Grüne Bürgerzeitung, Nummer 2, April 1987

GRÜNE BÜRGER-ZEITUNG 2/871 Älter werden in Steyr (k)ein Problem? Kein zu großes Problem ist es, wenn Sie genügend Geld zu Verfügung haben oder gesund und fähig sind, sich selbst zu versorgen. Die eher spärlichen Angebote, die die Stadt unse- ren alten Mitbewohnern offeriert, sind zwar nicht gerade über- wältigend, jedoch auch nicht zu „übersehen". Doch was ge- schieht, wenn Sie einmal das Mißgeschick haben sollten und krank werden? Dann wird es problematisch für Sie! Dann wer- den Sie abgeschoben und weggedrängt. Die parteipolitische und gesellschaftliche Mehrheit kann und will nichts mehr mit Ihnen zu tun haben. Sie werden zur Verwahrung in Alters- heime und Pflegeheime abgeschoben. Dort dürfen Sie krank sein, müssen es sogar. Dort werden Sie dann auch betreut, von 6 - 8, von 11- 12 und von 17 -19 Uhr. Und sonst? Sonst haben Sie nichts zu wollen. Was wollen Sie noch, Sie bekommen Ruhe, Ordnung und Sauberkeit, Ruhe, Sauberkeit, Ruhe, et- was genormte Körperpflege und nochmals Ruhe. Ist es nicht ein herrliches Gefühl alt zu werden? Machen Sie lieber Leser einmal kurz Halt und überlegen Sie sich, wie Sie sich dabei fühlen. Es gibt aber auch noch einen anderen Weg. Die mobile und di- rekte Altenbetreung ist schon 1975 mit der Ausbildung von ge- prüften Altenhelfern im BFI Linz aufgegriffen und realisiert worden. Zumindest für die Dauer der einjährigen Schulzeit. Dann jedoch hatten weder Bund, noch Land, noch Stadt Inter- esse an den ausgebildeten Fachkräften. Nicht ein Absolvent der insgesamt 19 konnte eine seiner Ausbildung entspre- chende Dienststelle bekommen. Nun ist es Frau Salat aus Steyr, die wiederum einen Anlauf nimmt und gegen die menschenunwürdige Situation unser betagten Mitbürger et- was unternimmt. Ihr Verein „Heimhilfe und Hauskranken- pflege" Tel. 07252/24131, Gesundheitsamt Steyr, Redtenba- cherstraße 3 (Mo - Fr 8 - 12 Uhr) bietet folgende Dienste an: zum Beispiel Einkaufen, Arztbesuche, Pflegedienste und noch vieles mehr. Wenn Sie also jemanden kennen, oder selbst diese Hilfestellungen in Anspruch nehmen wollen, so rufen Sie unter der Steyrer Telefonnummer 24131 an. Der zu bezah- lende Unko tenbeitrag richtet sich nach dem Einkommen und nach der jeweiligen Tätigkeit. Ich wünsche mir, daß das Beispiel der Steyrer „Heimhilfe und Hauskrankenpflege" auch in die Köpfe der entscheidenden Politiker eindringt und sie zu konkretem Handeln animiert. Anstatt das Geld für Fußballplätze und Parteiorganisationen zu verschwenden, könnte man hier etwas weiterführen und ausgestalten, das allen zu Gute kommt. Stadtrat Wippersber- ger sprach anläßlich der offiziellen Vorstellung des Vereins „Ja, Ja, Frau Salat, Sie laufen bei uns offen Türen ein, wenn Sie einmal etwas brauchen!" War das nur Politiker-Blabla (an das wir uns leider schon ge- wöhnt haben) oder waren diese Worte ernst gemeint? Gerhard Altenburger Neuigkeiten aus dem Hintergebirge Die Arbeitsgemeinschaft Hintergebirge, die sich erfolgreich gegen die Zerstörung dieses herrlichen Gebietes durch einen Kanonenschießplatz und zwei große Speicherkraftwerke zur Wehr gesetzt hat, verstand sich nie als eine Gruppe weltfrem- der „Verhinderer" oder „Neinsager". Sie arbeitet schon seit Jahren auth für die wirtschaftliche Belebung dieser Region, in dem sie es für erholungssuchende, naturhungrige Menschen erschließt. Selbstverständlich betreiben wir eine sanfte Er- schließung, die mit dem Naturschutz vereinbar ist. So wurden schon 1985 und 1986 in Zusammenarbeit mit dem Alpenverein Großraming neue Wanderwege markiert. Im vorigen Jahr konnte