartungen sind die Verunreinigungen des so gesammelten organischen Abfalls durch Fremdstoffe vernachlässigbar. Zwei Beispiele: Fürth (BRD): Biomüll- Verunreinigungsgrad: 0,5% Nürnberg (BRD): 1,7% Mülltrennung in Biomüll und anderen Hausmüll ist also möglich, wenn die Bürgerinnen und Bürger ausreichend informiert und motiviert werden, dies beweisen auch in Steyr die guten Sam- melergebnisse bei Altpapier, Altglas, Altmetall und Batterien. Neuhauser
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