Grüne Bürgerzeitung, Nummer 2, Mai 1986

GRUNE BtmGERINFORMATION 5 Steyr, am 28.1.1986 GRÜNE Alternative-Liste-STEYR Der Gemeinderat von Steyr möge eine Protestnote gegen die Errichtung der Wiederaufbereitungs- anlage (WAA) in Wackersdorf, BRD, ·an zuständige Politiker des In- und Auslandes, die dabei Ent- scheidungen und Mitverantwortung tragen, richten. Begründung: Die zeitliche Dringlichkeit e~gibt sich daraus: l. Die Rodungsarbeiten haben in den letzten Tagen begonnen. 2. Die bisherigen Proteste, auch namhafter Wissenschafter und Interessensgruppen, bleiben ohne Wirkung. Die Dringlichkeit eines Protestes ergibt sich für uns Steyrer unter anderem daraus: l. Eine Wiederaufbereitungsanlage setzt bei Normalbetrieb 100mal soviel Radioaktivität frei wie ein Atomkraftwerk. Die erschreckenden Vorkommnisse rund um die WAA Windscale (GB) sollten uns warnen. 2. Steyr liegt in der Hauptwindrichtung (NO) von Wackersdorf und hat daher auch bei Normalbetrieb der WAA mit erhöhter Strahlenbelastung zu rechnen. 3. Experten rechnen bei einem längeren Stromausfall z.B. im Fall einer unvorhersehbaren Katastrophe mit einer radioaktiven Wolke über ganz Mitteleuropa und mit 30 Millionen Toten allein in der BRD. 4. Schon bei der Volksabstimmung gegen -das AKW Zwentendorf (etwa gleiche Entfernung von Steyr zu Wackersdorf) hatte eine eindeutige Mehrheit der Steyrer Bevölkerung gegen die Inbetriebnahme dieses Atomkraftwerkes gestimmt. Sie ist sich also sehr wohl der Gefahren radioaktiver Belastung bewußt. Aus den angeführten Gründen ersucht die Grüne Alternative Liste Steyr den Bürgermeister diese Protestnote als Dringlichkeitsantrag zu verlesen und zur Abstimmung zu bringen. Für die GRÜNE-Alternative-Liste-STEYR RAMOSER Franz Unfälle statt Normalbetrieb Selbst wenn die BNFL morgen aufhörte, ihren Dreck "zu verdünnen und zu verteilen" stiege die radioaktive Belastung immer weiter. "Normalbetrieb" ist in Sellafield allerdings eher eine Ausnahme. Dokumentiert sind mehr als 300 Unfälle, in denen Hunderte von Arbeitern verseucht und eine unbekannte Zahl von Menschen und Lebewesen außerhalb des Werkes bestrahlt wurden. Eine Kommission, die von der Regierung beauf- tragt wurde, die Belastungen, die das Werk verursacht zu untersuchen, stellte in ihrem Bericht folgendes fest: "Windscale Sellafield, das ist zum Begriff für die schmutzige Bilanz dieser Industrie geworden. Die Anlage ist die weltweit größte Quelle von radioaktiven Emissionen und deshalb ist die Irische See das radioaktivste Meer der Welt". Dezember 1972: Brennstäbe werden irrtümlich nach nur 19 Tagen Abklingzeit aufgearbeitet. September 1973: Aus einer heißen Zelle entkommt radioaktives Gas mit Ruthenium-106 und verseucht 35 Arbeiter. Ein Teil der WAA wird geschlossen und kann für Jahrzehnte nicht betreten oder abgerissen werden. Mai 1975: In einem Regenwasser-Behälter wird radioaktive Flüssigkeit entdeckt.