nach langen Verhandlungen mit den Bundesforsten ein Teil der hervorragend geeigneten Forststraßen als Radweg eröffnet werden (Reichraming/AnzenbachSchrankcn bis Brunnbach oder bis zur großen Schlucht, Samstag ab 15 Uhr, sowie Sonn- und Feiertage). Diese Arbeiten wurden und wer- den heuer intensiv fortgesetzt: Der Radweg wird bald durch- gehend bis Unterlaussa befahrbar sein, was eine großartige Nordsüd-Durchquerung des gesamten Hintergebirges ermög- licht. Das Wanderwegnetz verdichtet sich durch wichtige, neue Markierungen. Vor allem aber wird ein Klettersteig durch die große Schlucht fertiggestellt. Der Bach hat sich hier auf ca. 2,5 km Länge bis über 300 m tief eingeschnitten. Meh- rere große Mäander wurden dem Wasserlauf durch die unter- schiedliche Härte des Gesteins aufgezwungen. Diese Schlucht war trotz ihrer Unwegsamkeit bis vor wenigen Jahrzehnten der einzige Zugang zum südlichen Hintergebirge von Reichra- ming aus. Bevor die Mäander durch die langen Tunnels abge- schnitten wurden, durch die heute die Forststraße führt, muß- ten die Holzknechte die steilen Felsflanken am Bach passie- ren. Unter der Führung von KLAUS HOi, dem Leiter der österreichischen Bergführerausbildung, wurde im Herbst mit der Neuerschließung der Schlucht auf der Trasse des verfalle- nen Triftsteiges begonnen. Teilweise führt er über Felsram- pen, die nur von Erdreich und Bewuchs befreit werden muß- ten. Wo aber die Holzknechte über Bretterbrücken an steilen Wandpartien vorbeigehen konnten, wird man jetzt nur Eisen- stifte für die Füße vorfinden. Ein Drahtseil ermöglicht auf der gesamten Strecke die Sicherung. Ganz im Sinn hochalpiner Klettersteige ist so der Landschaftseingriff minimal, das Er- lebnis bei der anspruchsvollen Begehung aber besonders groß. „Wandern extrem" nennt Reinhold Messner das Begehen von Klettersteigen. Hier im Hintergebirge, wo es eine Schlucht, ei- nen Bach erschließt, anstelle eines Grats, einer Wand, eines Gipfels, kann man es in neuer, bisher einmaliger Formerle- ben . Die beschriebenen neuen Errungenschaften werden am Samstag, dem 16. Mai eröffnet. Das Programm: Um 10.30, 11.30 u. 12.45 Uhr Treffpunkt Bhf. Reichraming. Geführte Radwanderung für historisch Interessierte. Ab J2.00 Uhr : Biobüffet, Most und Musik bei der Klaushütte 12.00- 15 .00 Uhr : Schlauchbootfahrten durch die Gr. Schlucht. 15.00 Uhr: Eröffnung des erweiterten Radweges und des Schluchtkletlersteiges durch LH Dr. Josef Ratzenböck. 15.30 Uhr: Gelegenheit zur „Erstbegehung" der Schlucht zu- sammen mit eiern Vorsitzenden des äst. Alpenvereines Prof. Luis Oberwalder aus Innsbruck. Am 14. Mai um 20.00 Uhr findet im Theaterclub AKKU ein Vortrag von W. Daucher, W. Heitzmann und G. Retten~gger zum Thema „Hintergebirge - von der Arbeitswelt zur Oko- Revolte" statt. Unterschriftenaktion brachte Erfolg Eine Garage wird errichtet. Die Bauarbeiten beginnen ohne eine baurechtliche Genehmigung und ohne daß der Bauherr einen Gedanken an die Anrainer verliert, denn er braucht eine Garage. Dem geplanten Garagenstandort fällt aber ein Weg zum Opfer. Der Weg stellt die Verbindung vom Wieserfeld- platz zum Mehlgraben dar und wird nicht nur von Bewohnern des Mehlgrabens genutzt. Zum Glück reagierte man schnell. Es wurden Unterschriften gesammelt und mit einer Bitte um Stellungnahme an den Bürgermeister der Stadt Steyr über- sandt. Nach diesem Schreiben nahm der Magistrat Verbin- dung mit dem Bauherren auf. Man fand eine für alle Beteilig- ten akzeptable Lösung: die Garage darf gebaut werden, wenn der Weg erhalten bleibt. 216

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