Gregor Goldbacher - Eine Rückschau zur Vollendung des 60. Lebensjahres

hier alle zeichnerischen Schwierigkeiten glücklich überwunden hat! Ein gütiges Geschick ließ uns, da ich ebenfalls — der meine Studien in heranrückenden Militärzeit halber — Wien fortsetzte, auch hier noch zwei Jahre einander nahe sein und die Provinzhasen erlebten gemeinsam das märchen¬ hafte Wunder der alten Kaiserstadt an der selten blauen Donau. Gemeinsam war uns auch in diesen Jahren die schwärmerische Begeisterung für ein und dieselben jungen Mädchen, von denen wir einer ein von Gurs gedichtetes und von mir in Musik gesetztes Lied fein manierlich in der elterlichen Wohnung überreichten. Der kunstvoll um¬ schnörkelte Titel charakterisierte zugleich die ganze harmlose Geschichte: es war eine „Phantasie“! Im Studentenheim „Rudolfinum litt Goldbacher unter innerlich fremdartigen, oft auch fremdrassigen Kollegen ungemein an Heimweh, das ihm manche Freude verdarb; es wurde daher mit guten Steyrer Freunden gemeinsam eine Extrabude bezogen und hier versenkte er sich, vor dem Heimweh flüchtend, umso mehr in das Studium. Immer schon war ihm als das erstrebenswerteste Lebensziel die Professur an seiner heimat¬ lichen Oberrealschule in Steyr vorgeschwebt und es gelang ihm auch schon 1899, nach Beendigung des Hochschul¬ studiums und Ablegung der Lehramtsprüfung als Supplent hier unterzukommen. Schon einige Jahre nachher wurde er zum Professor definitiv ernannt. Seit 1900 wirkt er da¬ selbst auch als staatlich geprüfter Lehrer der Stenographie, seit 1901 an der Kaufmännischen Fortbildungsschule, deren Direktion er 1912 übernahm. Von 1903 bis heute führt er ununterbrochen die Wetterbeobachtungsstelle Steyr, deren Ergebnisse er 1916 in einer zusammenfassenden Broschüre veröffentlicht hat, desgleichen hat er über die Entwicklung der Staats=Oberrealschule 1913 und über jene der Kauf¬ männischen Fortbildungsschule 1935 chronikartige Berichte veröffentlicht. Außerdem ist Goldbacher Mitgründer und Obmann des Vereines „Heimatpflege und Korrespondent des Bundesdenkmalamtes in Wien. Besonders verdient gemacht hat er sich beim Steyrer Heimatmuseum und als Wiedererwecker des so originellen Krippentheaters. Die genauere Schilderung dieser ausgedehnten heimatkundlichen Wirksamkeit und der tätigen Mitarbeit, die Goldbacher

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