Grüne Bürgerzeitung, Nummer 1, Ferbruar 1986
GRUNE BURGERINFORMATION 5 Verbreiterung der Haratzmüllerstraße - Wozu? Viele wissen von unserem "Glück" nichts. Von denen die es wissen, habe ich noch kein positives Wort gehö t. Sogar im "Steyrer Amtsblatt", sonst die städtische Jubelzeitschrift, steht nicht allzuviel drinnen. Hier die Absichten der Gemeinde: 1. Ein leistungsfähiger 4-spuriger Ausbau der Haratzmüllerstraße zwischen dem Kreis- verkehr und dem Plenkelberg. 2. Auf der engen Straßenstelle beim Pumpwerk müssen daher zwei Häuser abgetragen werden. 3. Ein Umbau des Kreisverkehrs und der Kreuzung beim Plenkelberg. 4. Eine entsprechende Grundstücksfläche muß dem Bau geopfert werden. 5. Kosten: 36 Millionen Schilling. 6. Verlagerung des Verkehraufkommens von der Strecke Ennsbrücke - Ennser Knoten auf die Strecke Haratzmüllerstraße - Nordspange (projektiert). Jetzt diese Punkte aus anderer Sicht: 1. Kann eine leistungsfähige Haratzmüller- straße die Leistungsschwäche der Stadtver - waltung auf dem Gebiet des öffentlichen Verkehrs vertuschen? 2. Durch das Schleifen von zwei Häusern wird zwar der Wohnraumnot in Steyr um ein bisserl größer, aber was soll's, dafür können wir um 0, 7 Sekunden schneller zu unseren Zweitwohnungen fahren, nicht wahr? 3. Soll ein neuer Kreisverkehr symbolisch darstellen, daß die Steyrer Verkehrsplaner nur mehr im Kreis fahren? 4. Durch die größere Straßenfläche bekommt endlich jeder Steyrer Bürger seinen recht- lich zustehenden Platz im Stau. Außerdem können die Anrainer doch froh sein, daß die lästige Gartenarbeit wegfällt! BRAVO! 5. Preisfrage: Wie beschäftigt man mit 3 6 Millionen Schilling möglichst viele Bulldozer und Betonmischmaschinen und möglichst wenige Arbeitskräfte? Wenn Sie auf Straßenbau getippt haben, dann bekommen Sie gratis eine Eintrittskarte zur nächsten Gemeinderatssitzung! 6. Was die Verlagerung des Verkehrs betrifft: Als Taborianer sage ich, es ist schnurz - egal, ob jetzt 10% oder 20% weniger Autos umherfahren oder nicht, als Stadtautobahn bleibt uns unsere Wohngegend erhalten; der Lärm ebenfalls. Dafür kommen jetzt die Betroffenen der neuen Durchzugsstrecke in den Genuß der "Quadrophonie." Aber vielleicht haben sie Glück; die Nordspange könnte ein verkehrsplanerischer Fehlschlag werden, wie die Märzenkellerumfahrung. Die Nordspange wurde noch unter Bürger- meister Weiss und Bautenminister Sekanina geplant, in Verbindung mit der Schnellstraße S37. Ein Projekt, das mittlerweile fallengelassen wurde. Zur Nordspange ein Zitat des Bürgermeisters (28.11.84): "...damit könnte der Verkehr im Bereich der Haratzmüllerstraße mit einer täglichen Belastung von 25.000 Fahrzeugen wesentlich vermindert (?) werden." Fünf Monate davor, bei einem Gespräch mit Anrainern, die von dem Projekt weniger begeistert waren, sprach er von 20.000 Fahrzeugen und 25 Millionen Schilling. Sollte es trotzdem jemand wagen, die Ent- scheidung des allmächtigen und allwissenden Gemeinderates über diesen Bau zu kritisieren, dann solle er(sie) bitte die GAL kontaktieren (siehe Kontaktadresse im Blatt). IN TIEFER TRAUER Geben wir bekannt, daß der Verbreiterung cler Hara tzmüllerstraße und der Steyrtal- bundesstraße jeweils eine Baumreihe zum Opfer gefallen ist. Diese Bäume gingen denen voraus, die der Errichtung der Nordspange und den Abgasen der immer größer werdenden Anzahl nicht entgifteter Autos zum Opfer fallen werden.
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