hier bei meinem Austritt aus der Schule herrschte, nicht stillestand, wobei sich die künstlerischen Anlagen Goldbachers stetig entwickelten. Durch einen steifen Arm an der Aus¬ übung eines Musikinstrumentes gehindert, stellte Gurs als Bassist seinen Mann, trat als Coupletsänger auf und bei den Aufführungen harmloser Studentenstücke als Mime, hielt begeisterte Ansprachen und Vorträge und war im Jugendkreise der Geselligste, dessen witzige Bemerkungen stets zündeten. Als die „Truppe" meine Stücke am Theater des Kath. Gesellenvereines im Gasthaus „Zu den drei Rosen“, das meiner Tante gehörte, spielte, verfaßte auch Gurs ein Verlustspiel: „Es spuk“ und die gewalttätige fünfaktige Jambentragödie „Robespierre Solche Extratouren im Reiche der Musen blieben für Goldbachers Studium ohne hemmende Wirkung. Das war nicht allein in der Veranlagung, sondern auch in den Lebensverhältnissen begründet. Die Enge seines elterlichen Heimes bildete sozusagen den besten Ansporn, darüber hinauszukommen und blieb der segensreichste Lehrmeister fürs Leben. Von der Vorstadt „Vogelsang aus, wo der Knabe am 10. Oktober 1875 am sogenannten „Nordpol¬ Steyrs geboren wurde, waren die Eheleute Goldbacher, der Vater aus Steiermark, die Mutter aus Weyer gebürtig, über Kraxental bei Garsten wieder nach Steyr gesiedelt, wo Vater Goldbacher in der damals gerade im besten Aufschwung be¬ griffenen Werndlfabrik Arbeit und Verdienst fand und bald als Feuerwächter und Telephonordonnanz bei der Direktion verwendet wurde. Im Haus Nr. 11 in der Werndlgasse bezog die Familie für lange Zeit die linke Parterre¬ Wohnung, ein nettes, freundliches, kleinbürgerliches Heim mit einem Gärtchen hinten hinaus, in dessen Ecklaube unser Gurs über den Büchern saß und des Abends oft manche gemütliche Stunde verträumte. Der Vater, eine bei aller Genauigkeit im Dienst doch mehr gleichmütige und ver¬ schlossene Natur, was sich daheim in einer fast militärischen Starrheit auswirkte, war von dem Drange beseelt, das einzige Kind besseren Lebensverhältnissen zuzuführen. So kam es, daß der herzensguten Mutter verständiger Sinn die sorglich wärmende Sonne war, die belebende Kraft, an der noch der heranreifende Jüngling mit größter Liebe
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