Grüne Bürgerzeitung, Nummer 1, April 1989

14/89 GRÜNE BÜRGER-ZEITUNG Stadtplatz - Es bewegt sich was! Erste konkrete Erfolge zeigt das jahre– lange Engagement der GAL Steyr für einen autofreien Stadtplatz. Im Magistrat haben nun (hoffentlich!) die Vertreter einer humaneren Ver– kehrspolitik im Altstadtbereich an Bo– den gewonnen. Kurz nachdem die IG-Stadtprojekte bei einem Pressegspräch im Hinblick auf eine schrittweise Verwirklichung des autofreien Stadtplatzes , unter anderem die Erweiterung der Fußgängerzone auf den hinteren Stadtplatzbereich (von der Enge bis zum alten Gerichtsgebäude) noch in diesem Sommer gefordert hatte, kam es zur offiziellen Zusage durch Stadtrat Pimsl. Wir freuen uns über diese Schritte in die richtige Richtung, müssen aber gleich– zeitig erneut die Forderung nach einem Gesamtverkehrskonzept für die Innen– stadt und einer Verkehrsentwicklungs– planung für das ganze Stadtgebiet unter größtmöglicher Bürgerbeteiligung wie– derholen. In der Diskussion um die Bewältigung des ruhenden Verkehrs, lehnen wir die, von einzelnen Geschäftsleuten gefor– derte Tiefgarage im Bereich des Stadt– platzes v~hement ab . Neben den hohen Kosten , sind zu er– wartende technische Probleme (Ge– fährdung der alten Bausubstanz) und mögliche Beeinträchtigungen des Stadt– bildes durch notwendige Zu- und Ab– fahrten (Rampen) die Hauptgründe für unsere Einstellung. Mögliche Standorte für ein altstadtge– rechtes und wesentlich billigeres Park– haus sind bereits in Diskussion: Schiff– meisterhaus incl. Fußgängersteg über die Enns, Forum-Kaufhaus (momentan ein Schandfleck im Innenstadtbereich). Gestützt auf nationale und internatio– nale Erfahrungen, teilen wir NICHT die Befürchtung einiger Stadtplatz-Ge– schäftsleute um einen massiven Ge– schäftsrückgang durch eine Fußgänger– zone und keine Parkmöglichkeit unmit– telbar vor ihrer Haustür. Sicher wird es neben einiger Kreativität, auch auf die Breite, Attraktivität und die Qualität ihres Angebotes, bzw. ihrer Dienstleistungen ankommen, ob solche Was andere schreiben: OÖN vom 23.3.i989 EXTRA– M~INUNG Manche Politiker lernen erst nach der Verabreichung von „Watschen". Manche lernen's indes nie. Die Steyrer Stadtväter haben jetzt wieder einmal gelernt: Sie wollen einen Ge– staltungsbeirat gründen - eine Insti- setzt , indem er (ein bisserl) mehr De– mokratie wagt. Natürlich soll man den Tag nicht vor dem Abend loben. Demnach wird man sich erst anschauen müssen, wie der Beirat funktioniert , wer in ihm vertreten sein wird. Klar ist freilich von vornherein, daß der Beirat ernst– genommen werden muß , daß er nicht Und sie lernen's doch Von E . Gstöttner tution , die eigentlich jede Stadt braucht, eine Stadt mit so prächtigem baulichem Erbe wie Steyr umso mehr. Als die Rathaus-Mächtigen zu– letzt bei der Taborkreuzung eingefah– ren sind und dann mit gedankenloser Einstimmigkeit den Gsangbrücken– Neubau im Wehrgraben durch– pettschten, wurden ungute Erinne– rungen an Altbürgermeister Franz Weiß wach. ,,Wird Schwarz zum Be– ton-Heini" , fragten manche bereits besorgt. Bürgermeister Schwarz hat zum Glück einen richtigen Schritt ge- zum demokratischen Feigenblatt pervertiert werden darf. Und die um– fassende Information der Betroffe– nen wird auch der beste Beirat nicht überflüssig machen können. Der nunmehrige Beirats-Schritt kann aber nur der erste Schritt sein. Als nächstes braucht Steyr einen unab– hängigen Architekten-Beirat (wie etwa Linz). Denn für hochkomplexe und weitreichende städtebauliche Entscheidungen sind auch fachliche Kompetenz und unabhängige Kon– trolle notwendig. Projekte auch in Steyr die kommerziel– len Erfolge bringen , die sie anderswo längst gebracht haben. Gerade darin könnten die , die bislang am vehementesten einen EG-Anschlpß fordern , ihre Europareife unter Beweis stellen. Trotzdem sind die angekündigten Maß– nahmen (Verlängerung der Fußgänger– zone, Park- und Halteverbote , etc.) nur erste Schritte am Weg zum gänzlich au– tofreien Stadtplatz. Als nächste Stufe fordern wir die Realisierung einer alter– nativen Zufahrtsmöglichkeit zum Enns– kai über den Hundsgraben (bisher nur Ausfahrt) und damit eine Sperre der oberen Kaigasse für den allgemeinen KFZ-Verkehr. Dabei handelt es sich um die am wenigsten aufwendige Va– riante ohne irreversible stadtbild(zer)– störende Rampenlösungen. Außerdem bleibt bei mittelfristiger Ersatzpark– raumbeschaffung im ·zentrumsbereich die Option auf einen zumindest teil– weise autofreien Ennskai als Fußgän– gerzone offen. Veranstaltungsreihe zum Thema Stadtentwicklung/ Stadtpla,nung Die IG-Stadtprojekte veranstaltet im Zusammenhang mit dem AKKU eine Reihe zu aktuellen Themen der Stadtentwicklung: FREITAG, 21. April 1989 Club AKKU - Färbergasse, 20 Uhr ,,DAS SALZBURG-PROJEKT" Möglichkeiten und Grenzen einer anderen Stadtentwicklung. mit JOHANNES VOGGENHUBER, ehern. Bürgermeister - Stadtrat von Salzburg. An der Planung für 2 weitere Veran– staltungen (Stadtökologie und Revi– talisierung von Industriebauten) wird derzeit noch gearbeitet.

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