Gregor Goldbacher - Eine Rückschau zur Vollendung des 60. Lebensjahres

das überall im Lande eine geradezu begeisterte Zustimmung erweckte. Was der Stelzhamer=Bund in vorbildlicher Weise für die großen älteren oberösterreichischen Mundartdichter geschaffen hatte, das wollten wir für die Lebenden fort¬ führen. So wurde unser Bund bald der Sammelpunkt für die zeitgenössische Heimatdichtung, der weit über hundert mundartliche Heimatsänger umfaßte. Der unseligerweise hereinbrechende Weltkrieg zerriß zwar viele emsig ge¬ sponnene Fäden und legte auf eine Reihe von Jahren unser Wirken lahm, aber Goldbachers Liedermund, der auch in dieser herben Zeit nicht ganz verstummt war, trug durch manches hochdeutsche oder mundartliche Gedicht Trost und Zuversicht in die Herzen weiter Kreise. Und im letzten Kriegswinter gab er uns, inmitten von Elend und Not, noch ein befreiendes Aufatmen in Gestalt seines dritten, son¬ nigsten Buches: „Bergsteign und Almälöbn“, dessen Inhalt uns aus Not und Qual, aus der Niederung entfesselter brutaler Triebe, wo die große All=Liebe unter den Men¬ schen im Blutsumpf zu ersticken drohte, herausführt und hinaufgeleitet zur reinen Höhe, wo Gottes Liebe das Wunderbarste, die balsamischen Alpenblumen, geschaffen hat. Dieses Buch bildet mit seiner charakteristischen Er¬ scheinungszeit einen geradezu erschütternden Beweis von hohen, unveräußerlichem Idealismus und von der Seelen¬ reinheit des Dichters. Es enthält mehr als die beiden vor¬ ausgegangenen Bücher an Persönlichem, der Dichter zieht sich hier gleichsam in seine eigene Gesellschaft zurück, vor einer Welt, die nicht die seine ist. Und dieses verstärkte Aufgreifen des Innenlebens spinnt sich nun fort in den traurigen Nachkriegsjahren, wo er zuerst bei mehr als fünfzig Hoamatgsang=Abenden als begeisterter Sprecher rundum im Lande Oberösterreich die Landsleute hinweist auf die unverlierbaren inneren Schätze, die dem „Landle trotz aller Kriegsverluste in seinem eigenen Wesen, in seiner Art und Kunst treu geblieben sind. Selbstbesinnung — und aus ihr ging der Weg in eine Zukunft hervor. In den Bei¬ fall, der seinen Worten folgte, mischten sich die frischen Stimmen der Steyrer Studenten, die Dr. Commenda fein¬ fühlig zum trefflichen Hoamatgsang=Quartett zusammen¬ schweißte. Lied folgte auf Lied und dazwischen trug ich aus 10

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