Grüne Bürgerzeitung, Nummer 2, April 1987

GRÜNE BÜRGER-ZEITUNG 2/871 WASCHEN - Umweltschutz praktisch - WASCHEN Mit dieser Serie wollen wir den Umweltschutz im täglichen Le- ben in den Mittelpunkt stellen. Einfache Lösungen, die man aber wissen muß und die auch keine oder nur wenig Mehrar- beit verursachen, sollen vorgestellt werden. Im Vordergrund steht der praktische Aspekt, wie man als kritischer Konsument mit Umweltbewußtsein zur Schonung unserer Umwelt beitra- gen kann.Für Anregungen, Tips, Hinweise positiver und ne- gativer Art sind wir dankbar.Heute ist das „Wäschewaschen" an der Reihe . Erst kürzlich hat das Testmagazin KONSU- MENT (3/87) Aufsehen erregt. 42 Waschmittel wurden einer umfassenden Prüfung unterzogen, wobei sich die Gesamtbe- wertung auf das Waschergebnis, die biologische Abbaubarkeit und die Auswirkungen auf Wasserlebewesen bezog. Es wur- den KEINE PRODUKTEMPFEHLUNGEN gegeben. Die Zusammenfassung hört sich lt. Autoren „erschreckend banal" an: Waschmittel mit einer sehr guten Waschwirkung belasten auch stärker die Umwelt. Waschmittel mit einer geringeren Waschwirkung belasten die Umwelt geringer! Diese Feststellung, so banal sie auch klingen mag , muß erst einmal in das Bewußtsein der Menschen Einlaß finden. Denn Jie Werbung hämmert uns tagtäglich das Gegenteil ein. ,,Wei- ßer als weiß - strahlend weiß - duftend und kuschelweich müsse die Wäsche sein, damit die Hausfrau zufrieden sein kann." Beleuchten wir kurz , welche Schadstoffe in den herkömmli- chen Waschmitteln enthalten sind und wie sie auf Mensch und Umwelt wirken. Eine Vielzahl von Komponenten spielen eine Rolle. Wir wollen nur die wichtigsten und schädlichsten nennen. WASCHAKTIVE SUBSTANZEN Vorwiegend Tenside, die die Umwelt belasten, da sie schlecht abbaubar sind und für Fi- sche und andere Wasserorganismen in hoher Konzentration giftig sind. KOMPLEXBILDNER (Enthärter) dienen zur Bindung des Kalks im Wasser, wodurch Kalkablagerungen auf Gewebe und in der Waschmaschine verhindert werden. Die gängigsten und problematischsten sind PHOSPHATE, die zur Überdün- gung der Gewässer beitragen ( Bildung eines Algenüberma- ßes, wodurch sauerstoffarme oder freie tiefere Wasserschich- ten entstehen, und tierische Lebewesen ersticken. Im Extrem- fall bleiben nur noch niedere Algen und Bakterien übrig.Auch manche Ersatzstoffe(z.B. NTA) sind nicht ungefährlicher(- Verdacht auf krebsfördernde Wirkung). Am unbedenklich- sten ist noch Zeolith (Sasil). BLEICHMITTEL bleichen die Wäsche durch aktiven Sauer- stoff (Natriumperborat wirkt aber erst ab 6O°C optimal bei 85- 950C) .Der Zusatz von Bleichaktivatoren, die bei niedrigeren Temp. verwendet werden, sind nur schwer abbaubar. OPTISCHE AUFHELLER färben die Wäsche durch Fluo- reszenzfarbstoffe, sodaß sie heller erscheint und der Gelbstich optisch verhindert wird (Bluff). Sie bleiben auf der Wäsche und stehen daher im Verdacht, hautschädigend und krebserre- gend zu sein. DUFTSTOFFE sind synthetische Parfums und können das Sozialleben von Wassertieren stören. Auch Hautreizungen und Allergien können hervorgerufen werden.Daneben gibt es noch eine Reihe anderer Wirkstoffe, wie Enzyme, Inhibito- ren, Füllstoffe, etc. die auch insgesamt schwer abbaubar sind und Hautkrankheiten begünstigen. ERFAHRUNGEN MIT SEIFENFLOCKEN-WASCHEN IN DER WACHMASCHINE Waschen mit Seifenflocken ist sicher umweltschonender als mit herkömmlichen Waschmit- teln.Ich habe seit