1. Jugend und Entwicklung. An einem Frühlingstag des Jahres 1890 waren meine mathematischen Kenntnisse in der Steyrer Realschule wieder einmal so gar nicht anerkannt worden und mit einem frischen „Fünfer“ im Heft trat ich verschnupft“ den Heim¬ weg an, als mir am oberen Ende der Michaelerstiege ein Schulkamerad seine häuslichen Nachhilfsdienste anbot. Mit einem recht ungläubigen „Du?“ sah ich ihn fragend an, aber „Gurs“, wie der Schüler Gregor Goldbacher schon damals aus ganz unbekanntem Grunde von seinen Kol¬ legen allgemein genannt wurde, wußte sein überragendes Wissen in dem strengsten aller Unterrichtsgegenstände so überzeugend darzulegen, daß ich ihn gleich mit nach Hause nahm zum „Bummerlwirt“;) weil es mir schien, daß alle Not jetzt ein Ende habe. Tatsächlich verschwanden die „Fünfer“ und sie wären wohl dauernd weggeblieben, wenn ja wenn wir in der Deutschen Sprache nicht bald zu ihrem schönsten und anregendsten Kapitel gekommen wären, zu Prosodik und Metrik, mit ihren die jungen, aufblühenden Herzen in Bewegung setzenden Kräften! — Gemeinsam an einer Schreiblade sitzend, brachten der „Zögling und sein Hauslehrer“ die ersten „Gedichte“ zu Papier und in dem Taumel der kunstfrohen Begeisterung, der, genährt vom öfteren Theaterbesuch und eigenem Theaterspielen, bald fast alle Klassenkollegen erfaßt hatte, kam die liebe Mathematik wieder ins Hintertreffen. Das konnte jedoch unsere feste Freundschaft nicht stören, umso weniger, als ich mich dann dem Buchhandel zuwandte. Im sogenannten „Mayer¬ zimmer“, dessen Fenster in den Säulenhof des „Bummerl¬ hauses" und ins „Mayrgaßl“ gingen, sorgte mein queck¬ silberner Kopf dafür, daß der künstlerische Hochbetrieb, der *) Der Vater des Verfassers dieser Schrift war der letzte Gast¬ wirt „Zum goldenen Löwen am „Bummerlhaus“ in Steyr.
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