Grüne Bürgerzeitung, Nummer 1, Jänner 1987

► STEYRER BAUKSCHICKSALE - SPIEGEL EINER SCHEINHEILIGEN POLITIK? ◄ Worum geht es den maßgebenden Steyrer Politikern? Wollen sie Bäume pflanzen oder· uns? Diese Frage drängt sich bei der Zusarrrnenfassung einiger Fakten zum Thema "Stadtbaum" leider auf: f"i1 In verschiedenen Stadtteilen wurden ~ großem Aufwand Bäume gesetzt, so in der Bahnhofstraße und beim Forum-Kaufuaus. Zu den Kosten ein Zitat aus "korrekt", Mai 1986: "Für die Pflanzung von Ahornbäumen auf öffentl. Parkplätzen in der Werndlstraße (vor dem Schwechaterhof und dem Forum) sowie am Parkplatz Wieserfeldplatz bewilligte der Stadtsenat rund 295. 000 Schilling. Die Zahl der gepflanzten Bäume liegt kaum über 10, und es ist leicht abzuschätzen, was ein solcher Baum kostet. r;J Nachdem vorher d~rt stehende alte '-i5'stbirnbäume im Rahmen von Bauarbeiten gefällt worden waren, verpflanzte man ausgewachsene Mostobstbäume in die neuerrichtete Resthofsiedlung. Das kostet pro Baum mindestens 10.000 Schilling (Preisauskunft von der Firma Steinbauer, Wien). [!;]An kranken Altbäumen werden Revitali- sierungsmaßnahmen durchgefi.ihrt. Amts- blatt, Nov. 1986: "Die Stadt Steyr hat den Agraringenieur Eisinger beauf- tragt, 44 Bäume, deren Bestand aufgrund der Umweltbelastung gefährdet war, mit einer neuartigen Methode zu revita- lisieren. " Schon in der Steyrer Zeitung vom 4.10.1984 war dazu zu lesen, daß 70 Bäumen für 260.000 Schilling eine "Erstbehandlung" zuteil werden soll. Ich bin nun wirklich der Letzte, der meint, daß man sich Natur- und Umweltschutzmaßnahmen nicht auch etwas kosten lassen soll. Daher bin ich über die genannten Initiativen der Gemeinde selbstverständlich froh (mit Ausnahme der Fehlplanung im Resthof). Ich frage mich aber, wie es möglich ist, daß Leute, die so viel Geld für die Pflanzung oder Pflege bestirrmter Stadtbäume ausgeben, ungerührt zusehen, wie viele andere Bäume langsam zugrunde gehen, deren Rettung sehr einfach wäre. Zu bedenken ist außerdem, wieviele Jahrzehnte es dauert, bis ein neugepflanzter Jungbaum einen erstickten alten voll ... daß ein Baum den täglichen Sauer- stoffbedarf von 60 Menschen produziert? l 4GRÜE BHlERZEI~] ersetzt. Ich möchte Ihre Auf'merksamkeit nur auf ein · besonders krasses Beispiel lenken: die Rooseveltstraße zwischen Kaserngasse und Taborapotheke (beim Kaserneneingang): Dort stirbt eine Allee von einstmals prächtigen l<bstbirn- 'bäioon langsan aJS. Jahr fUr Jahr verschwinden Bäume, weil sie rasch irrmer morscher werden. Die Bäume können aber nicht anders: Sie sind bis zum Starrrn völlig zuasphaltiert! Bedenkt man, wie billig es wäre, diesen und anderen Bäumen zu helfen, so kann einem schon der Verdacht korrmen, daß hinter den teuren Pflanzak- tionen der Gemeinde mit die Absicht steht, den Bürger zu beeindrucken, ihm zu zeigen, wie grül tmSere Roten eh schon sind ( und wie überflüssig daher z.B. die GAL). Teure Großaktionen lassen sich eben besser vermarkten als einfache, eigentlich ganz selbstver- ständliche Pflegemaßnahmen. Das hochglanzgrüne Amtsblatt zeigte im November 1986 als Titelbild die Infra- rotaufnahme eines vom Baumdoktor (Ing. Eisinger) behandelten Stadtbaumes. Dazu war zu lesen: "Je roter der Ba.m (auf dem Infrarotfoto, Anm.d. Verf. ) , desto geslnder ist er. 11 Nach allem hier Erzählten könnte man das beinahe folgendermaßen mißver- stehen: Die Bärne von den Roten sind gesund, gut l.D'1d. wichtig, die anderen sind egal. Zum Abschluß meine offene Meinung: Neben Wählerfangabsichten stehen sicher auch Einsicht und guter Wille hinter den im großen und ganzen sehr begrüßenswerten Aktionen der Gemeinde. Wir wollen aber gerade dort wo "der Hut brennt", bei einbetonierten Al tbäu- men, auf sehr rasche Rettungsmaßnahmen dringen. ll Daher meine Bitte: Geben Sie Standortell einbetonierter oder sonstwie bedrohter Bäine der GAL bekarmt (Straße, Hausnum- mer, wenn möglich auch Baumart)! Wir werden die Bäume aufsuchen und eine Liste von ''Bä.lnen im Notstand" einbringen, mit der Forderung, sie zu retten und so auch gleich den Verdacht der nur auf Wählergunst bedachten Scheinheiligkeit zu ent- kräften.

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