über 2 Jahren Erfahrung darin gesammelt. Man muß sich damit abfinden, daß die Wäsche mit der Zeit nicht mehr so weiß ist. Doch nehme ich dies gerne in Kauf, denn wie gesagt, ist der Weißeffekt nur ein optischer Bluff und umwelt- und gesundheitsschädigend. Zu beachten ist beim Seifenflockenwaschen der Härtegrad des Wassers (Wasserwerke geben gerne Auskunft). Ab 10 Grad dH muß man Enthärter zusetzen. Bei sehr hartem Wasser ist die Anschaffung eines Ionenaustauschers empfehlenswert, das den Kalkgehalt des Wassers reduziert. Wichtig ist auch das regelmäßige Entkalken der Waschmaschine, am besten mit Essig. Ein Bleichmittel kann von Zeit zu Zeit zugegeben wer- den, ist allerdings nur bei Waschtemperaturen über 8O°C sinnvoll. Seifenflockenwaschen ist bis Härte 2 ( - 8,5°C/dH) billiger, bei höheren Härtegraden etwas teurer als herkömmli- che Waschmittel. Natürlich eignen sich Seifenflocken auch für die Handwäsche. Zusammenfassen wäre zu sagen, daß Waschen mit Seifenflok- ken die Wäsche und die Umwelt schont. Das Waschen mit Sei- fenflocken schädigt auch die Waschmaschine nicht, regelmä- ßiges Entkalken ist aber wichtig. Wichtige Tips - Wichtige Tips - Wichtige Tips Verzichten Sie auf Weichspülmittel, denn diese enthalten ka- tionische Tenside, bleiben auf der Faseroberfläche haften und können Probleme für Gesundheit (Allergien, Hautreizungen, Pilzkrankheiten) und Wäsche mit sich bringen. Sie sind in Kläranlagen schwer abbaubar und giftig! Waschen Sie nur , wenn Sie eine ganze Maschinenfüllung bei- sammen haben, und sortieren Sie die Wäsche nach dem Ver- schmutzungsgrad. Verzichten Sie auf die Vorwäsche (70% der angegebenen Waschmittelmenge reichen) und waschen Sie mit 60°C bei nor- mal verschmutzter Kochwäsche. Benutzen Sie die Spartaste! Bestimmen Sie den Härtegrad des Wassers (Teststreifen oder beim Wasserwerk erfragen), und verwenden Sie keine zusätz- lichen Enthärter, wenn das Wasser im Härtebereich 1-3 liegt. Beachten Sie die Vorschriften auf den Meßbechern peinlich genau. Verwenden Sie, falls Sie nicht auf Seifenflocken umsteigen wollen, Vollwaschmittel nur für die Kochwäsche. Fein- waschmittel enthalten keine optischen Aufüeller und keine Bleichmittel! Waschen Sie nur, wenn sinnvoll und nötig, denn jedes Wa- schen ist eine Belastung für das Öko-System. Spezielle Energiespartips! Waschen Sie nicht gerade an einem Montag, da dies zu enor- men Strom- und Wasserverbrauchsspitzen führt. Schalten Sie die Waschmaschine erst nach 22 Uhr ein, wenn dies ohne Geräuschbelästigung der Nachbarn möglich ist. Schleudern Sie am besten mit 1000 Umdrehungen, dadurch ist die Wäsche besser vorgetrocknet. Verzichten Sie auf einen Wäschetrockner. Vermeiden Sie ein Übertrocknen der Wäsche. Bügeltips! Schalten Sie das Bügeleisen in den Arbeitspausen ab, und nut- zen Sie die Restwärme für die Feinwäsche. · Verzichten Sie auf das Bügeln von Handtüchern , Unterwä- sche, Schlafanzügen, Bettwäsche und Geschirrtücher.Durch akkurates Aufüängen und gründliches Ausschlagen wird die Wäsche ziemlich glatt. Waltraud Pfeiffer Verwendete Literatur: Zeitschrift KONSUMENT, Testmagazin der Konsumenten- information(3/87) Broschüre: ÖKOLOGISCH WASCHEN: Wir steigen um auf Seifen (Makrokosmos,Wien 1985) Egmont R. Koch UMWELTSCHUTZ ZU HAUSE Was jeder tun kann (Mosaik Verlag GmbH, München 1984) Österr. Verbraucherverband (ÖVV) Telefon 07252/65103

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