Grüne Bürgerzeitung, Nummer 2, Juli 1989

3 GRÜNE BÜRGER-ZEITUNG 7/89 "Kleinigkeiten": GARAGEN IN DER AU? Zwischen dem Ledigenheim an der Steyr und der Blumauergasse sollen 13 Garagen aufgestellt werden: verspro- chener Ersatz für Wellblechhütteln, die vor der Landesausteilung einem archi- tektonischen Putzfimmel Platz machen mußten. Daß dort ein kleiner Auwald wächst, ist Pech - für den Auwald natür- lich. Den Paragraphen tut's Genüge, wenn man für eine Au mitten in der Stadt einen normalen Wald bei Gleink aufforstet! So ist es tatsächlich geplant. Wieder einmal soll eine sogenannte Kleinigkeit ohne viel Nachdenken, ohne Phantasie oder gar Demokratie erledigt BriJcke im Wehrgraben: Zur Funktionslosigkeit ven.uteilt werden. Ich habe mir den Auwald ange- Interessanter Vorschlag sehen, er ist ein vitales Stück Natur. Kann man soetwas mitten in der Stadt wirklich immer noch als nebensächlich abtun?· Als so nebensächlich, daß 13 Autoschachteln wichtiger sind? Oder ist die Errichtung von weiteren 50 Garagen nach dem Umbau des Ledigenheimes in ein Wohnhaus durch die Steyrwerke auch schon beschlossene Sache? Der Reiz Steyrs liegt zu einem erhebli- chen Teil in der harmonisch-kleinglied- rigen Verflechtung von Natur- und Stadtlandschaft. Ich möchte wissen, was sonst Steyr so lebenswert macht, wenn nicht seine vielen wertvollen "Kleinig- keiten". Sollen wir uns tatsächlich mit einem Fortschritt in der Städteplanung begn·· gen, der darin besteht, daß man st großem Unfug ( 70er Jahre, vgl. Fo , Stadtdurchfahrungen statt Umfahrun- gen, Schönauer Stadel,...) kleinen Unfug macht? Viel kleiner Unfug ergibt auch einen ganz großen. Der schleichende Identitätsverlust der Stadtpersönlichkeit Steyr ist längst im Gang. Für die Öffnung des ehemaligen Was- serlaufes zwischen Fabriksinsel und Blumauergasse und die Sanierung und Freilegung der derzeit im "Trockenen" stehenden, architektonisch wertvollen Bogenbrücke in diesem Bereich, sprach sich kürzlich die IG-Stadtprojekte in ei- nem offene1;1 Brief an den Bürgermei- ster aus. Damit könnte dieses städtebaulich und historisch recht interessante Gebiet sei- nen ursprünglichen Charakter zumin- dest teilweise wieder zurückgewinnen. Das damit, die zum Teil auf dem zuge- schütteten Flußlauf geplanten Fertig- teilgaragen keinesfalls im Einklang ste- en können, versteht sich von selbst. man hört wurde dieses fragwürdige ekt von der Stadtverwaltung positi- verweise "zurückgestellt". Vielleicht tut eine Nachdenkpause in diesem Fall be- sonders gut. In letzter Zeit ist der Schwung unserer Macher besonders beachtlich. Die "Er- 1 neuerung" des Gsangstegs, bereits Be- tonk(l)otzrealität, wurde amtlicherseits als reine Routinesache betrachtet, was über die Routine dieses Amtes bzw. der politisch Verantwortlichen Bände spricht. Es drängt sich das Gefühl auf, daß vor der Installierung eines Gestaltungsbei- rats für Stadtplanung noch so viel wie möglich in altem Stil erledigt werden soll. Wehren wir uns, sonst ist ( nicht nur ) der Auwald bald erledigt! Peter Prack Steyr hat einen Gestaltungsbeirat Mit positivem Erstaunen registrieren wir die Entwicklung um die unmittelbar bevorstehende Einführung des, von uns immer wieder so vehement geforderten, Gestaltungsbeirates. Wir freuen uns über diesen Schritt in die richtige Rich- tung. Jetzt kommt es einerseits darauf an, daß dieser Expertenbeirat mit den, dem städtebaulichen und historischen Erbe dieser Stadt entsprechenden, "Kapazi- täten" besetzt wird. Andererseits müssen die Entscheidungen dieses Beirats in d~r Öffentlichkeit in einer Art Hearing be- gründet und der Bevölkerung in einem höchstmöglichen Ausmaß zugänglich gemacht werden. Mit Spannung erwarten wir auch in Steyr eine anregende Diskussion um ar- chitektonische und städtebauliche Be- lange auf einer breiteren Basis als bis- her.

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