Grüne Bürgerzeitung, Nummer 2, Juli 1989
11 .,Mehrere Punkte scheinen an dieser Art Journalismus bedenklich: * Es wird einerseits ein Bild von Süd- afrika verbreitet, daß von rassistischen Vorurteilen und Un- bzw. Halbwahr- heiten geprägt ist und läßt andererseits Leserbriefe mit anderslautender Mei- nung nicht zu Wort kommen - nicht ge- rade der Gipfel an Meinungsviefa/t! * Nach eigenen Angaben bezieht der Au- tor seine Infonnationen über Südafrika aus dem südafrikanischen Pressedienst und vor allem aus der Kronenzeitung - nicht gerade eine Glanzleistung journalistischer Seriösität! * Der Chefredakteur der weitverbreitesten Wochenzeitung im Steyrer Raum stellt sich eindeutig hinter ein menschenver- achtendes Apartheidregime, das von der österreichischen Bundesregierung und den meisten Staaten geächtet wird - ein eigenartiges Verständnis von De- mokratie! Es bleibt nur zu hoffen, daß die " Aktu- ellen Kommentare " des Chefredakteurs von den meisten Zeitungsleser/innen überblättert werden. Gerlinde Blattner Christoph Jungwirth GRÜNE BÜRGER-ZEITUNG Apartheid bedeutet: • Die Menschen Südafrikas werden von den Behörden einer der vier Ras- sengrupppen zugeteilt: Weiße,Farbige,Asiaten,Schwarze. Mit dieser Einstufung sind sehr un- terschiedliche Lebenschancen verbun- den. • Die weiße Minderheit von 5 Millionen bestimmt die Geschicke des Landes. Die schwarze Mehrheit von 28 Mil- lionen besitzt keine echten politischen Mitspracherechte. * Aufgrund der Gesetzeslage stehen den Schwarzen nur 14% des Landes als dauernder Lebensraum zu, während die weiße Minderheit über 86% des Bodens verfügt. • Der für Schwarze bestimmte Anteil des Landes ist in zehri sogenannte Ho- melands gegliedert. In diese wurden seit 1960 mehrere Millionen zwangsweise umgesiedelt - eine Politik, die bis heute fortgesetzt wird. * Das System der Wanderarbeit zwingt Hunderttausende schwarze Männer zur monatelangen Trennung von ihren Familien, die in den Homelands zurückbleiben müssen. NEUES VON DER PYHRN Autobahnbau war die Antwort - doch was war die Frage? Die Ergebnisse der Land- tagswahlen in Salzburg und v.a. in Tirol hatten den Bemühungen um einen Bau- stop an der Pyhrnautobahn und der Möglichkeit einer verkehrspolitischen Nach- denkpause neuen Auftrieb gegeben. Die Baumaschinen stehen im Kremstal kun vor der Haselböckau, noch besteht die Möglichkeit, die Schäden zu begrenzen. Die "Erfahrungen" der Bewohner der Brenner- und der Tauernautobahn wur- den in den letzten Monaten zu einem ernstzunehmenden innenpolitischen Thema, uml auch oberöslerrdchische Landespolitiker blicken nun mit Sorge auf den näherrückenden Termin der Landtagswahlen. Für immer mehr Be- wohner des Kremstales wird deutlich, daß durch den Autobahnbau die Verkehrsprobleme nicht gelöst werden können sondern nur vervielfacht. Die Politik plant auf der einen Seite restrik- tive Maßnahmen für den Transitverkehr (Lkw-Nachtfahrverbot, Ton- nagebeschränkung), auf der anderen Seite werden in Oberösterreich durch den Autobahnbau Idealbedingungen für eine neue Transitroute geschaffen. Um die Erfahrungen des Inn- und Wipptales nun auch den oberösterreichischen Poli- tikern nahezubringen, wurde LH Rat- zenböck und LR Pühringer Ende Mai vom "Verkehrsclub Oberösterreich" ein Gutschein überreicht, zusammen mit der Einladung zu einer Woche Urlaub ins Inntal - "dort, wo das Transitleben schon Wirklichkeit geworden ist". Auch auf wissenschaftlicher Ebene wird die Begründung des Baues der Auto- bahn immer fragwürdiger. Ein von der Pyhrnautobahn-AG beauftragtes Geheimgutachten zur Wirtschaftlichkeit der Pyhrnautobahn wurde, als die Er- gebnisse an die Öffentlichkeit durch- sickerten, von einer Reihe von Ver- kehrswissenschaftem als höchst frag- würdig kritisiert, und diese Kritik fand auch in den Medien einige Beachtung. Ende Mai mußten der Studien-Verfas- ser Prof. Wilfried Schönbäck und Pyhrn- AG-GeneralDir. Dr. Talirz im Rahmen 7/ß9 * Die weiße Regierung gab 1984/85 pro weißen Schüler 1.926 Rand aus, pro schwarzen Schüler aber nur 294 Rand. * Das monatliche Durchschnittsein- kommen pro Haushalt betrug 1985 für Weiße 1.958 Rand, für Schwarze nur 352Rand. * Drei Millionen schwarze J(jnder unter 15 Jahren sind hochgradig unterernährt - und das in einem der reichsten LänderAfrikas. einer großen Podiumsdiskussion in Wien eingestehen, daß die bisherigen Untersuchungsergebnisse für die wirt- schaftliche Begründbarkeit des Auto- bahnbaus nicht ausreichend sind. Auch die rechtliche Situation des Auto- bahnbaus ist äußerst umstritten.- Die Rechtsgrundlagen haben ihre Basis in vergangenen Jahrzehnten, als der Auto- bahnbau noch als Synonym für Wirt- schafts- und Wohlstandswachstum galt. So wird von Rechtsexperten ein ökologi- sches Defizit der österreichischen Rechtsordnung in diesem Bereich be- mängelt. Es werden in Ent- eignungsverfahren zwar Schäden be- rücksichtigt, die durch den Bau der Autobahn entstehen, nicht aber jene, die durch den Betrieb der Autobahn auf- treten. Auch hier zeigen sich iUl den be- reits existierenden Transitrouten in Österreich hohe Schadstoffbelastungen in den an die Auto}?ahn angrenzenden Böden, die eine landwirtsch:).filiche Nut- zung stark beeinträchtigen. Dies war mit ein Grund für den Zusammenschluß von 40 grundbetroffenen Bauern an der
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2