Grüne Bürgerzeitung, Nummer 2, Juli 1989
4 GRÜNE BÜRGER-ZEITUNG 7/89 Steyrer Verhältnisse: •• DIE STADT UND IHR MULL Der Müll ist zum Thema geworden. Auch in Steyr. Vergrabene Giftfässer, Steyrer Unternehmen, die im internationalen Müllgeschäft mitmischen, Sondermüll- verbrennung, undichte und überfüllte Deponien, etc. sind Probleme, die in Steyr längst nicht mehr nur in Grünen Bürgerzeitungen für Schlagzeilen sorgen. Wir ersticken im Müll, den wir in unserer Wegwerfgesellschaft in immer größeren Mengen produzieren. Was ist zu tun? Was passiert in Steyr? Naturgemäß gibt es verschiedene Möglichkeiten, dieses Problem in den Griff zu bekommen. Die Diskussion um die von privaten In Linz Beginnt's Betreil?ern geplante Hochtemperatur- Aber es geht auch anders. In Linz fand vergasungsanlage (HTV), für deren Er- vor kurzem eine vielbeachtete "Müll- richtung auch die maßgeblichen Steyrer vermeidungswoche" statt. Ausstellungen, Politiker mehr als nur vage Sympathien Straßenaktionen, öffentliche Diskussio- hegen, zeigt deutlich, wie sehr man hier nen und Vermeidungsbroschüren an je- das Müllproblem von der "Entsorgungs- den Haushalt sollten alle Linzer anre- " bzw. "Beseitigungsseite" her lösen will. gen, über die persönliche Müll- Dabei vergißt man nur allzu oft, daß es vermeidung und den damit zusammen- eine wirkliche "Beseitigung" des Mülls hängenden kritischen Konsum nach- gar nicht geben kann. So bedeutet Ver- zudenken. Diese Aktionswoche war ein brennen oder Vergasen lediglich eine Teil eines sogenannten Verlagerung der Problematik und der Abfallwirlschaftskonzeptes, das die damit verbundenen Gefahr. Diese "Aus SLadt Linz in einem Zeitraum von 14 den Augen - aus dem Sinn"-Politik kann keine Lösung sein. Da isl der "Goll sei Dank" immer slär- kere Trend zur Wiederverwertung der "Altstoffe" schon besser. Auch in Steyr gibt es, dank einer doch recht umwelt- bewußten Bevölkerung, einige Erfolge. Mit Stolz verweist OAR Gergelyfi (im Magistrat neben Gewerberecht, Wasser- recht und Betriebsgenehmigungen auch für Umweltschutz zuständig) auf die ständig steigenden Sammelergebnisse im Hinblick auf Altglas, Altpapier, Batterien, Altmetall und Textilien (laut Angaben über 25 % des gesamten Müllaufkommens). Trotzdem: Bei aller positiver Ein- schätzung dieser Entwicklung, die Per- fektionierung bei der Entsorgung und das verstärkte Recycling kosten zunächst einmal viel Geld und können die Entstehung des Mülls nicht verhin- dern. Da bleibt ·nur eines: Müllvermei- dung! Mit Erschrecken mußten wir bei den Recherchen für dienn Artikel fest- stellen, wie wenig dieser wirklich einzig effiziente Ausweg aus unserer Misere im Bewußtsein (ganz zu schweigen von den konkreten Handlungsansätzen) der Verantwortlichen hier in Steyr verankert ist. Monalen um 1,3 Mio. S vom unabhän- gigen österreichischen Ökologieinstitut erstellen läßt. Im Zentrum dieses um praxisorientierte Umsetzung bemühten Konzeptes steht einerseits die Vermeidung von Abfällen, andererseits eine forcierte Bürger- beteiligung. Bürgerbeteiligung als aktive Mithilfe und Mitgestaltung, ohne die, wie in- und ausländische Beispie zeigen, derartige Konzepte immer Scheitern verurteilt sind. Wir glauben, was in Linz, bedingt d den im Gegensatz zu Steff bereits vollzogenen Generationswechsel unter den führenden Politikern der sozial- istischen Mehrheitsfraktion und durch den stärkeren Druck einer, durch die spezifische Umweltsituation sensibili- sierten Öffentlichkeit bereits heute mög- lich ist, müßte in nächster Zeit zumin- dest in Ansätzen auch in Steyr verwirk- lichbar sein. Wir Grüne sehen dabei, wie wir in vielen anderen Bereichen bereits erfolg- reich bewiesen haben, unsere Aufgabe im Initiieren einer Entwicl<lur.g und im Verstärken und Aufzeige& vorhandener Tendenzen in der Bevölkerung. In einer mehrteiligen "MÜLLSERIE" wollen wir das machen, was die Stadt zur Zeit noch nicht oder nur ungenü- gend macht: über Möglichkeiten der Müllvermeidung in den verschiedenen Bereichen - bezogen auf Steyr - infor- mieren. Daß wir daraus, neben Hinwei- sen zum persönlichen Gebrauch, auch politische Forderungen ableiten wollen, liegt in der Natur der Sache. P.S.: Sollten Sie Interesse an ausführ- lichen Informationen zum Thema Müll- vermeidung, speziellen Pro- duktinformationen, zum Linzer-Projekt, etc. haben, schreiben Sie uns: GAL Steyr, Postfach Nr.24, 4404 Steyr Die wichtigsten GAL-Forderungen an die verantwortlichen Politiker der Stadt Steyr: * Genaue Erhebung der aktuellen Abfallsituation (Müllanalyse, Chemische Zusammensetzung, ...) * Erstellung eines vermeidungsorientierten Abfallwirtschaftskonzeptes durch ein unabhängiges Öko-Institut. * Einrichtung eines für jeder- mann/jedefrau zugänglichen Abfallwirtschaft-Arbeitskreises mit Beiratsfunktion. * Konkrete Schritte zur Müllvermeidung im Bereich des Magistrates der Stadt Steyr. Überdenken des derzeit aufkom- ensneutralen Kostenschemas für die Müllentsorgung. * Gezielte Maßnahmen zur Steuerung und Einschränkung des Müllaufkommens in Handel, Gewerbe und Industrie. * Einführung einer "Grünen Tonne" zur Entsorgung von organischen Müllteilen und Aufbau einer leistungsfähigen Kompostwirtschaft in Sfoyr. * Aufbau einer Umweltberatungsstelle in Zusammenarbeit rnit dem Land Ober- österreich (wie sie bereits in Linz, Kirchdorf und Gmunden existiert). - Breite öffentliche Informationsarbeit in Sachen Müllvermeidung und kritischer Konsum (Stadtteilarbeit, Arbeit in Schulen, Erstellung einer Venneidungsbroschüre, ...)
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